Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 177

1333 März 27, Freiburg i. Br.

Graf Konrad [II.] von Freiburg im Breisgau bekundet, dass er mit seinem Sohn Graf Friedrich übereingekommen ist, dass nach Ablauf der sechs Jahre, in denen die Juden zu Freiburg keine Steuern an die Grafen zahlen mussten, die Judensteuer der folgenden sechs Jahre Friedrich ausgezahlt werden solle (… also das nach den sehs jaren, die wir und der selbe unser sun alle juden ze Friburg fri und ledig haben verlassen, die nehesten nachgenden sehs jar der vorgenante grave Friderich, unser sun, alle die Juden, die ieze Friburg sessehaft sint oder noch sessehaft da werdent, nuzzen und niessen sol mit allen rehten und gewonheiten). In dieser Zeitspanne wolle Konrad die Judensteuer oder sonstige Ansprüche gegenüber den Juden an niemanden verpfänden, verkaufen oder übertragen (… und ensúln oͧch wir in den selben nachgenden nehesten sehs jaren, noch nieman von unsern wegen, von den selben judan enkeine stúre noch gewerfte, noch enkeinen nuz, lihendes, noch gebendes, noch dieneste, niemer gemuͦten noch gevordern dekeine wis). Über die Höhe der Abgaben sollen die Juden sich mit Graf Friedrich einigen (… und swas Juden mit uns dingen súln in den vorgenanten nachgenden nehesten sehs jaren, si sien ieze ze Friburg sessehaft, oder werden noch da sessehaft, die súln mit dem vorgenanten graven Friderich, unserm sun, dingen und úberein komen, also das der nuz von dem selben gedinge dem selben unserm sun ze stúre und ze nuzze komen sol, und uns nút). In den sechs Jahren sollen weder Konrad noch irgendjemand in seinem Auftrag Juden aufnehmen und Wohnrecht in Freiburg zugestehen ohne Wissen und Billigung Friedrichs (Wir, noch nieman von unsern wegen, ensúln oͧch in den vorgenanten nachgenden nehesten sehs jaren enkeinen juden enphahen, noch sessehaft lassen sin ze Friburg in der stat, es si dene unsers vorgenanten sunes, graven Frideriches, guͦter wille und gehellunge). Graf Konrad bekundet dennoch, dass er die Juden die jetzt in Freiburg leben oder hierher kommen wollen, an Leib und Gut schützen wolle (… wir haben oͧch alle die Juden die ieze ze Friburg sessehaft sint oder noch sessehaft da werdent die vorgenanten nachgenden nehesten sehs jar in unsern getrúwelichen schirn genommen, also das wir ir libe und ir guͦt schirmen und friden súllen ze Friburg in der stat und usserhalp, in allem dem alse oͧch wir si da har geschirmet haben ane alle geverde). Graf Konrad hat seinem Sohn Friedrich auch geschworen, dass er die Rechte der Juden in den nächsten sechs Jahren mehren und nicht vermindern soll (… wir haben oͧch gelobet unserm vorgenanten sun graven Friderich, das wir den selben judan in den vorgenanten nachgenden nehesten sehs jaren alle ir gewonheite, so si von uns hant, bessern und in enkeinen weg ergern súln). Alle die vorgenannten Dinge hat Graf Konrad vor dem dem Stadtrat von Freiburg im Breisgau mit einem gestabten Eid zu den Heiligen geschworen einzuhalten und in den nächsten Jahren nichts gegen die getroffenen Abmachungen zu unternehmen (und alles das da vor von uns geschriben stat, das haben wir der vorgenante grave Cuͦnrat gesworn einen gestabotten eit zuͦ den heiligan vor gemeinem rate ze Friburg stête ze habende dem vorgenanten graven Friderich unserm sun die vorgenanten nachgenden nehesten sehs jar und niemer da wider ze komende noch ze tuͤnde noch schaffen getan mit worten noch mit werken dekeine wis ane alle geverde). Zur weiteren Sicherheit hat Konrad den Bürgermeister und den Stadtrat von Freiburg als Schlichter eingesetzt (Und zuͦ einer meren sicherheit, so haben wir im umbe disú vorgeschribenen ding, das wir im die stête lassen und tuͦn súln, ze troͤstern gegeben den burgermeister und den rat gemeinlich von Freiburg). Die festgesetzte Vereinbarung soll jedoch ungültig werden, falls Konrad binnen eines Jahres nach dem kommenden Osterfest (1) seinem Sohn 100 Mark Silber Freiburger Gewichtes zahlt (Weri aber, das wir unserm vorgenanten sun, graven Friderich gêben sammenthafte hundert marke loͤtiges silbers Friburger brandes und geweges in wendig einem jare, dem nehesten, das anevahet ze Osteran, so nu neheste kumet, so súln uns die vorgen[anten] juden dirre vorgeschribenen dinge von im entladen und lidig sin, und súln oͧch wir denne unsers vorgenanten eides, den wir dar umbe getan haben, oͧch lidig sin und sol uͦch denne dirre gegenwertige brief tot und unvervanglich sin ane alle geverde).

Zur Bekräftigung der Vereinbarung besiegelt Graf Konrad die Urkunde. Der Bürgermeister und der Stadtrat von Freiburg bezeugen den Brief gegenüber Graf Friedrich und hängen das Stadtsiegel daran.

Ausgestellt wurde die Urkunde im Freiburger Rathaus in dem jare, do man zalte von gottes gebúrte drúzehen hundert jar und drú und drisseg jar, andem palme abent.

Rückvermerk:

1) Als graf Conrad von Freibuͦrg, Graf Friederich seinem Sohn alle Juden zuͦ Freiburg sechs Jare lanng fant gegeben hat. (15. Jh.); 2) Ubergab alß Graf Conrat von Freiburg seinem Sohn Friderich alle Juden zu Freiburg 6 Jahrlang zu niessen ubergeben hat. A°. 1333 (15. Jh.)

(1) 1333 April 4.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 21, Nr. 3052, Orig. (Digitalisat), dt., Perg.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 177, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-0030.html (Datum des Zugriffs)

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