Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 171

1336 Oktober 16, Nürnberg

Kaiser Ludwig IV. (Ludowicus dei gratia Romanorum imperator, semper augustus) gewährt - nach Zahlung von 300 Mark Silber - den Räten und den Bürgern von Goslar sowie den nicht explizit als Adressaten genannten Goslarer Juden für vier Jahre vom Johannistag des kommenden Jahres an (a festo beati Johannis Baptiste proxime adventuro (1) et deinceps per quatuor annos dictum festum continue subsequentes) Freiheit von Steuer, Geldabgabe oder anderen Diensten (ab omni stuura et exactione pecuniaria nobis aut successoribus nostris, Romanorum imperatoribus vel regibus, alii vel aliis, nostro aut successorum nostrorum nomine, cuicumque vel quibuscumque de iure, consuetudine vel facto debitis vos iudeosque vobis conmanentes eximimusquod nos sucessoresque nostri predicti, aut aliquis vel aliqui nostro aut sucessorum nostrorum predictorum nomine medio tempore vos iudeosque vobis conmanentes, presentes vel futuros, in aliqua stuura seu exactione pecuniaria vel alterius generis servitutibus de iure, de consuetudine vel de facto, ob quamcunque causam vobis aut imperio debitis, non gravabimus nec gravari per aliquem vel aliquos nostro aut sucessorum nostrorum predictorum nomine faciemus). Der Kaiser verspricht weiterhin, während der besagten Zeit kein Vogteiamt oder ein anderes Amt in Goslar und im Distrikt zu verleihen oder zu verändern. Der Aussteller kündigt sein Siegel an.

Datum Nurenberg in die beati Galli, anno domini millesimo trecentesimo tricesimo sexto, regni nostro anno vicesimo secundo, imperii vero nono.

(1) 1337 Juni 24.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, Urkunden Stadt Goslar, Nr. 173, Orig., lat., Perg.

Kommentar:

Das Privileg wird fast wörtlich nach vier Jahren erneuert (NO01, Nr. 215). Der Text geht zurück auf ein Privileg vom 8. Mai 1332 (UB der Stadt Goslar 3, Nr. 914, S. 603 f.), das den Goslarer Bürgern Steuer- und Abgabefreiheit für fünf Jahre garantiert. Die Juden sind darin allerdings nicht erwähnt. Unklar ist, ob die hier - wie auch 1332 und 1340 - genannte Begründung für die Begünstigung, verschiedene Angriffe auf die Stadt und ihre Bürger sowie die fehlende Hilfeleistungen von Seiten Dritter und die Beschränkung auf eigene Gegenwehr als direkte Erklärung für die Befreiung eher formelhaften Charakter oder einen tatsächlichen Hintergrund hat. Bekannt ist, dass die Goslarer Gegend um 1331 von Räubern heimgesucht wurde und die Stadt in den dreißiger Jahren in Streitigkeiten mit Grafen der Umgebung stand; vgl. Crusius, Geschichte (1843), S. 129 f. Ob die hier genannte Vorauszahlung nur die gewöhnlichen oder nur die außerordentlichen Steuern oder beide betraf, ist nicht sicher festzustellen; vgl. Fischer, Judenprivilegien (1936), S. 101, Anm. 1.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 171, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-000w.html (Datum des Zugriffs)

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