Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 305

1345 April 24, Mainz

Grabstein des zu Mainz bestatteten Juden Isaak:

[האבן הזא[ת
[אשר שמת[י] [לראש
[…] 'ר' יצחק בר
[שנפטר בכ'א' [באייר
'יום א' שנת ק'ה
לפר[ט] ל[א]לף ה
[…] [שש[י
[אמן ו[אמן] סל[ה

Übersetzung:

Dies ist der Stein,
den ich aufgestellt habe zu Häupten (1)
des Herrn Isaak, Sohn des Herrn (2) […],
der verstarb am 21. Ijar (3),
Sonntag, im Jahre 105 (4)
nach der Zählung, im sechsten
Jahrtausend (5). […]
Amen und Amen (6). Sela.

(1) Die von Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 71, S. 155) vorgeschlagene Ergänzung לראש ('zu Häupten') ist nach dem Sinnzusammenhang naheliegend, könnte aber auch anders gelautet haben. Da nach einer Fotografie der 1950er Jahre die damals erhaltene Schreibfläche mit dem ת von שמתי ('ich habe aufgestellt') endet, gibt es keine in Schriftspuren begründete Hinweise auf den Text, der diesem Wort in der in Frage stehenden Zeile ursprünglich folgte.

(2) Wohl auf die vorliegende Grabinschrift bezog sich Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 99, S. 437) mit der Auflistung 'Isak hakohen'. Er wird die Stelle [ה]כה[ן] statt בר gedeutet haben. Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine auf dem 'Judensand', Nr. 182) publizierte schon 'R. Isak, Sohn des ……'. Rapp (Die Mainzer hebräischen Epitaphien, Nr. M 125, S. 86) führte zunächst nur den Namen an, fügte diesem jedoch später (Rapp, Chronik [1977], Nr. 132, S. 58) 'Hakkohen' hinzu.

(3) Entscheidend für die Bestimmung des Datums ist, dass in der Grabinschrift der Wochentag, nämlich ‎'‎יום א ('Sonntag'), genannt wird (s. folgende Zeile). Damit erweist sich die Vermutung Salfelds (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 99, S. 437), der '12. Ab 5065' angab und die vorliegende Passage mithin wohl ‎[‎י'ב' בא[ב ('am 12. Av') gelesen hat, schon vom Wochentag her als irrig, denn der 12. Av 5065 war ein Dienstag - wie übrigens auch (mit zutreffender Jahreszahl, s. u.) der 12. Av 5105. Zudem handelt es sich bei der Spur, die Salfeld meinte als י identifizieren zu können, möglicherweise um das ר von שנפטר ('der verstarb'), das wegen einer Unebenheit der Schreibfläche etwas versetzt verzeichnet wurde. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit machte Salfeld (ebd.) bei dieser Grabinschrift keine Angabe zum Wochentag, wohl weil ihm die kalendarische Unstimmigkeit bewusst war. Rapp, Chronik (1977), Nr. 132, S. 58, veröffentliche 'Sonntag 2. Av 105', gab also den Wochentag und die Jahreszahl zutreffend an (s. u.), irrte sich jedoch mit der Lesung ‎[‎ב' בא[ב ('am 2. Av') bei der Bestimmung des Monatstages und des Monats jüdischer Zeitrechnung, da der 2. Av des in Frage stehenden Jahres ein 'Samstag' war, wie Rapp bei dem entsprechenden Datum christlicher Zeitrechnung (2. Juli 1345) selbst vermerkt. Da sich bei der kritischen Abfolge בכא das ב von dem כ deutlich durch eine Verspitzung des unteren Winkels unterscheidet und im Jahr (5)105 jüdischer Zeitrechnung nur im Ijar ein 21. Monatstag auf einen Sonntag fiel, ist Avneris (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 71, S. 155) hier übernommener Ansatz zweifellos richtig.

(4) Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 99, S. 437) las '65' ‏('‎ס'ה). Es handelt sich bei dem strittigen Buchstaben jedoch mit Sicherheit um ein ק, da er eine Unterlänge besitzt. Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine auf dem 'Judensand', Nr. 182) ließ die Frage bis zu einem gewissen Grad offen: '1345?'.

(5) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 71, S. 155) edierte לאלף ('im [Jahre] Tausend').

(6)‎[‎ו[אמן ('und Amen') fehlt bei Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 71, S. 155).

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 132, hebr.

  • Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 71, S. 155.
  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 132, S. 58;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 125, S. 86;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 182;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 99, S. 437.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 23.09.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 305, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02sk.html (Datum des Zugriffs)

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