Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 179
1337 Juli 8, Diebach
Kaiser Ludwig der Bayer (Ludowig von gotes genaden Roͤmischer keiser) teilt Rat und Bürgern der Stadt Osnabrück mit, dass er Graf Heinrich von Waldeck (dem Edeln mann Graf Hainrichen von Waldegk) den Schutz über seine und des Reichs Juden in Stadt und Bistum Osnabrück übertragen hat (enpfolhen und vollen gewalt geben haben uͤber unser und des Richs juden in der stat und dem Bistum ze Osenbruͤkin), so dass jener künftig von diesen zins, stuͤvr und dienst fordern und nehmen kann und diese jenem auch an andern sachen warten suͤllen als uns selber. Er befiehlt der Stadt, die Juden dazu anzuhalten, ihre Pflichten gegenüber Graf Heinrich zu erfüllen (daz ir di vorgenanten juden dar zu haltend und ouch mit in schaffent, alz verre ir muͤgt, daz si im warten, dienen und gehorsam sein an unserr stat mit allen sachen, als si durch recht suͤllen).
Geben ze Dyepach an dinstag vor Margarete, in dem driw und zweinzigisten iar unsers riches und in dem zehenden des keysertumͦs.
Überlieferung:
Marburg, StA, Urkunden 85, Nr. 596, Orig., dt., Perg.
- MGH Const. 7, 1, Nr. 259, S. 155;
- Grundlage der Waldeckischen Landes und Regestengeschichte 1, Urkundenbuch, Nr. 72, S. 157 f.;
- Münstrische Monatschrift 1,3 (1786), S. 92 f. [zu 1323];
- Teutsche[s] Reichs Archiv 23, Nr. 5, S. 1423 f. [zu 1323];
- Gräfflich Waldeckische Ehrenrettung, Beilage 6, S. 236 f.
- Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg, Nr. 40, S. 11;
- Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 117, S. 41;
- RI (alt) 1314-1347, Nr. 1844, S. 114.
- Heese, Judentum (2019), S. 63;
- Kühling, Juden (1969), S. 30;
- GJ 2, 2, S. 634;
- Rothert, Geschichte 2 (1938), S. 26;
- Rothert, Juden (1936/37), S. 58;
- Gierse, Geschichte (1878), S. 47-49;
- Wiener, Geschichte Juden Osnabrück (1862), S. 347;
- Stüve, Handel (1860), S. 138;
- Stüve, Geschichte des Hochstifts Osnabrück 1 (1853), S. 191;
- Spieker, Lage (1809), S. 169.
Kommentar:
Unklar ist, ob sich die Maßnahme gegen den Bischof von Osnabrück (dem keine Parteinahme gegen den Kaiser im Streit mit dem Papsttum anzulasten ist) richtete oder dem besonderen Schutzbedürfnis der Juden aufgrund der Erfahrungen der Mitte 1336 in Franken ausgebrochenen Verfolgungen entgegenzukommen versuchte. Zeitgleich wird Heinrich von Waldeck auch die Obhut über die Juden des Bistums Münster (WF01, Nr. 158) übertragen. 1323 war ihm bereits der Schutz über die Reichsstadt Dortmund und die dort wohnenden Juden zugewiesen worden (WF01, Nr. 102). Es ist kaum anzunehmen, dass Heinrich von Waldeck seine Rechte zur Geltung brachte.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 04.05.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 179, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-003f.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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