Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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273 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 194.

Norddeutschland 1, Nr. 194

1338 [zwischen Dezember 14 und 24], Wismar

Eintrag im Wismarer Liber parvus civitatis: (1)

Heine [von] Stralendorf, sein Onkel Heinrich [von] Stralendorf und Gödeke Pren von Steinhaus versprechen 'redend' dem Wismarer Juden Danis als Pfand ein [Pferd] für 30 Lübische Mark, welches innerhalb einer Woche nach Carnisprivium zurückzukaufen ist, anderenfalls ist das Pfand zu erhöhen. Falls das Pferd zwischen Tränke und Krippe stirbt, müssen die Schuldner Danis für die 30 Mark und für Futter und den Zins nach üblichem Brauch der Juden 'am Halfter Genüge tun'. Verhandelt im Jahr [13]38 nach Lucia. Heine und Heinrich [von Stralendorf] halten [Gödeke] Pren [von Steinhaus] schadlos: Heyno Stralendorp et Hinricus Stralendorp patruus eius et Ghod Pren de Stenhuse promiserunt redent (2) Daniese iudeo Wismariensis (3) ad pingnus unum pro XXXᵃ marcis Lubicensibus infra octo dies post Carnisprivium (4) redimendum aut tunc pingnus augmentandum. Si equus moritur intra adaquacionem et presepium tunc eidem ad funem debent satisfacere pro dictis XXX marcis et pro pabulo et usura more solito iudeorum. (5) Actum anno XXXᵒ VIIIᵒ post Lucie (6). Heyno et Hinricus tenebunt Prene indempnem (7).

(1) Wegen des im Raum üblichen Weihnachtsstils (Jahresanfang: 25. Dezember) und der Angabe post Lucie wird der Eintrag auf die Zeit zwischen dem 14. und dem 24. Dezember datiert. Am Rand die Darstellung eines spitz zulaufenden Judenhuts mit langen Bändern. Das Zeichen wiederholt sich im Liber parvus civitatis (Abt. VI, Rep 1. B, 1) noch mehrfach (Belege in NO01, Nr. 189).

(2) Zur Begrifflichkeit s. NO01, Nr. 188, Anm. 5.

(3) Zu Danis vgl. auch NO01, Nr. 175, NO01, Nr. 176, NO01, Nr. 177, NO01, Nr. 183, NO01, Nr. 185, NO01, Nr. 188, NO01, Nr. 189, NO01, Nr. 190, NO01, Nr. 191, NO01, Nr. 195, NO01, Nr. 193, NO01, Nr. 192, NO01, Nr. 198 und NO01, Nr. 208. Möglicherweise ist Danis mit dem ebenfalls für Wismar belegten Juden Daniel (NO01, Nr. 247 und NO01, Nr. 252) identisch.

(4) 1339 Februar 9.

(5) Diese Regelung entbindet den Juden von einer Haftung, falls das Pferd bei den normalen täglichen Verrichtungen, die seinem Erhalt dienen (Tränkung, Fütterung etc.), stirbt. Vgl. MUB 12, S. 188, 293, 413 und die gleiche Bestimmung in NO01, Nr. 189, NO01, Nr. 190, NO01, Nr. 191, NO01, Nr. 193 und NO01, Nr. 247.

(6) 1338 Dezember 13.

(7) Der letzte Satz folgt auf das Datum. Aufgrund von Schriftfarbe und Feder ist er vermutlich nachgetragen.

Überlieferung:

Wismar, StadtA, Abt. VI, Rep. 1 B 1, fol. 70r, Orig., lat., Perg.

Kommentar:

Zum Liber parvus civitatis der Stadt Wismar vgl. NO01, Nr. 185.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 29.06.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 194, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-008a.html (Datum des Zugriffs)

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