Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Würzburg (1273-1347)

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Bm. Würzburg 1, Nr. 106

1293 November 1

Bischof Manegold von Würzburg verkündet in der Streitsache zwischen der Würzburger Kirche und der Judengemeinde der Stadt folgende Einigung. Solange König Adolf von Nassau regiert, zahlt die Judengemeinde dem Bischof Steuern in Höhe von 600 Pfund Hellern jährlich. Nach dem Tod oder einem Thronverzicht König Adolfs sollen die Juden während der Thronvakanz und maximal über zehn Jahre dem Bischof, seinem Nachfolger, und im Falle einer Sedisvakanz, dem Domkapitel Steuern in Höhe von 1.000 Pfund Hellern jährlich zahlen. Sobald ein neuer König regiert, sinkt die Steuer wieder auf 600 Pfund Heller. Der Bischof bestätigt den Würzburger Juden sämtliche ihnen von Päpsten, Kaisern, Königen und Bischöfen verliehenen Rechte, Freiheiten und Gewohnheiten (cum omnibus juribus libertatibus et approbatis consuetudinibus tam in scolis quam ante scolas ipsorum). Der Vertrag gilt zehn Jahre lang beginnend mit dem Tod oder dem Thronverzicht König Adolfs.

Siegelankündigung des Würzburger Bischofs und des Domkapitels.

Zeugen: Heinrich von Wechmar, Dompropst von Würzburg; Arnold, Domdekan von Würzburg; Albert von Löwenstein, Scholaster und Archidiakon von Würzburg; Lupold von Weiltingen, Propst des Johannesstifts in Haug, Kanoniker im Würzburger Domkapitel; Heinrich vom Rebstock, Bürger von Würzburg; Heinrich, genannt Weybeler, Bürger von Würzburg; Fritzo genannt Gyr, Bürger von Würzburg; Johannes, genannt Hane, Bürger von Würzburg; Otto, der Münzer, Bürger von Würzburg.

Datum et actum anno Domini millesimo ducentesimo nonagesimo tercio in die seu festo omnium Sanctorum. Pontificatus nostri anno sexto.

Rückvermerk:

de Sturae Judeorum herbipolensium et qualiter et usque ad quod tempus debeant persolvi 1293 (13. Jh.)

Überlieferung:

Würzburg, StA, Würzburger Urkunden 2824, Orig., lat., Perg.

  • MB 38, Nr. 58, S. 99-101.
  • Müller, Geschichte der Würzburger Judengemeinde (2011), S. 321;
  • Müller, Judengemeinde (2004), S. 74;
  • GJ 2, 2, S. 930.

Kommentar:

Nach der unstrittenen Königswahl von 1292 war die Herrschaft Adolfs von Nassau noch nicht gesichert, so dass ein Thronverzicht zugunsten des zunächst unterlegenen Albrecht von Habsburg im Jahr 1293 noch denkbar war. Für diesen Fall und für eine mögliche Thronvakanz wolte Bischof Manegold die Steuern der Würzburger Juden für sich sichern.

(bkr.) / Letzte Bearbeitung: 17.09.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 106, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/WB-c1-000e.html (Datum des Zugriffs)

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