Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

250 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 229.

Bm. Konstanz 1, Nr. 229

1344 [um Mai 13]

Im Anschluss an die Aufzählung der Schulden, die Bischof Nikolaus von Konstanz bis zu seinem Tode im Jahre 1344 angehäuft hatte, geht der um 1470 schreibende Konstanzer Chronist Gebhard Dacher auf die Armenfürsorge des Erzbischofs ein: Demnach habe der Bischof in den drei Jahren vor seinem Tod allen Armen, die ihn an seinem Hauptwohnsitz in Burg Castell, wenige Kilometer südwestlich von Konstanz, oder an seinen sonstigen Aufenthaltsorten aufsuchten, Nahrung gegeben. Jeden Tag habe er so etwa 3.000 Menschen gespeist. Um Christi Himmelfahrt 1344 (uff ainen tag umb die uffart des herren in dem obgenanten jar) (1) seien zahlreiche seiner Diener, die die Almosen ausgaben, vor ihm erschienen und hätten geklagt, dass sie aufgrund der prekären finanziellen Situation nicht einmal mehr Mehl hätten, um Brot zu backen, und sie daher die Masse der Bedürftigen nicht speisen könnten. Voller Wut habe der Bischof einen kleinen Stock gegriffen und dem Kämmerer namens Jäger damit auf den Kopf geschlagen, weil er diesen offenbar für die Situation verantwortlich machte. Als er daraufhin den Dienern aus dem Dekretalenbuch einschlägige Stellen bezüglich der Mildtätigkeit vorlas, sei ihm der Gedanke gekommen, einige seiner zahlreichen Kleidungsstücke zu verkaufen oder bei Juden zu verpfänden. Mit der Umsetzung beauftragte er den Siegelbewahrer des Konstanzer Hofs, Friedrich von Sulgen (Und als bald sine claider mengerlay und costliche alle und iegkliche hieß er verkoffen oder aber by den Juden umb ain summe gelcz verpfaͤnden. Die verkoffung siner claider er dem ersamen und getruwen mann Frydrichen von Sulgen, insigler sines hoffs zuͦ Costencz, bevalh, umb das er dannet hin das angefangen almuͦsen moͤcht dester lenger volbringen, …). Bevor es jedoch zur Ausführung gekommen sei, habe der Kämmerer den Bischof auf mehrere silberne Rauchfässer aufmerksam gemacht, die von großem Wert seien und die er anstelle seiner Kleider verpfänden solle. Diese wurden allerdings nicht an Juden verpfändet, sondern für 331 Gulden an den Priester Werner von Überlingen verkauft, der als Schaffner des Bischofs im Breisgau fungierte.

(1) 1344 Mai 13.

Überlieferung:

Kommentar:

Zu Gebhard Dacher und seiner Chronik vgl. KN01, Nr. 43.

(Jörg R. Müller) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 229, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-004l.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht