Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 196

1337 Oktober 31

Der Schultheiß, die Richter und die Bürger von Oberndorf am Neckar bekunden, dass sie auf Bitte ihres Stadtherrn, Herzog Friedrichs von Teck, den Juden Jakob, Sohn Samuels, seinen Sohn Samuel und seine Schwiegersöhne Natan und Isaak sowie deren Erben Ansässigkeit in Oberndorf gewährt haben. Die Ansässigkeit soll zehn Jahre ab dem nächsten Martinstage gelten. Die Juden sind von der gewöhnlichen Steuer, der Wacht und allen sonstigen Diensten grundsätzlich befreit. Allerdings sollen sie jährlich ein Pfund guter Heller an die Stadt zahlen. Darüber hinaus sollen die Juden bei Bedarf zur Verteidigung der Stadt herangezogen werden. Auf Anfrage der Stadt sollen die Juden zudem Lederkoller und Harnische zur Verfügung stellen, die ihnen nach Ende der Gefahren zurückgegeben werden. Die Stadt privilegiert die Juden auch insofern, dass sie vor Gericht nur durch einen gemischten Zeugenbeweis von Christen und Juden verklagt und verurteilt werden dürfen. Die Zeugen müssen darüber hinaus in Oberndorf ansässig sein.

Wir der schultheiss, die richter und die burger gemainlich von Oberndorf vergenhen und tuͦn kunt mit disem brief allen den, die in ansenhent oder heͦrent lesen, daz wir, durch bett und willen unsers genadigen herren herzoge Frid[erich] von Tekke, Jacoben den juden, Samuels sun, und Samueln, sinem sun, Nâtanne und Isaken sinan tohtermannen juden und iran erban.. dis genade und die frigehait getaͧn und gegeben haben, also daz sú und ir erben in unserre statt ze Oberndorf sitzen und beliben sullent hinnan zuͦ sant Martins dag (1) dem nahsten der nun kumt und dannan zenhen jar die nahsten aͧn sture und aͧn waht und aͧn alle dienst uns ze dienande und ze tuende won so verre, daz die selben juden und ir erben die selben zenhen jar ie dez jares ze itwederre stúre geben sunt ain phunt phenning guͦter Haller uns und unserre stett ze oberndorf, und sunt die selben juden und ir erben unverschaidenlich uns und unser stett damit gedienot haͧn aͧn alle widerred und geverde es were denne, daz wir gemainlich uberzogenit so sunt die juden mit ir selbes libes, die wil húeten zuͦ der stett torne und ander, swa da man sin noturftig ist aͧn geverde. Geschahe och daz, daz der selben juden dehainen an gurrit (2) oder an banzier gebott wedi von uns und von unserre stett, der sol es oͧch haben und lihen ob wir sin bedurfin und von ime vorderigen, also daz ime die sicher gewissehait werde daz ime daz gurrit (2) alder daz banzir wider werde nach dem so du noturft oder der dienst geschiht aͧn allen fúrzog. Wir haben och den selben juden und iran erban dú selben zenhen jar die genade und die frigehait gegeben und getaͧn, daz sú noch ir erben umb dehainerhande sach in unserre stett ze Oberndorf oder an geriht nieman úbersagen noch úberzúgen sol won bedú mit kristanan und mitt juden ze Oberndorf gesessenan aͧn alle widerred und geverde und daz diz allezsamet war sige und stae[te] und unlogenbar belib da[r]uͦmb so han wir unser stett insigel gehenket an disen brief, der ze Oberndorf gegeben nach gottes geburt druzenhenhundert und súben und drisig jar an aller hailigen abende.

Rückvermerk:

Oberndorff Juͦdensach (neuzeitlich)

(1) 1347 November 11.

(2) Lederkoller; vgl. Lexer, Taschenwörterbuch (1992) , S. 119.

Überlieferung:

Rottweil, StadtA, Archiv 2, Lade 10, Fasz. 3, Nr. 7a, Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Vgl. zu dem Juden Jakob zu Oberndorf und seinen Beziehungen zu den Herzögen von Teck auch KN01, Nr. 107, NM01, Nr. 8 und KN01, Nr. 186.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 196, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-0036.html (Datum des Zugriffs)

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