Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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281 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 193.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 192

1330 April 12

Ludwig, römischer König, erklärt allen Grafen, Herren und Adeligen in der Landgrafschaft Thüringen, in Meißen und in der Ostermark, (1) dass er Friedrich, Landgraf von Thüringen, der Mark Meißen, der Ostmark und der Herrschaft Pleißen, seinem Schwiegersohn, aus seiner Zuneigung und Liebe wegen dessen besonderer Treue und Verdienste die Juden in der Landgrafschaft Thüringen, der Mark Meißen und der Ostmark und den Orten und Städten der Adressaten (ut omnes iudeos et singulos in lantgraviatu Duringie, Myssinensis et orientalis terrarum marchionatibus ac vestris locis et oppidis) überträgt. Sie sollen auch die Abgaben und Steuern (sturas seu collectas), die ihm und dem Reich schon viele Jahre vorenthalten wurden, dem Landgrafen zahlen bis zu seinem Lebensende. Ebenso besitzt er die Gerichtshoheit und Herrschaft, wie sie der römische König oder Herrscher an ihnen und über sie inne hat (ac omnem iurisdictionem et dominium, quod romanus rex seu imperator in ipsis obtinet ac eciam super ipsos). Unter der Strafe der Acht gilt dies auch für die Juden in den Gebieten, Orten, Städten und Burgen der Adressaten, die dem Landgrafen unterstehen (in terris, locis, civitatibus, oppidis et municionibus vestro subiectis domino) (2). Sie sollen ohne Widerspruch bei der genannten Strafe die Einforderung der Abgaben der Juden nicht behindern, sondern unterstützen.

Datum in Monaco, feria quinta post diem Pasce, regni nostri anno sextodecimo, imperii vero tercio.

(1) Ab hier gleicht der Brief dem an die Städte Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen gerichteten Brief vom selben Tag (TW01, Nr. 1939.

(2) Im Brief an die Städte Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen heißt es statt dessen: „in euren obengenannten Orten und Städten“ (in locis et oppidis vestris supradictis). Danach folgt wieder derselbe Wortlaut.

Überlieferung:

Dresden, HStA, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 2519, Orig. (Kriegsverlust), lat.

  • MGH Const. 6, 1, Nr. 731, S. 622.
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 4, Nr. 3684, S. 222.
  • Ruf-Haag, Juden (2009), S. 53-57;
  • Lämmerhirt, Juden (2007), S. 26 f.;
  • Keller, Kammerknechte (2000), S. 279 (falsch datiert);
  • GJ 2, 2, S. 819.

Kommentar:

Diese Übertragung betraf auch die Juden in Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen und wurde diesen Städten in einem fast wortgleichen Brief mitgeteilt. Dieser zweite Brief wurde weit häufiger als Edition oder Regest publiziert, zum Teil mit fehlerhaften Datum; siehe TW01, Nr. 193. Die Übertragung des Judenprivilegs wurde nach Friedrichs Tod seinen Söhnen durch König Karl IV. bestätigt; vgl. ###TW-c1-004m###.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 11.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 192, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/CP1-c1-010g.html (Datum des Zugriffs)

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