Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 163
1334 Dezember 13, Oldenburg
Eintrag im Oldenburger Stadtbuch unter der Überschrift: Van den joden:
Am Lucientag des Jahres 1334 taten die Ratsherren und die weisesten Bürger (1) der Stadt Oldenburg ihren Willen kund, dass man keinerlei Juden mehr städtische Handfesten und Briefe ausstellen soll und dass bestehende Briefe nach ihrem Ablauf nicht mehr verlängert werden und Juden kein Wohnrecht mehr in der Stadt haben sollen: Do na Godes bort gan waren dusent iar drehundert iar unde verendrichtich in deme heyligen daghe sunte Lucien, do vorden de ratmanne mit den wisesten user stat to rade, dat se des nich enwillen, dat men genegen ioden mer uses stades hantfesten eder bref geve. So wanne oc ere breve de se nu van der stat hebben sind gesleten, so ne scholen se in user stat nich mer vonen. (2)
(1) Urheber des Beschlusses sind die Ratsmänner und die 'weisesten Bürger'. Bei letzteren wird es sich um die Ratsleute außerhalb des amtierenden Rates oder einen ausgewählten Kreis von angesehenen Oldenburger Bürgern gehandelt haben, die man bei Bedarf zu Beratungen hinzuzog, um einen möglichst breiten Konsens zu erreichen; vgl. Kohl, Stadrecht (1930), S. 19, und Schmidt, Oldenburg (1997), S. 132.
(2) Die Tatsache, dass das Stadtrechtsprivileg von 1345 (NO01, Nr. 251) den alleinigen Judenschutz des Grafen von Oldenburg enthält, macht es unwahrscheinlich, dass die Juden in der Folge aus der Stadt gewiesen worden sind. Wahrscheinlich handelte es sich lediglich um eine Absichtserklärung des Rates, die keine Rechtskraft erlangte.
Überlieferung:
Oldenburg, LA, Best. 262-1 Ab, Nr. 1, S. 52, Orig., dt., Perg.; ebd., Best. 262-1 Ab, Nr. 8, S. 127 (um 1570).
- Oldenburgisches UB 1, Nr. 28, S. 12;
- Volstaendige Sammlung alter und neuer Gesez-Bücher, S. 824.
- Markreich, Geschichte (2009), S. 17;
- Historisches Handbuch Niedersachsen (2005), S. 1173;
- Dünzelmann, Gaste (2001), S. 67;
- Schmidt, Oldenburg (1997), S. 42 f.;
- Goertz, Zusammenleben (1988), S. 9;
- GJ 2, 1, S. 126, und GJ 2, 2, S. 627;
- Löning, Juden (1938), S. 266-268;
- Kohl, Juden (1925), S. 5.
Kommentar:
Obwohl das Oldenburger Stadtbuch von 1335 auf das Bremische Stadtbuch von 1303/08 zurückgeht und dessen Bestimmungen nach Oldenburg überträgt, dürfte es sich hier um eine eigene Satzung der Stadt Oldenburg handeln. Der Zusatz Van den joden findet sich nämlich ausschließlich in der Oldenburger Fassung des Stadtbuches und nicht in den Bremer Vorlagen; vgl. Kohl, Stadrecht (1930), S. 59. Höchstwahrscheinlich haben wir es hier deshalb mit der ältesten bekannten Vorschrift der Stadt Oldenburg zu tun; vgl. Hüpper, Rechtsbücher (1995), S. 286 und 299. Die drei Abschriften des Oldenburger Stadtbuches (aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts) überliefern den im Original (von 1335) enthaltenen Zusatz Van den joden uneinheitlich (Oldenburg, StA, Best. 262-1 Ab Nr. 8, S. 127) beziehungsweise gar nicht (Oldenburg, LB, GE IX B 429; Kopenhagen, Königliche Bibliothek, NKS 1526 kvart); vgl. Kohl, Stadrecht (1930), S. 43-60, insb. S. 54-57.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 163, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-000c.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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