Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 221

[zwischen 1342 Oktober 16 und 1363], [Villingen]

Einträge im Bürgerbuch der Stadt Villingen aus dem Zeitraum zwischen 1342 Oktober 16 und 1363: (1)

S. 51:

[1.] Heinrich der Berger, Barbier, ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das Schwester Katharina von St. Georgen war, gelegen gegenüber Samuels des Kinds Haus: Hainrich der Berger, rasor, ist burger an sinem halben huse (2), waz swester Katherina von sant Gerien, wider Sanwels kinde (3) huse.

S. 55 f:

[2.] Heinrich Zibehas von Eschach, Zimmermann, ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das Heinrich Ritter war, gelegen gegenüber dem Haus von Frau Jutta, der Jüdin: Hainrich Zibehas, von Escha, zimberman, ist burger an sinem halben huse, waz ritter Hainrich, wider fron Jútten der júdinnen huse.

[…]

[3.] Johann, Sohn des verstorbenen Berthold Ziger ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das dem alten Silberknollen war, gelegen gegenüber dem Haus der Jüdin Jutta: Joh[ann] Berhtold des Zigers seligen sune ist burger an sinem halben hus [S. 56], waz dez alten Silberknollen, wider Jútten der júdinnen huse.

S. 57:

[4.] Johann der Sunder ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das Samuel dem Juden, des Wirts von Mengen, war, gelegen gegenüber dem Haus Herrn Hugos von Dauchingen: Johans der Suͦnder ist burger an sinem halben huse, waz Sanwels dez juden, dez wirtes von Maͤngen, wider herrn Huges hus von Tochingen. (4)

S. 58:

[5.] Johann der Beringer, Schwiegersohn der Rysin, ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das des Frömden war, gelegen gegenüber des Juden Samuels, des Wirts, Haus: Johans der Beringer, der Rýsinen tohterman, ist burger an sinem halben huse, waz dez Froͤmden, wider Sanwels dez juden dez wirtes huse.

S. 59:

[6.] Eberhard der Meringer ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das Burchard von Hüfingen war, gelegen gegenüber der Scheune des Juden Mose: Eberhart der Meringer ist burger an sinem halben huse, waz Burkartz von Húfingen, wider Moͧyses dez juden schúre.

S. 61:

[7.] Johann, Mannes Sohn, aus Vöhrenbach ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das Heinrich Zibhasen war, gelegen gegenüber dem Haus Frau Juttas der Jüdin: Joh[ann] dez Mannes sun, uz dem Vermb[ach], ist burger an sinem halben huse, waz Hainrich Zibhasen, wider frou Jútten der júdinnen huse.

S. 63:

[8.] Margareta, die Witwe Johann Beringers, und ihr Kind, die hilflos sind, sind Bürger aufgrund des Besitzrechts an ihrem halben Haus, das gegenüber demjenigen Samuels des Juden liegt: Margret, relicta Joh[a]nn Beringers, und iruͦ kint den ungeholfen ist, sint burger an irem halben hus, wider Sanwels dez juden hus.

S. 65:

[9.] Burchard Wetzel von Brigach ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, gelegen gegenüber David dem Juden: Buͦrchart Wetzel, uz der Brisa, civis in domo sua dimidia, wider David den juden.

S. 69:

[10.] Schwester Katharina von St. Georgen ist Bürgerin aufgrund des Besitzrechts an ihrem gesamten Keller, der dem Juden Samuel war, gelegen hinter Samuels Haus: Swester Katherina von sant Gerien, est civis in toto suo cellario, que fuit Sanuelis iudei, gelegen hinder Sanuels hus iudei.

[…]

[11.] Adelheid, die Witwe Burchard Wetzels von Brigach, ist Bürgerin aufgrund des Besitzrechts an ihrem halben Haus, gelegen gegenüber dem Juden David: Adelhait, relicta quondam Buͦrchart Wetzel, uz der Brysa, est civis in dimidia domo sua, wider Davit den juden.

S. 133:

[12.] Der unheilbare Herr Konrad von Oberndorf, in Dußlingen, ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an einem halben Haus, das Herrn Hugo des Hainburgers war, gelegen gegenüber Samuels Haus: Dominus C[onradus] de Oberndorf, incuratus in Túselingen (5), civis in dimidia domo, que fuit d[o]minis Hugonis Hainburgi, am orte gen Sanuel (6) úber.

S. 139:

[13.] Ulrich Erinde aus dem Hülsbach ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das Burchard des Holzmanns war, gelegen gegenüber demjenigen Eberlins des Juden, des Töpfers (oder Ofenbauers): Uͦlrich Erlynde, uz dem Hùlispach, ist burger an sinem halben huse, waz Burkart dez Holtzmannes, wider Eberlin den Juden, den hafner.

S. 140:

[14.] Johann an dem Raine von Asenhain ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus stubenhalber, das/die der Schweglerin war, gelegen gegenüber dem Haus Eberhards des Juden: Johans an dem Raine, von Asehain, ist burger an sinem halben huse stubenhalp, waz der Sweglerinen, wider Eberhart dez Juden huse.

[15.] Konrad Sigmund von Rohrbach ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seinem halben Haus, das dem Judenfeurer war, gelegen gegenüber dem Haus der Girin: Cuͦnrat Sigmunt, uz dem Rorbach, ist burger an sinem halben huse, waz dez Judenfuͤrers (7), wider der Gutin huse (8).

S. 142:

[16.] Konrad der Bruscher von Hüfingen ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seiner halben Hofstatt, die Teigelin war, gegenüber der Hofstatt des Juden Mose: Chuͦnrat der Brúscher, von Húfingen, ist burger an siner halben hofstat, waz Taýgelins, wider Moͧsses dez juden hofstat.

S. 157:

[17.] Konrad der Bruscher von Hüfingen ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an seiner halben Hofstatt, die Teigelin war, gegenüber der Hofstatt des Juden Mose: Cuͦnrat der Brúscher, von Húfingen, ist burger an siner halben hofstat, waz Taýgelins, wider Moͧsses dez Juden hofstat.

S. 183:

[17.] Beatrix von Staufen, Witwe des Herrn Braun von Hornberg, ist Bürgerin aufgrund des Besitzrechts an ihrer halben Hofstatt, die des Frömden war, gelegen gegenüber dem Haus des Wirts Samuel: Beatrix von Stoffen, hern Bruͦnen seligen frowe von Horenberg, ist burgerin an irem halben huse, waz dez Froͤmden, wider Samuels dez wirtes huse.

S. 188:

[18.] Klaus von Bolle ist Bürger aufgrund des Besitzrechts an einem halben Haus, das H[einrich] Hemmerli, dem Schmieds von Meringen war, gelegen gegenüber der Hofstatt des Juden Jecklin: Claus von Bolle, civis in dimidia domo, que fuit H. Hemerlis, dez smides, von Meringen, wider Jeclis juden hofstat.

(1) Sämtliche Einträge sind durchgestrichen.

(2) Diese immer wiederkehrende Formulierung meint, dass der betreffende Bürger die Hälfte seines Hauses als Unterpfand für sein Bürgerrecht gegeben hat; vgl. Bürgerbücher der Stadt Villingen, S. 15 f. Die Herausgeber gehen nicht davon aus, dass Immobilienbesitz Voraussetzung für den Erwerb des Bürgerrechts war, vermögen allerdings auch keine alternative Deutung zu bieten. Beim Hinweis auf den Vorbesitzer bleibt unklar, ob sich dieser auf das gesamte Haus oder lediglich die für den Status der Bürgerrechts relevante Hälfte bezieht.

(3) Eine Deutung als Haus, das dem Kind Samuels gehörte, ist unwahrscheinlich. Samuel ist erneut in Eintrag [10.] genannt.

(4) Der betreffende Jude wird bereits im Jahr 1339 erwähnt (KN01, Nr. 202). Bei dem genannten Hugo handelt es sich um den Priester Hugo den Hainburger, Kirchherr zu Dauchingen (ebd.); vgl. auch ###KN-c1-003b###.

(5) Möglicherweise auf Burg Dußlingen.

(6) Vermutlich identisch mit dem häufig erwähnten Samuel dem Judenwirt.

(7) Die Transkription des judenfuͤrers in der Edition erscheint fraglich. Die Passage ist jedoch in der Vorlage nicht besser lesbar (Roder, Juden in Villingen (1903), S. 28, Anm. 2).

(8) In der Edition der Bürgerbücher der Stadt Villingen, Nr. 1621, S. 145, steht fälschlich Girin. Es könnte sich bei Gutin gar um die mehrfach genannte Jüdin Jutta handeln.

Überlieferung:

Villingen-Schwenningen, StadtA, AAA a/1, S. 55-60, 63, 69, 139-140, 142, 157, 183 und 188, Orig., dt. und lat., Perg.

  • Bürgerbücher der Stadt Villingen, Nr. 683, S. 73; Nr. 744, S. 77; Nr. 760, S. 79; 765, S. 79; 778, S. 80; 792, S. 81; Nr. 811, S. 83; Nr. 849, S. 85; Nr. 876, S. 88; Nr. 931, S. 92; Nr. 934, S. 92, Nr. 1566, S. 141; Nr. 1607, S. 144; Nr. 1620 f., S. 145; Nr. 1649, S. 148; Nr. 1778, S. 158; Nr. 1968, S. 174, und Nr. 2024, S. 179;
  • Roder, Juden in Villingen (1903), S. 28, Anm. 2 [Auszüge mit abweichenden Seitenreferenzen].

Kommentar:

Die Einträge in Band 1 des Bürgerbuchs setzen ab dem Jahr 1336 ein und sind bis zum 15. Oktober 1342 datiert. Der zweite Band des Bürgerbuches beginnt im Jahr 1363 (vgl. Bürgerbücher der Stadt Villingen, S. 14). Die Judenbelege stammen aus dem ersten Band des Bürgerbuches. Die angegebenen Textstellen müssen daher dem Zeitraum zwischen 1342 X 16 und 1363 entstammen. Die Bürgerbücher wurden derart gestaltet, dass zunächst alle Einwohner eines Stadtviertels genannt wurden, ehe am Ende der Bezirke die Neubürger, sowohl Bürger als auch Ausbürger, in chronoligischer Reihenfolge verzeichnet wurden. Allerdings fehlen etwa für den ersten Band 40 von 191 Seiten. Darüber hinaus weisen 14 weitere Seiten partielle Textverluste auf (vgl. Bürgerbücher der Stadt Villingen, S. 12 f.). Auffallend ist darüber hinaus, dass Juden beziehungsweise ihre Häuser nur als topographische Angabe Erwähnung finden. Daraus ist zwar nicht das Fehlen eines jüdischen Bürgerrechts abzuleiten, aber doch zumindest, dass Juden nicht mit den sonstigen Bürgern in das Bürgerbuch eingetragen wurden.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 221, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-003a.html (Datum des Zugriffs)

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