Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 142

1328 Januar 28, Konstanz

Bischof Rudolf [III.] von Konstanz bekundet, dass er durch Verzicht einen Garten und ein Grundstück erhalten hat (… recepta per nos libera et spontanea resignatione), gelegen hinter dem Garten (… orti et fundi sitorum retro ortum) des Konstanzer Bürgers Johannes Eppishauser, Sohn des verstorbenen Johannes Eppishausers (Johanni dicti Eppishuser, filio quondam Johannis dicti Eppishuser, civis Constantiensis) (1). Der Garten und das Grundstück werden begrenzt einerseits durch den Garten Rudolf Schmelzers (quibus orto et fundo ab uno latere ortus Ruͦdolfi dicti Smelzeler) und andererseits durch einen Weg, der zum Haus der Augustiner [-chorherren] am See in Konstanz führt (qua itur versus lacum prope domum fratrum Augustinensium in Constantia contiguantur). Das Grundstück erstreckt sich soweit zum See, wie der Garten des vorgenannten Rudolf Smetzeler jetzt aufgefüllt ist (… cuius quidem fundi longitudino extenditur usque ad partem, quae retro se extendit versus lacum praedictum in tantum, sicut ortus predicti Ruͦdolfi dicti Smetzeler nunc est inpletus, quod in wlgari sonat gefúllet). Den genannten Garten und das Grundstück hatte der Jude Eberlin, ansässig in Konstanz, von dem vorgenannten Johannes Eppishauser rechtmäßig erworben (… quos quidem ortum et fundum Eberlinus iudeus residens in Constantia a predicto Johanne dicto Eppishuser legitime comparavit) (2). Von dem schon genannten Juden Eberlin, sowie den Konstanzer Bürgern Jakob Roggwil dem Älteren (3) und Konrad von Hof (4), Sohn des verstorbenen Johannes von Hof, die vom Bischof demselben Juden Eberlin als Lehensträger des vorgenannten Gartens und Grundstücks zugewiesen worden waren, wurden der Garten und das Grundstück in die Hand des Bischofs überlassen (… a iamdicto Eberlino iudeo, Jacobo dicto de Roggwile senior et Cuͦnrado dicto von Hofe, filio quondam Johannis von Hof, civibus Constantiensis, portitoribus a nobis deputatis ipsi Eberlino iudeo ad ortum et fundum predictos ad manus nostras facta).

Garten und Grundstück werden nun mit allen dazugehörigen Eigenschaften und Rechten wie sie bei Lehen des Bischofs und der Konstanzer Kirche vorhanden sind (… eosdem ortum et fundum cum pertinentiis et iuribus suis, cum a nobis et ecclesia nostra Constantiensi predicta feodales existant …), auf dringende und bescheidene Bitte des Juden Eberlin, ansässig in Konstanz, Sohn des verstorbenen Meisters Liebkind des Juden (… ad instantem et humilem petitionem Eberlini iudei residentis in Constantia, filii quondam dicti maister Liepkint iudei …), und dessen Lehensträger, der vorgenannten Jakob und Konrad, des Priors und des Konvents des Hauses der Augustiner [-chorherren] zu Konstanz und deren Nachfolgern (… et suorum portitorum Jacobi et Cuͦnradi predictorum, religiosis viris .. priori et .. conventui domus fratrum Augustinensium in Constantia et suis successoribus in eadem domo universis …), denen der vorgenannte Jude Eberlin den vorgenannten Garten und das Grundstück für 45 Pfund Pfennige Konstanzer Münze verkauft hatte, als Erblehen an das Augustinerchorherrenstift verliehen (… quibus prenominatus Eberlinus Judeus ortum et fundum predictos pro quadraginta et quinque libris denario monete se vendidisse et iuste vendicionis titulo in eos transtulisse sibique de eadem pecunia satisfactum esse et eandem in usus suos utiles evidentes et necessarios convertisse profitebatur publice coram nobis, contulimus et conferimus ipsosque de huiusmodi orto et fundo eo iure, quod in volgari dicitur ain reht frîes erblehen, infeodavimus et presentibus infeodamus).

Der Bischof fügt dem genannten Garten und Grundstück noch ein sumpfiges Gelände hinzu, welches bis zur Stadtmauer von Konstanz reichte (Et qui fundus aquosus annexus fundo et orto supradictis extensus ad murum civitatis Constantiensis, a nobis et ecclesia nostra Constantiensis feodales).

Als Lehensträger des Klosters ernennt der Bischof zudem die Konstanzer Bürger Rudolf Ruhe den Älteren (5) und Hugo Schneweiß, die zudem das Recht erhalten, die genannten Grundstücke bis zur Stadtmauer von Konstanz hin aufzufüllen.

Ankündigung des bischöflichen Siegels.

Anno domini millesimo CCCᵒ vicesimo octavo V kalendas februarii indictione undecima.

Rückvermerk:

.. Littera aucmentationis area nostre versus lacum (14. Jh.)

(1) Vgl. zu dieser Familie Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 1, S. 305.

(2) Burmeister, Juden Vorarlberg (1976), S. 3 f., verweist darauf, dass residens hier anzeige, dass Eberlin kein Bürgerrecht zu Konstanz besitze, sondern statt dessen vor Ort lediglich ein Wohnrecht innehabe.

(3) Bei Jakob Roggwil d. Ä. handelte es sich um ein Mitglied einer Konstanzer Ratsfamilie; vgl. Maurer, Konstanz 1 (1989), S. 185-187; Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 1, S. 603-606. 1332 wird Jakob Roggwil im Rahmen von Verhandlungen zwischen der Stadt Überlingen und jüdischen Überlebenden des vorangegangenen Pogroms genannt (KN01, Nr. 7).

(4) Bei Konrad von Hof handelte es sich um ein Mitglied einer Konstanzer Ratsfamilie; vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 2, S. 74 f.

(5) Bei Rudolf Ruhe d. Ä. handelte es sich um ein Mitglied eines Konstanzer Ministerialen- und Bürgergeschlechts. Er war als Reichsvogt zu Konstanz beziehungsweise Untervogt vor Ort bezeugt; vgl. Möncke, Bischofsstadt (1971), S. 183; Koch, Patriziat (1967), S. 141; Beyerle, Ratslisten (1898), S. 74-77; Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 1, S. 211.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 5, Nr. 7050, Orig., lat., Perg.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 142, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-002i.html (Datum des Zugriffs)

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