Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 137

1327 März 6, [Freiburg i. Br.]

Ein Freiburger Stadtbuch enthält eine Abrechnung vom 6. März 1327 zwischen der Stadt und ihren zum Teil jüdischen Gläubigern (Anno domini MᵒCCCᵒXXᵒVIIᵒ, an dem sehsten tage vor sante Gregorien tage recheneten die burgere mit den juden. Da wurden die burgere von juden schuldig dis guͦt):

[1.] [Den Juden] Mose und Süßkind 33 Mark und 18 Schilling, die für den Grafen von Freiburg zu geben sind. 23 Pfund und 18 Schilling sind an Lichtmess zu geben. Die verbleibenden 10 Pfund hat Peter Morsere bezahlt, worüber sie einen Brief haben: Moysi und Suͤßkinde XXXIII marke und XVIII schilling sol man in nu geben vúr unsern herren (1). So sol man aber Moysi und Suͤskinde vúr unsern herren XXIII marke und XVIII schilling (2) ze der Lichtmes (3) so nu nehste kumet. Dar umbe hant si einen brief, des sint in worden X pfund gap Peter Morsere (4). (5)

Den nachfolgenden Juden ist für den Stadtherrn zu entrichten: So sol man aber disen nachgeschribenen juden dis guͦt vúr unsern herren:

[2.] [Den Juden] Mose und Süßkind eine Mark für den Stadtherrn, worüber diese einen Brief besitzen: Moysi und Suͤskinde l marke vúr unsern heren dar umbe hant si einen brief. (5)

[3.] [Dem Juden] Frumolt 40 Mark für den Stadtherrn, worüber er einen Brief besitzt: Fromolte XL marke vúr unsern herren. Dar umbe het er einen brief.

[4.] [Dem Juden] Man 40 Mark für den Stadtherrn, worüber er einen Brief besitzt: Der Betrag wurde gezahlt: Mannen XL marke vúr unsern herren. Dar umbe het er einen brief. Ist vergolten. (5)

[5.] Jakob von Breisach 20 Mark für den Stadtherrn, worüber er einen Brief besitzt: Jacobe von Brisach xx. mark. vúr unsern herren. dar umbe het er einen brief. (5)

[6.] Rechlin, Salomos Ehefrau, 20 Mark für den Stadtherrn, worüber sie einen Brief besitzt: Von (6) Rechelinne Salmannes wibe XX mark vúr unsern herren. Dar umbe het si einen brief. (5)

[7.] [Dem Juden] Fischelin, Meirs Sohn, 20 Mark für den Stadtherrn, worüber er einen Brief besitzt. [Die Schuld] wurde bekannt: Vischelin Meigers sone XX mark. vúr unsern herren. Dar umbe het er einen brief. Ist verieht. (5)

[8.] Jolieb 10 Mark für den Stadtherrn, worüber er einen Brief besitzt: Joliebe X mark vúr unsern herren. Dar umbe het er einen brief. (5)

[9.] Und abermals [dem Juden] Frumolt 66 Mark und 36 Schilling, die am vergangenen Lichtmessfest hätten bezahlt werden sollen, sowie weitere 23 Mark an Frumolt für den Stadtherrn, worüber er einen Brief besitzt, und Frumolt 20 Mark für sich selbst von dem Tiefenauer und Frumolt 90 Mark für sich selbst, worüber er einen Brief besitzt. Der [letzte] Betrag ist abgegolten: Und aber[mals] Fromolte LXVI mark und XXXVI schilling. Die solt man im ze der Lichtmes (7), so nu nehst war gegeben han. (8) Aber[mals] Fromolte ze der Lichtmes (3) so nu neheste komet vúr unsern herren XXIII mark dar umb hett er einen brief. (8) Und aber[mals] Fromolte vúr sich selber XX mark von dem von Tiefenoͧwe (9). Und aber[mals] Fromolte LXXXX mark vúr sich selber (10), dar umbe het er einen brief, ist verrihtet. (8)

[10.] [Dem Juden] Man für den Stadtherrn 23 Mark, zahlbar an Lichtmess, worüber er einen Brief besitzt. Zudem gab einen auf 157 Mark lautenden Brief gemäß Vereinbarung zurück, der allerdings beschädigt war. Der Betrag ist abgegolten: Mannen vúr unsern herren XXIII mark nu ze der Lichtmes (3) dar umbe het er einen brief. Und sol er einen brieff wider geben umbe CLVII marke, den gab er wider und ist zerbrochen, ist verrihtet. (5)

[11.] [Dem Juden] Süßkind von Herrn Johannes von Staufen 80 Mark, davon 40 Mark zur Sonnenwende und 40 Mark an Weihnachten, worüber er einen Brief besitzt. 40 Mark sind abgegolte, 40 Mark stehen noch aus, worüber er einen Brief besitzt. Die 40 Mark sind ebenfalls abgegolten und der Brief somit nichtig: Suͤskinde von hern Johannese von Stoͧfen (11) LXXX marke, der sol man im geben nu ze Sungihten (12) XL mark und dar nach ze winnahten (13) XL mark. Dar umbe hat er einen brief. Der sint ime vergolten XL mark noch sol man ime XL mark. Dar umbe het er einen brief. Die sint oͧch vergolten und ist der brief widere worden. (5)

[Bei den nachfolgenden Personen handelt es sich offenbar nicht um Juden:] Dem Malterer (14) vúr uns selber CCC marke. Dar umbe het er einen brief, der sint ime vergolten CCCC mark. (5) Tegenlin (15) vúr uns selber C mark. Dar umb het er einen brief. Sint vergolten. (5) Hern Petern von Ampertingen (16) C marke. Da von git man ime iergeliches ze der Lichtmes (17) 9 marke. Dar úber het nút brieves. das sol man ime vúr uns selber.

(1) Gf. Konrad II. von Freiburg; vgl. Schickl, Schutz (1996), S. 531; Nehlsen, Familie (1967), S. 128, Anm. 48.

(2) UB der Stadt Freiburg 1, Nr. 134, S. 270, hat 33 Mark und 18 Schilling statt 23 Mark und 18 Schilling.

(3) 1328 Februar 2.

(4) Mitglied eines Patriziergeschlechts zu Freiburg i. Br.; vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 2, S. 117 f.

(5) Der Eintrag ist gestrichen.

(6) Es ist unklar, warum hier 'von' steht.

(7) 1327 Februar 2.

(8) Der vorangehende Schuldbetrag ist gestrichen.

(9) Die Identifikation mit Werner von Tiefenau ergibt sich in Kombination mit KN01, Nr. 132; vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 1, S. 221.

(10) Wahrscheinlich handelt es sich um die Begleichung einer Verbindlichkeit, die der Stadt selbst beim Gläubiger eingegangen ist im Unterschied zu den vorwiegenden auftretenden Zahlungen des Stadtrats für die Grafen von Freiburg.

(11) Johann, Herr von Staufen; vgl. Nehlsen, Familie (1967), passim.

(12) 1327 Juni 24.

(13) 1327 Dezember 25.

(14) Die Malterer waren ein christliches Geschlecht zu Freiburg i. Br. Hier handelt es sich höchstwahrscheinlich um den in der Rechnung des Vorjahres (KN01, Nr. 132) genannten Johannes Malterer; vgl. zu diesem auch Lewin, Juden (1890), S. 13; Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 3, S. 11-14; KN01, Nr. 226 und KN01, Nr. 125.

(15) Hierbei handelt es sich vermutlich um einen Christen, da sein Name zwischen Johannes Malterer und Peter von Ambringen aufgeführt wird; vgl. auch Lewin, Juden (1890), S. 13. In der Liste des Vorjahres ((KN01, Nr. 132) folgt er nach der Erwähnung der Christen Johannes Malter und Werner von Tiefenau. Darüber hinaus tauchen in Freiburger mittelalterlichen Urkunden öfters Familien mit dem Zunamen Tegelin oder Tegenlin auf.

(16) Ambringen, heute Ortsteil von Kirchhofen bei Ehrenkirchen.

(17) Februar 2.

Überlieferung:

Freiburg i. Br., StadtA, B 5 (P) XIIIa, Nr. 1, fol. 1v-2r, Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Insgesamt beliefen sich die Verbindlichkeiten auf 1.158 Mark und 72 Schilling. Die erhaltene Rechnung des Jahres 1326 umfasste dagegen 1121 beziehungsweise 1.150 Mark (KN01, Nr. 132). Im Vergleich zur Vorjahresrechnung erhöhten sich die aufgelisteten Verbindlichkeiten bei Christen jedoch um 200 auf 600 Mark. Im Jahr 1326 beliefen sich hingegen die Rückstände bei Juden auf 721 beziehungsweise 488 Mark, während auf der vorliegenden Liste 558 Mark und 72 Schilling vermerkt sind. Ein großer Teil dieser Summe, mindestens 246 Mark, wurde jedoch im Auftrag des Grafen von Freiburg als Stadtherren bezahlt.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 137, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-002f.html (Datum des Zugriffs)

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