Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 199
1339 [nach Januar 6], Wismar
Eintrag im Wismarer Ratswillkürbuch: (1)
Die Ritter Heinrich von Blücher, Heinrich Raven und Gottschalk Pren sowie die Knappen Heine und Heinrich von Stralendorf und Hennekin Pren haben völlige Streitbeilegung durch Gottschalk Pren von Steinhaus und seine Erben geschworen. Gegen die Ratsherren und Bürger Wismars soll dauerhaft wegen Gottschalk Prens Gefangensetzung keine Klage folgen. Die Versprechen haben Johann Rodekogel, Johannes [von] Kröpelin, Andreas Lasche, Johann Mule und Georg Wittenbek stellvertretend für alle Ratsherren entgegengenommen: Dominus Hinricus de Bluͦchere, dominus Hinricus Raven, dominus Ghodschalcus Preen, milites, Heyno et Hinricus de Stralendorpe et Hennekinus Pren, famuli, promisuerunt pro plena composicione per Ghodscalcum Prene de Stenhuse et suos heredes et omnes amore ipsorum facere et dimittere volentes, genitos et generandos, ita quod super sua captivitate (2) contra consules et cives nostros nulla accio in perpetuum sequi debebit. Promissiones receperunt domini Johannes Rodekoghele, Johannes Cropelyn, Andreas Lasche, Johannes Mule et Georrius Wittenbeke ad manus omnium dominorum meorum. (3)
(1) Der Vorgang ist undatiert; die Urfehde muss aber zeitlich nach dem am 6. Januar 1339 erfolgten Auslöser der Verhaftung (NO01, Nr. 198) liegen. Eingetragen wurden sie zeitnah auf Lage IX des Ratswillkürbuches von der Hand des Stadtschreibers Nikolaus Swerk. Sie ist vom auf fol. 55r geschilderten Auslöser getrennt, weil das Ratswillkürbuch eine innere Ordnung verfolgt, und ab fol. 55r die Malitie, nequitie, exorbitaciones et iniurie civibus et civitati facte et illate sammelt und auf fol. 94r die Urfehden beginnen lässt.
(2) Auslöser der Gefangensetzung Gottschalks war zweifellos die Entführung des Juden Danis vom 6. Januar 1339 (NO01, Nr. 198); vgl. auch die beiden anderen diesbezüglichen Urfehden (NO01, Nr. 201 und NO01, Nr. 200).
(3) Auch wenn die Zahl der hier genannten Ratsherren geringer ist und der Begriff orveyda nicht fällt, dürfte der hier behandelte Schwur zeitgleich zu den beiden anderen (NO01, Nr. 201 und NO01, Nr. 200) erfolgt sein und auch inhaltlich dasselbe meinen.
Überlieferung:
Wismar, StadtA, Ratswillkürbuch, fol. 95r, Orig. (Kriegsverlust), lat., Perg.; ebd., Abt. VI, Rep. 1 D (1853), fol. 95r.
- MUB 9, Nr. 5933C, S. 167;
- Wigger, Geschichte 1 (1870), Urk. Nr. 286, S. 204 f.
- Fouquet/Rabeler, Juden (2012), S. 28;
- GJ 2, 2, S. 913;
- Donath, Geschichte (1874), S. 15.
Kommentar:
Zum Wismarer Ratswill(e)kür(e)buch vgl. NO01, Nr. 198.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 12.05.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 199, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-0083.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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