Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1273-1347)

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Ebm. Mainz 1, Nr. 184

1330 April 12, Mainz

Grabstein des zu Mainz bestatteten Juden Isaak, Sohn Aarons:

פא נקבר
[מר יצחק הזק[ן
'ברבי אהרן הנפ
'ב]כ'ב' בניסן יום ה]
'שנת מלך לפ
לאלף ששי וזו
מצבת מנוחתו
אמן בגן עדן
ו]אמן סלה]

Übersetzung:

Hier wurde begraben
Herr (1) Isaak der Alte,
Sohn des Rabbiners (2) Aaron, der verstarb
am 22. Nissan, Donnerstag (3),
im Jahre (4) 90 (5) nach der Zählung,
im sechsten Jahrtausend. Und dies
ist die Grabstele seiner Ruhe
im Garten Eden. Amen
und Amen. Sela.

(1) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 59, S. 153) edierte מ)ר‏)‎. Auf einer Fotografie der 1950er Jahre ist auch מ noch zu identifizieren. Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine auf dem 'Judensand', Nr. 74) veröffentlichte: 'Rabbi Isak'.

(2) So Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 59, S. 153); vgl. Alcalay, Dictionary (1965), Sp. 285.

(3) Rapp, Chronik (1977), Nr. 113, S. 56, las ‏'‎יום ד ('Mittwoch'), obwohl er bei der Angabe des entsprechenden Datums christlicher Zeitrechnung zutreffend 'Donnerstag' vermerkte.

(4) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 59, S. 153) edierte שנת‏‎(ב) ('im Jahre'). Jedoch wurde שנת ('Jahr') in keiner der anderen zeitgenössischen Grabinschriften mit der Präposition ב verzeichnet.

(5) Chronogramm 'König'.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 113, hebr.

  • Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 59, S. 153.
  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 113, S. 56;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 107, S. 86;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 74;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 120 mit Anm. 2, S. 438.

Kommentar:

Bei dieser Grabinschrift ist nicht nur der im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Epitaphen ungewöhnliche Aufbau bemerkenswert. Der Verstorbene wird im 14. Jahrhundert als מר ('Herr') bezeichnet, mit einem dann altertümlichen Wort der Bedeutung 'Herr', das generell 'bis zum 12. Jahrh[undert] […] vorkommt' (Judenschreinsbuch der Laurenzpfarre, S. XXIV). Außerdem ist die von Avneri gelesene Wendung ברבי ('Sohn des Rabbiners') ungewöhnlich. Und schließlich hat man diese Grabinschrift mit einem Chronogramm gestaltet: Die Jahreszahl 90 wurde nicht, wie sonst üblich, mit dem Zahlbuchstaben ‎'‎צ angegeben, sondern es wurden die Buchstaben מלך verzeichnet, die einerseits, als Zahlbuchstaben betrachtet, zusammen den Wert 90 ergeben, andererseits aber nach ihrer Wortbedeutung 'König' meinen, eine Wertschätzung, die man auf diese Weise hinsichtlich des Verstorbenen zum Ausdruck bringen wollte. Der Verstorbene, für den diese Grabstele aufgestellt wurde, kann nicht mit dem 'R. Isak, Sohn R. Ahrons', der im Nekrologium, fol. 53a, verzeichnet ist (Israelitische Bevölkerung 3, S. 118), identisch sein, da letzterer Mann nach Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 438, Anm. 2) ca. 1290 starb.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 23.09.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 184, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-02rx.html (Datum des Zugriffs)

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