Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 206

1339 Oktober 16, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar macht bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Abraham, wonach Abraham, dessen Ehefrau und alle seine unverheirateten Kinder (Abraham iudeum (1) et uxorem suam et omnes pueros ipsius non coniugatos) vom kommenden Osterfest an für die Dauer von neun Jahren in seinen besonderen Schutz zum Verbleib in Goslar aufgenommen hat. Der Rat hat die begünstigten Juden aus der Gemeinschaft der anderen in Goslar wohnenden Juden eximiert, indem diese sich nicht an der jährlichen Abgabe, die Schoß genannt wird, beteiligen (a festo pasche proximo (2) usque dum novem annorum circulus evolutus fuerit, in nostram specialem protectionem ad manendum in nostra civitate, eximentes ipsos a consorcio pariter et communitate aliorum nostrorum iudeorum in hunc modum videlicet, quod ipsis non cooperabuntur nec aliquod subsidium facient ad contributionem, que schot dicitur, quam nobis inpendunt annuatim). Stattdessen zahlen sie für das erste der Jahre dem Rat drei Mark am Michaelsfest, für die übrigen acht Jahre entrichten sie jeweils ohne Verzug 4 Mark, ebenfalls am Michaelsfest (sed primo istorum anno nobis tres marcas puri argenti erogabunt festo Michahelis (3), aliis vero octo annis singulis festo Michahelis IIIIᵒʳ marcas puri argenti nobis absque inpedimento ministrabunt). Wenn der König oder das Reich irgendeine Abgabe von den übrigen Goslarer Juden einfordert, dann müssen jene trotz dieser Vereinbarung im ersten Jahr ebenso mit diesen das Schuldige leisten (ista etiam gratia sibi reservata, si serenissimus dominus noster rex aut imperium aliquid nomine collecte a ceteris nostris iudeis exigeret, nichilominus dicto primo anno ipsi similiter cum eisdem facient, quod debitum fuerit faciendum). In den folgenden acht Jahren leisten sie aber zur Abgabe an den König oder an das Reich, sofern es in der Befugnis des Rates liegt, nicht mit den übrigen Goslarer Juden, sondern sie geben zur Abgabe getrennt für sich, wie sie die besondere Gnade des Rates genießen (dictis autem VIII annis sequentibus ad collectam regis aut imperii, cuius si posse habuerimus, cum ceteris nostris iudeis non tribuunt, sed ad eam facient divisim pro se, prout in nostra gratia habere poterunt speciali). Ihnen wird gleich den übrigen Goslarer Juden eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis similiter aliis nostris iudeis plena iustitia in omnibus eque frui). Die Vorgenannten dürfen während der Laufzeit der Vereinbarung von keinem Juden Geld zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sich nicht mit dem Rat über dessen Sonderbesteuerung verhandelt haben (predicti etiam durantibus annis supradictis nullius iudei pecuniam ad suos usus recipient, nisi specialem exactionem de eadem nobis curaverint elargiri). Jedes Mal wenn sie eines ihrer Kinder verheiraten, müssen diese für ihren Verbleib gemäß Gewohnheit selbst Vereinbarungen mit dem Rat treffen (item quandocunque et quotcunque pueros suos ad copulam coniugalem tradiderint, hii extunc pro sua mansione secundum nostram consuetudinem placitabunt).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXIXᵒ, in die beati Galli confessoris. (4)

(1) Abraham ist möglicherweise identisch mit dem gleichnamigen Juden des Schutzbriefes vom 6. Dezember 1334 (NO01, Nr. 161) beziehungsweise mit Abraham dem Guten (NO01, Nr. 272; ###NO-c1-0034###; ###NO-c1-0035### und ###NO-c1-0036###).

(2) 1340 April 16.

(3) September 29.

(4) Der Eintrag ist gestrichen.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 103v, [Nr. 298], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

  • GJ 2, 1, S. 285 f. und 289, Anm. 1.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 206, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002s.html (Datum des Zugriffs)

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