Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Würzburg (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

657 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 132.

Bm. Würzburg 1, Nr. 132

1298 [April 20 - Ende November]

Der Autor der Gesta Boemundi (als Teil der Gesta Treverorum continuata) schreibt zum Jahre 1298: In diesem Jahr gab es ein großes Wut- und Klagegeschrei fast aller schwäbischen Adligen (pene omnium Suevorum nobilium), die ein großes Unrecht anzeigten. Die ungläubigen Juden (perfidi Judei) hatten den Sohn eines adligen und mächtigen Mannes (puerum cuiusdam nobilis et potentis viri) zur Verachtung des christlichen Namens schändlich erwürgt. Das Verbrechen wurde jedoch schon bald offenbar, weil der gerechte Richter (iustus iudex) es nicht unbestraft lassen wollte. Die Schwaben erhoben sich wie reißende Wölfe, ergriffen die Waffen und wählten einen Rintfleisch genannten Adligen (virum quendam nobilem dictum Reyntfleis) zu ihrem Anführer (in principem et ductorem). Mit einem riesigen Heer griffen sie die Juden unbändig an, verschonten niemanden und zogen mit erhobenen Zeichen und Kriegsfahnen gewaltsam durch verschiedene Gebiete, indem sie machtvoll Städte, Befestigungen und Burgen brachen, in denen sie Juden vermuteten (civitates, munitiones et castra, in quibus Iudeos esse cognoverant, potenter infringentes). An verschiedenen Orten haben sie so viele Tausend Juden getötet.

Überlieferung:

, [Überprüfung der handschriftlichen Überlieferung steht noch aus], lat.; zur handschriftlichen Überlieferung vgl. die Einleitung von Waitz in der MGH-Edition, S. 374-376. .

  • Gesta Treverorum continuata, S. 480 f.;
  • Gesta Trevirorum (Wyttenbach) 2, S. 162;
  • Gesta Trevirorum (Hontheim), S. 480 f.;
  • Taten der Trierer 4, S. 100 (dt. Übers. nach Wyttenbach).
  • Agnoletti, Macellaio (2010), S. 302;
  • Rubin, Tales (1999), S. 50;
  • Lotter, Judenverfolgung (1988), S. 395 und 415 f.;
  • Lotter, Hostienfrevelvorwurf (1988), S. 554 f.

Kommentar:

Zu den Gesta Treverorum continuata vgl. ###CP1-c1-00hz###. Ähnlich wie bei Johannes von Winterthur (WB01, Nr. 521) wird hier ein Mord an einem Christen als Auslöser für die Verfolgungen angenommen, wobei in vorliegender Schilderung das Opfer ein Kind gewesen sein soll und damit möglicherweise ein Ritualmordvorwurf impliziert war.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 132, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/WB-c1-00c8.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht