Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 251

1345 Januar 6, Oldenburg

Graf Konrad I. von Oldenburg und seine Söhne und Neffen verbriefen der Stadt Oldenburg ihre Freiheit und verleihen der Stadt das Bremer Stadtrecht (1). Ein Passus zu den Juden stellt diese unter den Schutz der Grafen von Oldenburg. Diese stellen zudem sicher, dass die Juden keinen Handel treiben, sondern nur Geld leihen und dabei Zins nach Bremer Gebrauch nehmen: Ok scole wi heynen unde vordedinghen de joden, unde de nescolen syk nynerleye copenscap neren meven eres regten wokers, unde den woker hir to nemende alse in der stath to Bremen. (2)

Dese bref is ghegheven unde screven to Oldenborch an deme jare Godes dusent jar drehundert jar an deme vyfh unde vertyghesten jare, an deme hilghen daghe to Tvelephten.

(1) Zu den Hintergründen der Verleihung und ihrer Bedeutung für Oldenburg s. Schmidt, Oldenburg (1987), S. 132, und Schmidt, Oldenburg (1997), S. 46-59.

(2) Der Passus zu den Juden im Oldenburger Freiheitsbrief orientiert sich offenbar - zumindest was die Höhe des Wucherzinses angeht - ausdrücklich an Bremer Bestimmungen, die sich aber für Bremen selbst nicht nachweisen lassen. Vgl. auch den undatierten Vorentwurf zum Freibrief (Oldenburgisches UB 1, Nr. 33, S. 14) und die Erläuterungen in Bremisches UB 2, Nr. 525, S. 511, Anm.

Überlieferung:

Oldenburg, LA, Best. 262-1, Nr. 3, Orig., dt., Perg.; ebd., Best. 262-1, Ab, Nr. 10, S. 1-8 (16. Jh.); ebd., Best. 289, Nr. 2 (16. Jh.); ebd., Best. 20, Nr. 1104 (16. Jh.); ebd., Best. 262-1, Ab, Nr. 12, S. 1-5 (16.-17. Jh.); ebd., Best. 262-1, Ab, Nr. 11, S. 1-5 (17. Jh.); Oldenburg, LB, GE IX B 429, S. 1-9 (1568); Berlin, SBPKB, Acc. ms. 1971.32 (17. Jh.).

Kommentar:

Im Freiheitsbrief werden die Oldenburger Juden ausdrücklich unter den Schutz der Grafen von Oldenburg gestellt, was in Diskrepanz zu einem Oldenburger Ratsbeschluss vom 13. Dezember 1334 (NO01, Nr. 163) steht, der hinsichtlich der Juden das Bild eines selbständig, ohne Rücksicht auf den gräflichen Stadtherrn agierenden Rates zeichnet. Ein eventuell daraus abzuleitender Konflikt zwischen Stadt und Stadtherrn könnte im Passus über den Ausschluss der Juden von jeglicher copenscap Eingang gefunden haben. In der Bestätigung des Stadtprivilegs vom 14. September 1381 (Oldenburgisches UB 1, Nr. 66, S. 35 f.) werden die Judenschutzrechte nicht mehr erwähnt. Neben der Ratsbestimmung vom 13. Dezember 1334 (NO01, Nr. 163) ist der Freiheitsbrief zugleich der einzige Hinweis auf eine jüdische Präsenz in der Stadt Oldenburg selbst. Die Wiederholungen des Freibriefes vom 10. Januar 1429 (Oldenburgisches UB 1, Nr. 129, S. 83) und 10. Juli 1463 (Oldenburgisches UB 1, Nr. 248, S. 166) schließen zwar den Text des Dokumentes von 1345 und damit auch die Bestimmungen zu den Juden ein, doch ist davon auszugehen, dass damals auch obsolete Passagen einfach übernommen wurden.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 251, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-000b.html (Datum des Zugriffs)

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