Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 147

1332 Oktober 16, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Deneke von Quedlinburg (1), wonach Deneke, dessen Frau Rachel und alle unverheirateten Kinder in den besonderen Schutz der Stadt Goslar aufgenommen werden (recepimus Deneken de Quedelingheborch iudeum et Rachelen uxorem ipsius et omnes pueros ipsorum non coniugatos in nostram specialem protectionem). Vom kommenden Martinsfest an werden diese auf die Dauer von sechs Jahren (3) zum Verbleib in Goslar, wie bei diesen üblich, von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden eximiert und zwar so, dass sie sich an der Abgabe, die Schoß genannt wird, nicht beteiligen, sondern am Martinsfest jeweils eine Mark geben (a festo beati Martini episcopi nunc proximo (2), usque dum sex annorum circulus evolutus fuerit, ad manendum in nostra civitate, prout solitum est eis, eximentes ipsos a consortio pariter et a communitate aliorum nostrorum iudeorum sub hac forma, videlicet quod ipsis non cooperabuntur ad contributionem, que schot vocatur, sed nobis dabunt in festo beati Martini episcopi (3) unam marcam, sicque deinceps singulis annis hiis sex annis durantibus expedite). Gleich den übrigen Goslarer Juden gewährt der Rat ihnen eine uneingeschränkte Rechtsstellung (concedimus etiam ipsis similiter aliis nostris judeis plena iustitia in omnibus congaudere). Die Vorgenannten dürfen während der Geltung der Vereinbarung kein Geld eines Juden zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie nicht zumindest mit dem Rat über dessen Besteuerung verhandelt haben (predicti etiam medio tempore nullius iudei pecuniam ad usus suos recipient, nisi saltem specialem nobis exactionem de eadem curaverint elargiri). Falls aber der König oder ein kaiserliches Mandat eine Steuer oder irgendeine Unterstützung von den übrigen Goslarer Juden verlangt, müssen sie mit den anderen Juden Goslars das tun, wozu sie gemäß ihren Möglichkeiten verpflichtet sind (verum si serenissimus dominus noster rex aut mandatum imperiale collectam aut subsidium aliquod a ceteris nostris iudeis exigeret, nichilominus ex tunc ipsi eque aliis facere deberent ea, que pro posse eorum facere tenerentur).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXIIᵒ, in die beati Galli confessoris. (4)

(1) Unter den für Zuwanderern ausgestellten Judenbriefen wird hier erstmals der Zuzugsort genannt.

(2) 1332 November 11.

(3) November 11.

(4) Am rechten Rand oben ist von zeitgleicher Hand eingetragen: exspiravit.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 79r, [Nr. 220], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 147, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002g.html (Datum des Zugriffs)

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