Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 164

1335 Juni 3, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Isaak, wonach Isaak, dessen Frau Razeke und alle ihre unverheirateten Kinder zum Verbleib in Goslar aufgenommen (recepimus Ysaac iudeum et Razeken uxorem suam necnon omnes ipsorum pueros non coniugatos ad manendum nobiscum) und vom kommenden Pfingstfest an für die Dauer von vier Jahren von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden derart eximiert werden, dass sie sich an der Abgabe, die Schoß genannt wird, nicht beteiligen, sondern dem Rat jährlich auf die Dauer von vier Jahren eine feine Mark am Martinstag geben (a festo penthecostes nunc proximo (1), usque dum quatuor annorum circulus fuerit evolutus (2), eximentes eos, a consortio et communitate aliorum nostrorum iudeorum sub hac forma, videlicet quod eis non cooperabuntur ad contributionem, que schot in vulgo dicitur, sed nobis unam marcam puram in die beati Martini episcopi (3) hiis quatuor annis durantibus quolibet anno dabunt). Gleich den übrigen Goslarer Juden wird ihnen eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis similiter aliis nostris iudeis (4) plena justitia in omnibus eque frui). Sie dürfen auch kein Geld eines Juden zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie dem Rat davon nicht eine Sonderabgabe leisten (nullius etiam judei pecuniam ad usus suos recipient, nisi saltem specialem exactionem de eadem nobis curaverint elargiri). Wenn sie währenddessen ihre Söhne und Töchter verheiraten, müssen diese mit dem Rat nach der Heirat über ihren Verbleib in der Stadt verhandeln (verum si medio tempore pueros suos masculos vel femellas ad copulam tradiderint conjugalem, hii nobiscum pro sua mansione debebunt post copulam placitari). Falls der König oder der Kaiser irgendeine Unterstützung oder Steuer von den Juden einfordert, dann müssen jene mit ihren Glaubensgenossen das Schuldige leisten (si vero serenissimus dominus noster rex vel imperator aliquod subsidium aut collectam exigeret a iudeis, nichilominus ipsi cum aliis consociis suis facient, quod debitum fuerit faciendum).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXᵒVᵒ, in vigilia Penthecostes. (5)

(1) 1335 Juni 4.

(2) Eine Verlängerung erfolgte nicht unmittelbar zum Ablaufdatum, sondern erst am 1. November 1339 (NO01, Nr. 207).

(3) November 11.

(4) Das Wort iudeis über der Zeile und außerhalb des Zeilenrands nachgetragen.

(5) Diese Urkunde beruht inhaltlich auf einem ebenfalls für Isaak ausgefertigtem Dokument vom 22. Mai 1333 (NO01, Nr. 150). Der Schreiber hat die Verlängerung der Vereinbarung dabei nicht gesondert in das Kopialbuch und unter die Einträge des Jahres 1335 gestellt, sondern einfach den älteren Eintrag des Jahres 1333 'aktualisiert'. Aus MᵒCCCᵒXXXᵒIIIᵒ wurde durch Rasur MᵒCCCXXXᵒVᵒ. Da zudem eine längere Laufzeit vereinbart wurde, wurde an entsprechender Stelle duorum respektive duobus gestrichen und durch quatuor ersetzt. Der eigentlich obsolete Hinweis auf die Aufnahme in die Stadt hingegen blieb unverändert bestehen. Oberhalb des Eintrages ist von zeitgleicher Hand vermerkt worden: exspiravit.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 85v, [Nr. 236], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 164, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002p.html (Datum des Zugriffs)

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