Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 161

1334 Dezember 6, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar macht bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Abraham (Abraham iudeum) (1), wonach Abraham, dessen Ehefrau (uxorem suam) und alle ihre unverheirateten Kinder (omnes pueros ipsius non coniugatos) vom Osterfest an für die Dauer von sechs Jahren in den besonderen Schutz des Rates und zum Verbleib in Goslar aufgenommen werden, wie es bei diesen üblich ist. Sie werden von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden dahingehend eximiert, dass sie sich nicht an der üblichen jährlichen (Schoß-)Abgabe beteiligen, sondern dem Rat jährlich auf die Dauer der sechs Jahre am Michaelstag drei Mark zahlen (ex nunc a festo pasche proximo (2), usque dum sex annorum circulus evolutus fuerit, in nostram specialem protectionem ad manendum in nostra civitate, prout solitum est eis, exhimentes ipsos a consortio pariter et a communitate aliorum nostrorum iudeorum in hunc modum videlicet, quod ipsis non cooperabuntur nec aliquod subsidium facient ad contributionem, quam nobis annuatim inpendunt, sed nobis tres marcas puri argenti singulis annis pro se ad diem beati Michahelis (3) hiis sex annis durantibus specialiter erogabunt). (4) Gleich den übrigen Juden der Stadt wird ihnen eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis similiter aliis nostris iudeis plena iustitia in omnibus congaudere). Falls der König oder ein kaiserliches Mandat eine Abgabe von den übrigen Goslarer Juden einfordert, müssen jene mit diesen das Schuldige leisten (verum si rex aut mandatum imperiale aliquid nomine collecte a ceteris nostris iudeis exigeret, nichilominus ipsi similiter cum eisdem facient, quod debitum fuerit faciendum). Die Vorgenannten dürfen während der Laufzeit der Vereinbarung kein Geld zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie nicht gesondert die Leistung einer Abgabe dafür vereinbart haben (predicti etiam medio tempore nullam pecuniam recipient ad usus suos, nisi specialiter nobis exactionem de eadem curaverint elargiri). Wenn sie ihre Kinder verheiraten, müssen diese für ihren Verbleib in der Stadt gemäß Goslarer Gewohnheit gesondert verhandeln (item vero quandocumque et quoscumque pueros suos ad copulam coniugalem tradiderint, hii extunc pro sua mansione secundum nostram consuetudinem placitabunt).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXᵒ quarto, die beati Nycolai episcopi et confessoris. (5)

(1) Möglicherweise ist er identisch mit dem Abraham des Judenbriefes vom 16. Oktober 1339 (NO01, Nr. 206) beziehungsweise mit Abraham dem Guten (NO01, Nr. 272; ###NO-c1-0034###; ###NO-c1-0035### und ###NO-c1-0036###).

(2) 1335 April 16.

(3) September 29.

(4) An dieser Stelle endet die Edition. Der weitere Text folgt verschiedenen vorangegangenen Individualprivilegien.

(5) Der Eintrag ist gestrichen.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 89r-89v, [Nr. 250], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 161, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002n.html (Datum des Zugriffs)

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