Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 135

1330 März 18, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Jordan von Derneburg (cum Iordano iudeo de Derneborch) (1), wonach Jordan, dessen Ehefrau Stanze (Stanze uxor eius), dessen Schwiegervater Poppe (Poppe socer eius) und Poppes Ehefrau Johanna (Johanna uxor eiusdem Poppen) sowie Donere, die geschiedene Frau Jordans (Donore, quam predictus Jordanus prius uxorem habuit) vom Fest der Apostel Philippus und Jacobus an für die kommenden fünf Jahre von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden eximiert werden, und zwar so, dass sie sich an der Abgabe, die Schoß genannt wird, nicht beteiligen, sondern dem Rat stattdessen im ersten Jahr 2 1/2 Mark und in den darauffolgenden Jahren bis zum Ablauf jeweils drei Mark am Michaelisfest zahlen (a festo sanctorum Philippi et Jacobi apostolorum nunc proximo (2) usque dum quinque annorum circulus evolutus fuerit, stabunt exempti a consorcio pariter et a communitate aliorum nostrorum iudeorum sub hac forma, videlicet quod ipsis non cooperabuntur ad contributionem, que schot sonat, sed nobis dabunt pro nunc in anno proximo duas marcas cum dimidia, deinde quolibet anno sequente tres marcas puri argenti in festo sancti Michaelis (3), quousque annorum preplacitatus terminus finiatur). Der Rat gesteht ihnen gleich den übrigen Goslarer Juden eine uneingeschränkte Rechtsstellung zu (Concedimus etiam premissis predictis similiter aliis nostris cum judeis plena justitia in omnibus eque frui). Die Vorgenannten sollen ferner auch von keinem anderen Juden Geld zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie dem Rat nicht den daran schuldigen Anteil geben (predicti etiam iudei medio tempore nullius judei pecuniam ad usus suos recipient, nisi de ea nobis debitam contribuant portionem). (4) Sollte der König oder ein kaiserliches Mandat eine Abgabe oder andere Unterstützung von den übrigen Juden verlangen, müssen sie dennoch mit ihren Glaubensgenossen zusammen das Verlangte leisten (verum si serenissimus dominus noster rex aut mandatum inperiale collectam aut contributionis subsidium adeo a cetereis iudeis exigeret, nichilominus ipsi cum aliis suis consociis facient, quod debitum fuerit faciendum).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXᵒ, in crastino Ghertrudis virginis benedicte. (5)

(1) Vgl. zur Person NO01, Nr. 99.

(2) 1330 Mai 1.

(3) September 29.

(4) Der Rat will damit verhindern, dass regulär schoßpflichtige Juden ihr der Abgabe unterworfenes Kapital oder Teile davon bei den Juden auslagern, bei denen aufgrund ihrer individuell vereinbarten Kopfsteuer die Abgabenhöhe bereits festgesetzt ist und unabhängig vom Vermögenszuwachs bleibt, und damit der Stadt Goslar Schoß hinterzogen wird.

(5) Die erste Zeile des Eintrages teilweise auf Rasur oder durch andere äußere Einflüsse abgeblasst.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 68v-69r, [Nr. 193], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 135, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002a.html (Datum des Zugriffs)

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