Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 226

1343 September 3, Freiburg i. Br.

Johannes Snewelin, Freiburger Schultheiß, bekundet, dass vor ihm der Jude Jakob, Sohn des zu Freiburg wohnenden Juden Jolieb, erschienen sei und Katharina Schwarz, Schwester im Johanniterspital zu Freiburg, eine Gülte von zwei Pfund Pfennigen auf seinem Haus für 33 Pfund Pfennige Breisgauer und Freiburger Währung verkauft habe. Auf diesem Haus liegen sonst keine weiteren Zinsen außer jährlich vier Pfennigen an den Tafeln der Herrschaft zu Freiburg. Falls Katharina sterben sollte, fällt der Zins zur Hälfte an das Heiliggeistspital zu Freiburg und an das Siechenspital vor Ort. Die Begünstigten sollen daraufhin eine Jahresmesse zum Andenken an die Stifterin begehen. Die Besiegelung der Urkunde durch den Schultheißen wird bezeugt durch die Freibürger Bürger Rudolf Geben, dem Münzmeister, Johann Malterer, und Meister Jakob Sorner.

Ich Johannes Snew[e]li (1), Schultheis ze Friburg, sas ze gerihte ze Friburg under der rihtloͧben. Do kam fur mich zu gerihte Jacob (2), Joliebes eins sessehaften juden sun ze Friburg, und gab uf offenlich vor mir in gerihte swester Katerinen der Swertzinen einer geistlichen closter frowen des Gotzhuses ze sante Johannes ze Friburg in Brisgoͤwe des ordens des spitales ze Jerusalem zwei pfunt pfenninge geltes gewonlicher Brisger Friburger múntze zu sante Johannnes tag ze Sungihten (3), samenthaft ir eweclich ze gebenne und ze niessenne ab sinem huse und was dar zuͦ hoͤret under und ob[er], vornan und hindenen, das gelegen ist ze Friburg in der alten stat in der Trumlosen (4) gassen, da einhap ab stosset Johannes von Kippenhein (5) hus und anderthalb .. der Zoͤtzinen hus nach der herschaft reht von Friburg, umbe dru und drisseg pfund pfenninge gewonlicher Friburger muntz, die si im dar umbe ze koͧffenne het gegeben, der oͧch der vorgenant jude Jekli, Joliebes sun, gar und gantzlich von der egenanten swester Katerinen der Swerzinen ist gewert; und sú in sinen notdurftigen nutz hat bewendet und bekeret der vorgenante jude Jacob, Joliebes sun, und alle sin erben oder nachkomen. Sont oͧch der egenanten swester Katerinen und aller irre nahkomen der vorgeschribener zweiger pfunde pfenninge geltes rehten, wenn siu also das von dem vorgenanten huse und von allem se dar zuͦ hrͤet nit me ze zinse gat won vier pfenninge gewonlicher Friburger muntz an die tavelen der herschefte ze Friburg. Wenne aber dú vorgenant swester Katerinen ersturbet, so vellent dú selben zwei pfunt pfenninge geltes eins an den Spital des heiligen geistes des huses ze Friburg und eins an den armen spital der veltsiechen (6) vor der stat ze Friburg iemerme eweclich uf das selbe zil als da vorgeschriben stat durch der vorgenanten Katerinen und irre vordern selen heile willen. Man sol oͧch bedenthalb in den vorgenanten zwein gotzhúsern der selben swester Katerinen und aller ir vordern jargezit mit swigenne und mit lesenne began iemerme einest in dem jare inwendig aht tagen vor sante Johannes tag ze Sungihten den nehsten nach ein ander oder nach des selben sante Johannes tag inwendig aht tagen den nehsten nach ein ander wâ man des nit têti und das iargezit nit bezaengi als vorgeschriben stat, so vellet der zins der denne dem selben gotzhus des selben iares sol werden an das ander gotzhus, da man denne das iargezit begat und nit fûrbas ane geverde. Wir die vorgenanten swester Katerine dú Swertzin und Jacob, Joliebes des juden sun von Friburg, veriehen aller der dinge, die von uns beden da vor stant geschriben und geloben sú stête zehabenne und niemer da wider ze tuͤnde weder mit geistlichem noch mit weltlichem gerihte noch mit keinen dingen dehein wise ane alle geverde. Har úber zuͦ einem offene urkunde. Das dis alles wâr und stête belibe won dis offenlich vor gerihte ze Friburg ist beschehen, so ist dirre briefe der der vorgenanten swester Katerinen und Jacob des iuden beder teile bette willen mit des vorgenanten Johan des Snewlins des schultheissen ze Friburg ingesigel besigelt. Hie bi waren dis gezúge Ruͦdolf Geben (7), der muntzmeister; Johannes der Malterer (8); Meister Jacob der Sorner (9) burgere ze Friburge und ander erber lúte genuͦge. Dis geschach und wart dirre brief geben ze Friburg. In dem jare do man zalte von gottes geburte druzehenhundert iar und dru und vierzig iar. An dem nehsten guͦtemtage nach sante Pelaygen tag.

Rückvermerk:

1) Der Swerzien brief uͦber ii lb geltes (14. Jh.); 2) Haneman Huwe hant ny […] sin sun (14. Jh.), (3) uber Huß In trumloßgaß 1343 (15. Jh.); weitere neuzeitliche Rück- und Registraturvermerke

(1) Vgl. Nehlsen, Familie (1967), S. 146 f.und 168.

(2) Womöglich handelt es sich um den gleichen Jecklin (Jakob), Sohn Joliebs, der beim Vorgehen gegen eine christlich-jüdische Diebesbande zu Freiburg als deren Auftraggeber verhaftet wird (KN01, Nr. 214).

(3) Juni 24.

(4) Vgl. Bader, Geschichte 1 (1883), S. 20 f. und 108.

(5) Johannes von Kippenhein war Freiburger Stadtrat; vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 2, S. 286.

(6) Leprosenhaus.

(7) Rudolf Geben war Angehöriger eines alten Freiburger Patriziergeschlechts; vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 1, S. 426 f.; KN01, Nr. 152 und KN01, Nr. 248.

(8) Die Malterer waren ein christliches Geschlecht zu Freiburg; vgl. zu Johannes Malterer Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 3, S. 11-14, des Weiteren KN01, Nr. 137, KN01, Nr. 132 und KN01, Nr. 125.

(9) Jakob der Sorner ist ebenfalls erwähnt in KN01, Nr. 248.

Überlieferung:

Freiburg i. Br., StadtA, A 2 1343 IX 3, Orig., dt., Perg.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 226, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-003c.html (Datum des Zugriffs)

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