Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 127

[um 1330], Braunschweig

Ein namentlich nicht genannter Zeuge berichtet von einem Friedbruch in seinem Haus, bei dem es sich um ein Wirtshaus handeln dürfte. Ausgangspunkt war eine verbale Auseinandersetzung zwischen Heinrich Schilder (Heyneke Schildere; 'Maler') und einer Jodenbeckere (1) genannten Person. Der Aussage des Zeugen zufolge seien die beiden in sein Haus gekommen, und Judenbäcker habe Heinrich Schilder einen Krug Bier gegeben. Er habe dabei auf ihn eingeredet mit Worten, die der Zeuge als Streitworte (vedewort) auffasste, weshalb er Judenbäcker mehrmals bat, lieber zu schweigen, und ihn schließlich aufforderte, sein Haus zu verlassen. Unterdessen sei Schilders Knecht mit einem langen Spieß gekommen, offenbar auf Anweisung seines Herrn, und ließ sich auch von der Frau des Zeugen nicht abweisen. Dann sei Sparenberg erschienen. Aber Till Schilder (Tyle Scyldere) (2) und er, der Zeuge, hätten ihn wieder aus dem Haus gedrängt. Sparenberg, der offenbar Gegenstand des Streits zwischen Heinrich und Judenbäcker war, kam mit zwei weiteren Männern bewaffnet zurück. Sparenberg fragte Judenbäcker, warum er hinter seinem Rücken schlecht über ihn rede. Ein Beutlerknecht mischte sich ein: Was er damit meine? Sparenberg beschuldigte nun den Knecht und gab an, vom Knecht Hans' van Lafferd davon gehört zu haben. Schließlich ließ Sparenberg die Schwerter sprechen und sie begannen sich zu schlagen, worauf er, der Zeuge, aufstand und sich auf seine Kammer begab. Noch ein zweites Mal habe es solchen Streit in dem Haus gegeben, doch wer dabei gewesen sei und wer nicht, davon wisse er nichts mehr. (3)

(1) Ob diese Bezeichnung auf eine Funktion hinweist oder ob es sich um einen mehr oder weniger davon losgelösten Namen handelt, ist nicht zu klären. In Rothenburg o. T. ist zum Jahr 1375 ein Hans Judenbeck bezeugt, der nach GJ 3, 1, S. 1259, 'vielleicht' die Judenschaft versorgte. Möglich ist auch, dass ein christlicher Bäcker den Ofen zur Verfügung stellte, in dem die jüdischen Haushalte ihr Brot ausbuken.

(2) Vielleicht handelte es sich um einen Verwandten Heynekes.

(3) Der auf einem losen Pergamentblatt überlieferte Vorfall ist undatiert, die zeitliche Einordnung folgt UB der Stadt Braunschweig 3, Nr. 285, S. 215 f.

Überlieferung:

Braunschweig, StadtA, verschollen, dt.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 127, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-005k.html (Datum des Zugriffs)

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