Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 218

1341 März 13, Wismar

Fürst Albrecht II. von Mecklenburg (Nos Albertus dei gratia Magnopolensis, Stargardie et Rozstock dominus) bekundet, dass der Rat zu Wismar die hervorgehobenen Juden Salomo von Rostock, der einst in Schwerin gelebt hat, sowie seine Erben, und die Brüder Mosseke und Jakob, Söhne Salomos, der einst in Wismar gelebt hat, für zwölf Jahre in Wismar aufgenommen hat (discretos iudeos Salemonem de Rostock (1), qui quondam morabatur in Zwerin, et suos heredes, ac Mossekinum et Jacobum fratres (2), filios Salemonis, quondam in Wysmaria commorantis (3), in dictam nostram civitatem Wýsmer receperunt, ibidem per duodecim annos abhinc continue numerandos commorandi (!)). Die Aufnahme erfolgt so, dass diese in einzelnen, sie betreffenden Fällen so verfahren müssen, wie es das Lübische Recht vorschreibt, so auch, dass besagter Salomo und seine Erben in besagter Stadt ein Haus und eine darin wohnende Hische (4) haben, ebenso sollen Mosseke und Jakob und ihre Erben ein Haus und in diesem eine Hische haben (ita quod in singulis casibus ipsos (!) medio tempore tangentibus facere et accipere debeant, quod decreverit jus Lubicense, sic eciam, quod dicti Salemon et sui heredes in dicta civitate unam habeant domum et unum hysche in illa habitantem, similiter Mosseke et Jacobus et ipsorum heredes unam domum et in illa unum hysche). Die vorgenannten Ratsherren sollen die bezeichneten Juden um des Fürsten willen so wirksam wie möglich schützen und begünstigen, außer gegen ihn selbst und die mecklenburgische Herrschaft (volunt insuper nostri consules predicti dictos iudeos causa nostri, ut efficacius poterunt, tueri et proplacitare preterquam contra nos et dominium Mangnopolense). Falls innerhalb dieser zwölf Jahre irgendeiner der besagten Juden verstirbt, können dessen Erben persönlich im gleichen Stand verbleiben oder einen anderen an ihre Stelle setzen, der dann die genannten Freiheiten für den Rest der beschriebenen Zeit genießen soll, solange sie - wie bestimmt - in zwei Häusern und in zwei Hischen ihre Wohnungen einnehmen (si eciam infra dictos duodecim annos aliquis dictorum iudeorum moreretur, heredes illius possent personaliter in eodem statu permanere aut alium in locum suum constituere, qui predictis libertatibus per predictum tempus tunc residuum perfruetur, dummodo in duabus domibus et duobus hyschen, ut predicitur, suas optineant mansiones). Wenn aber einer der vorgenannten Juden sich innerhalb der zwölf Jahre anderswo aufhalten will, muss er unter gleichen Bedingungen für die Restzeit einen anderen an seine Stelle setzen (si vero aliquis iudeorum predictorum infra dictos duodecim annos alibi vellet commorari, alium in locum suum deberet constituere per tempus suum sub condicionibus antedictis). Die genannten Juden haben schließlich den Bürgermeistern in allen Dingen wie die Bürger der Stadt zu folgen und zu gehorchen (super omnia dicti iudei consulibus nostris predictis in omnibus sicuti nostri cives ipsis commissi parere debent et obedire).

Datum Rozstock, anno domini MᵒCCCᵒXLᵒ primo, feria tercia ante Letare.

Gegenwärtig sind Otto [von] Dewitz, Gottschalk Storm, Eckhard Hardenack und Raven [von] Barnekow, Ritter, sowie andere glaubwürdige Männer (presentibus Ottone Dewitze, Godschalco Storm, Eghardo Hardenacken et Ravone Barnecowen, militibus, et ceteris pluribus fide dingnis). (5)

(1) Der hier genannte Salomo von Rostock könnte identisch mit anderen, gleichnamigen Juden aus Rostock sein; vgl. NO01, Nr. 105, NO01, Nr. 170, NO01, Nr. 174, NO01, Nr. 239, NO01, Nr. 240 oder NO01, Nr. 256. Salomo ist der einzige nachweisbare Jude, der - zumindest zeitweise - in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Schwerin lebte.

(2) Mosseke und Jakob scheinen jedoch nicht oder nur kurze Zeit nach Wismar übergesiedelt zu sein. Für sie zwischen 1346 und 1350 ausgefertigte Schuldscheine lokalisieren die beiden Brüder in Rostock; vgl. NO01, Nr. 258 mit Sammlung der weiteren Belege. In Wismar werden vielmehr ihr Schwager Isaak, die Brüder Isaak und Daniel und ein Jude namens Markward genannt (vgl. GJ 2, 2, S. 913) (NO01, Nr. 222, NO01, Nr. 224, NO01, Nr. 226, NO01, Nr. 247, NO01, Nr. 259, NO01, Nr. 266 und ###NO-c1-008v###).

(3) Der hier genannte Salomo von Wismar könnte identisch mit anderen, für Wismar nachgewiesenen Juden gleichen Namens sein; vgl. NO01, Nr. 52, NO01, Nr. 80 oder ###NO-c1-008w###.

(4) Hisch beziehungsweise hische: mnd., Familie, Familiengemeinschaft, Hausgemeinschaft, Ehepaar mit den Familienangehörigen und dem Gesinde.

(5) Das Wismarer Privilegienbuch ist noch ohne Pagination. Nähere Angaben folgen einer eigenen Zählung. Der Eintrag befindet sich unter der Nr. LXI und der Rubrik Littera iudeorum.

Überlieferung:

Wismar, StadtA, Abt. VI, Rep. 1 A 1, fol. 53v-54r, [Nr. LXI], Abschr. (2. Viertel 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zum Wismarer Privilegienbuch vgl. NO01, Nr. 49.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 31.05.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 218, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-008c.html (Datum des Zugriffs)

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