Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 154

1323 Oktober 21

Der Exekutor für Konzilsbeschlüsse der Diözese Meißen (executor conciliorum per Misnensem diocesem) (1) teilt allen Geistlichen in Görlitz und Bautzen in der Propstei Bautzen mit, dass die Äbtissin und der Konvent des Klosters St. Marienstern (2) geklagt haben, dass Ulman von Heinrichsdorf (3), sein Sohn Friczko und Heinrich, ein Diener des Vogts in Görlitz, Güter des Klosters in Bernsdorf (4), Schönau und Kießdorf (Kiselingesdorf) geplündert haben und Pferde und Vieh in die Stadt Görlitz geführt und bei Juden, nämlich bei Johannes, Schwiegersohn Jakobs, Johannes, Schwiegersohn Salomos, und dem kleinem Jakob, als Pfand gesetzt haben (deducta in civitatem Goerlitz et (5) apud judeos, scilicet Joh[ann]em, generum Jacob, et Joh[ann]em, generum Salomonis, et minorem Jacob, pignoribus obligata). Deshalb fordert der Exekutor alle Geistlichen bei Strafe auf, den Herrn Ulmann, seinen Sohn Friczko und Heinrich, Diener des Vogts, sowie die genannten Juden in Görlitz und ihre Verbündeten (et dictos judaeos in Goerlicz et eorum complices) (6) zu ermahnen, dass sie binnen 14 Tagen das Geraubte zurückgeben oder sich mit Äbtissin und Konvent freundschaftlich und in Liebe einigen. Ansonsten sind die Räuber exkommuniziert.

Datum anno domini Mᵒ. CCCᵒ XXᵒ tercio, feria sexta proxima ante diem beati Galli.

Der Datierung folgt die Ankündigung des Siegels des Exekutors. Weiterhin fordert er auf, die genannten Juden (antedictos judaeos), die das Raubgut als Pfand genommen haben, innerhalb der Frist zu ermahnen, das Raubgut der Äbtissin und dem Konvent zurückzugeben. Ansonsten seien alle, die mit den Juden Gemeinschaft pflegen, exkommuniziert.

Datum ut supra.

Rückvermerk:

Monitorium contra quosdam spoliatores in Busdorff et judeos 1323 feria 6. ante Galli (14. Jh.)

(1) Der Name wird nicht genannt. Am Beginn des Satzes, vor executor stehen zwei Auslassungspunkte.

(2) Gelegen im heutigen Panschwitz-Kuckau.

(3) Heute Großhennersdorf.

(4) Heute Bernstadt an der Eigen.

(5) Zwischen Goerlitz und et steht gestrichen deducta. Knothe lässt in seiner Edition das et ebenfalls weg.

(6) Die Passagen et dictos Judaeos und et eorum complices stehen jeweils über der Zeile. Nur vor in Goerlicz verweist ein Zeichen auf den Nachtrag. Die Zeile kann daher auch et dictos Judaeos et eorum complices in Goerlicz gelesen werden. Weitere Streichungen oder Einfügungen außer dieser und der in Anm. 5 genannten wurden in der Urkunde nicht vorgenommen.

Überlieferung:

Panschwitz-Kuckau, Zisterzienserinnen-Abtei Kloster St. Marienstern, Archiv, Urkunde Nr. 80 (a. Z. Nr. 147), Orig., lat.; ebd., 2 Abschriften (19. Jh.; eine davon fehlerhaft) (ohne Signatur).

  • Knothe, Geschichte des Eigenschen Kreises (1870), Nr. 21, S. 66 f.
  • Jecht, Geschichte Görlitz 1, 1 (1926), S. 107;
  • Knothe, Geschichte der Juden (1881), S. 59;
  • Knothe, Geschichte Marienstern (1871), S. 45;
  • Knothe, Geschichte des Eigenschen Kreises (1870), S. 11.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 09.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 154, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-0034.html (Datum des Zugriffs)

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