Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 148

1332 Oktober 31, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Josef, wonach Josef, dessen Frau Schoneke und alle unverheirateten Kinder in den besonderen Schutz der Stadt Goslar und und zum dortigen Verbleib aufgenommen hat, wie bei diesen üblich (recepimus Josep iudeum ac Schoneken uxorem ipsius et omnes pueros eorum non coniugatos in nostram specialem protectionem ad commanendum nobis in nostra civitate, prout solitum est eis). Die Empfänger werden von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden eximiert und zwar so, dass sie sich an der Abgabe, die Schoß genannt wird, nicht beteiligen, sondern am Martinsfest jedes Jahr vier Jahre lang eine 3/4 Mark geben (eximentes ipsos a consortio pariter et a communitate aliorum nostrorum iudeorum sub hac forma, videlicet quod ipsis non cooperabuntur ad contributionem, que schot in vulgo sonat, sed nobis dabunt in festo beati Martini episcopi (1) tres fertones puri argenti singulis annis, usque dum quatuor annorum circulus ab eodem festo beati Martini proximo fuerit evolutus). Gleich den übrigen Goslarer Juden gewährt der Rat ihnen eine uneingeschränkte Rechtsstellung (concedimus etiam ipsis, similiter aliis nostris iudeis plena iustitia in omnibus eque frui). Wann immer sie ihre Söhne oder Töchter verheiraten, müssen diese für ihren Verbleib mit dem Rat über die Abgabe neu verhandeln (item quandocunque pueros suos mares (2) vel femellas ad copulam coniugalem tradiderint, hii ex tunc pro eorum mansione nobiscum debebunt iuxta nostram consuetudinem placitare). Die Vorgenannten dürfen während der Geltung der Vereinbarung kein Geld eines Juden zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie nicht zumindest mit dem Rat über dessen Besteuerung verhandelt haben (predicti etiam medio tempore nullius iudei pecuniam ad usus suos recipient, nisi saltem nobis specialem exactionem de eadem curaverint elargiri). Falls aber der König oder ein kaiserliches Mandat eine Steuer oder irgendeine Unterstützung von den übrigen Goslarer Juden verlangt, sollen sie mit den anderen Juden Goslars das tun, was sie schuldig sind (verum si dominus noster rex aut mandatum imperiale collectam atque subsidium aliquod ab aliis judeis nostris exigeret, nichilominus ipsi cum aliis nostris iudeis facient, quod debitum fuerit faciendum).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXIIᵒ, in vigilia Omnium sanctorum. (3)

(1) November 11.

(2) Verbessert durch Einschrift aus maies.

(3) Die erste Zeile des Eintrags ist gestrichen.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 79r-79v, [Nr. 221], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 148, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002h.html (Datum des Zugriffs)

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