Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 201

1332

Sub Anno domini M. CCCᵒ. XXXIIᵒ

Hermann von Bibra, Dekan der Erfurter Marienkirche und erzbischöflicher Provisor der Mainzer Kirche, hat im Jahr 1332 aus alten Büchern, Registern und mit Hilfe von Befragungen zum Gewohnheitsrecht (ex antiquis libris et registris ac ex diligenti indagacione et inquisicione eorum) alle an den Mainzer Erzbischof gehenden Abgaben zusammengetragen.

Das Verzeichnis erwähnt Juden folgendermaßen:

[1] Die Juden zahlen jährlich zu Neujahr an den erzbischöflichen Mainzer Hof ein Pfund Pfeffer und ebenso an den Erzdiakon, an den Kämmerer und an den Schenken des Erzbischofs (Judei Erfordenses tententur dare singulis annis ad allodium circumcisione domini unum talentum piperis et vicedomino talentum, camerario talentum, pincerne archiepiscopi talentum).

[2] Im Zusammenhang mit den Abgaben von den Fleischbänken wird deren Lage von der Krämerbrücke über die Münzstätten bis zum Hof mit Namen Judenhut, in welchem schlechtes Fleisch verkauft wird, beschrieben (Et notandum, quod longi banci citra pontem mercatorum ab introitu bancorum, dum itur ad bancos de moneta ascendendo citra vicum, qui vocatur Juͦdenhut, in quo venduntur carnes rancee, ex utraque parte dant liberum censum, item omnes banci inter antiquas macellas).

[3] Der Stadtrat von Erfurt zahlt von den vier Fleischbänken der Juden an der Gera am Krautsteg 40 Denare (Notandum eciam quod consules Erfordenses dant de IIIIᵒ. bancis carnificum edificatis super Geram apud Crutstege, quos habent Judei XL. den.).

[4] Die Erfurter Juden geben jährlich zu St. Martin (1) 100 Mark reinen Silbers für die Bestätigung ihrer Rechte. Der Erzbischof kann dies ändern und sie zu einer höheren Summe zwingen (Item Judei Erfordenses dant singulis annis in festo beati Martini centum marcas puri argenti pro confirmaccione iurium et indultuum ipsorum et hoc potest archiepiscopus mutare, dum vult, ita quod artabit eos, si potest, ad maiorem summam).

[5] Wird ein auswärtiger verstorbener Jude nach Erfurt zur Bestattung auf dem dortigen Friedhof der Juden gebracht, sind nach altem Recht 30 Denare zu geben (Notandum quod de quolibet Judeo mortuo extraneo de quocumque loco ducitur seu portatur Erfordia ad sepeliendum in cimiterio iudeorum debet dari nomine theolonei ex antiquo iure XXX. denaris).

[6] Beim ersten Eintritt eines Erzbischofs in die Stadt Erfurt (in primo ingressu civitatis Erfordensis ab archiepiscopo Moguntio) zahlen die Juden 20 Pfund neue Erfurter Denare. Während der Anwesenheit des Erzbischofs in der Stadt geben sie seinem Schreiber Pergament (Item judei tenentur ei propinare XX talenta novorum Erfordii. Item notandum quod in presencia archiepiscopi Moguntini judei Erfordenses tenentur dare pergamentum ad notarium suum in habundancia).

(1) November 11.

Überlieferung:

Magdeburg, LHA, Copiar 1385, fol. 3r, 17v, 18r, 19r und 20r, Orig., lat.; ebd., Copiar 1384b I, fol. 2v, 12v, 14v und 15v (Abschr., 14. Jh.); ebd., Copiar Nr. 1384b II, fol. 1r, 11r/v, 12r/v und 13r (Abschr., 14. Jh.).

  • Die ältesten Weisthümer der Stadt Erfurt, Nr. 2, S. 37 f.; Nr. 125 f., S. 87 f.; Nr. 129, S. 89; Nr. 140, S. 91, und Nr. 148-150, S. 94.
  • Lämmerhirt, Friedhof (2013), S. 17;
  • Lämmerhirt, Erfurt (2010), S. 340;
  • Ruf-Haag, Juden (2009), S. 58-60 und 73 f.;
  • Wolf, Erfurt (2005), S. 153 und 162, Anm. 76;
  • Die ältesten Weisthümer der Stadt Erfurt, S. 30-36 und 280.

Kommentar:

In der Forschung wird dieses Verzeichnis als „Bibra-Büchlein“ bezeichnet.

(mlä. ) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 201, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/CP1-c1-00av.html (Datum des Zugriffs)

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