Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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273 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 167.

Norddeutschland 1, Nr. 167

1335 November 29, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit der Schwester des verstorbenen Juden Jordan (soror pallidi Iordani iudei) (1), wonach Bezalel, der Sohn Jordans (Betzallel filius eiusdem Jordani), dessen Ehefrau Mnuche (Mnuche uxor sua) und Roneke, die Tochter Jordans (Roͮneke iam dicti Iordani filia) vom kommenden Fest der Geburt Christi an für die Dauer von zwei Jahren des besonderen Schutzes des Rates unterstehen und von der Abgabe der anderen Juden eximiert werden. Dafür sollen sie dem Rat jährlich eine Mark, eine halbe am Pfingstfest und eine andere am Martinsfest zahlen (a festo Nativitatis Christi proximo (2), usque dum duo anni finaliter sint expleti, nostra speciali protectione gaudebunt exempti ab aliorum iudeorum contributione, pro quo nobis dabunt singulis annis unam marcam puri argenti, dimidiam videlicet in festo Pentecostes (3) et aliam dimidiam in festo Martini proxime nunc venturo (4)). Gleich den übrigen Goslarer Juden wird ihnen eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis similiter aliis nostris iudeis plena iustitia in omnibus congaudere). Während dieser zwei Jahre dürfen sie von keinem anderen Juden Geld zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie dem Rat davon nicht eine Sonderabgabe leisten (durantibus etiam hiis duabus annis nullius iudei pecuniam ad usus suos recipient, nisi nobis specialiter contribuant de eadem). Falls der König oder ein kaiserliches Mandat eine Steuer oder irgendeine Unterstützung von den anderen Goslarer Juden einfordert, dann müssen jene gleich den übrigen Goslarer Juden machen, was ihnen möglich ist (si vero dominus noster rex aut inperiale mandatum collectam vel subsidium aliquod ab aliis nostris iudeis exigerent, nichilominus ipsi eque aliis iudeis facient, quod possibilitate fuerit faciendum).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXᵒ quinto, in vigilia Andree apostoli. (5)

(1) Die Schwester wird nicht namentlich erwähnt. Lange, Geschichte (1994), S. 24, interpretiert pallidus als Beinamen Jordans ('der bleiche Jordan').

(2) 1335 Dezember 25.

(3) 1336 Mai 19 und 1337 Juni 8.

(4) November 11. An dieser Stelle endet die Edition. Der weitere Text folgt verschiedenen vorangegangenen Schutzbriefen.

(5) Die obere Hälfte des Eintrages ist gestrichen. Am Rand steht rechts oben (von zeitgleicher Hand): de contractu iudaico.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 92r, [Nr. 260], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 167, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002r.html (Datum des Zugriffs)

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