Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Würzburg (1273-1347)

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Bm. Würzburg 1, Nr. 151

1298 Juli 25 - September 21

Einer der Schreiber des zwischen 1290 und 1299 verfassten Straßburger Ellenhard-Codex berichtet zum Jahr 1298: Vom Fest des Apostels Jakob [25. Juli] bis zum Fest des Apostels Matthäus [21. September] fand eine Judenverfolgung statt, die von einem fränkischen Adligen, Rintfleisch genannt, durchgeführt wurde (… facta est per quendam nobilem de Frankonia, qui nominabatur Rintfleusch). Man sagt, dass 100.000 Juden dabei in Würzburg (Erbipolis), Nürnberg (Nuͦrenberg) und zahlreichen weiteren Städten den Tod gefunden haben sollen. Der Grund für diese Verfolgung war, wie man sagt, der Umstand, dass Juden sich schwer am Leib des Herrn vergangen hatten, so dass Gott ihnen eine Verfolgung schickte und sie im gesamten Reich verfolgt worden wären, wenn König Albrecht (Albertus Romanorum rex) auf dem Rückweg von Aachen die Verfolgung nicht unterbunden hätte. (1)

(1) Die Krönung Albrechts fand am 24. August in Aachen statt.

Überlieferung:

St. Paul im Lavanttal, Stiftsarchiv, 25.4.15. (37/1), fol. 72r, Orig., lat.

  • Ellenhardi chronicon, S. 139;
  • Gotfridi de Ensmingen Argentinensis Gesta, S. 144;
  • Magni Ellenhardi chronicon, S. 53.
  • Müller, Juden in Chroniken (2014), S. 294;
  • Agnoletti, Macellaio (2010), S. 301 und 303 f.;
  • Rubin, Tales (1999), S. 49 f.;
  • Grabmayer, Diesseits (1999), S. 275;
  • Lotter, Judenverfolgung (1988), S. 393 f., 408, 411 und 415-418;
  • Lotter, Hostienfrevelvorwurf (1988), S. 551-555 und 558;
  • Arnold, Armledererhebung (1974), S. 42.

Kommentar:

Auf Veranlassung des maßgeblich am Sieg der Straßburger Bürger gegen Bischof Walter in der Schlacht von Hausbergen beteiligten Ellenhard verfassten zwischen 1290 und 1299 mehrere Autoren den Codex Ellenhardi, der auch das Chronicon Ellenhardi enthält. Der Bericht über die Rintfleischpogrome in Franken wurde relativ zeitnah angefertigt. Fritsche Closener übernahm eine wörtliche Übersetzung dieses Passus in alemannisch-oberdeutscher Mundart in seine 1362 abgefasste Chronik (Fritsche Closeners Chronik, S. 103). Zur Chronik Fritsche Closeners vgl. EL01, Nr. 199; von dort aus gelangte die Nachricht in die zwischen 1382 und 1415 niedergeschriebene und in mehreren Redaktionen erhaltene Chronik Jakob Twingers von Königshofen (Chronik des Jakob Twinger, S. 758).

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 151, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/CP1-c1-01s0.html (Datum des Zugriffs)

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