Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 132

1326 März 1, [Freiburg i. Br.]

Das Ratsbüchlein der Stadt Freiburg i. Br. enthält eine Liste der städtischen Gläubiger, darunter auch mehrere Juden (Dis sint der burgere rechnungen. Die burgere sint schuldig dis guͦt):

[1.] Johannes dem Maltere 100 Mark und demselben vom Jungherrn Werner 200 Mark. Tegenlen 100 Mark. [Dem Juden] Süßkind 205 Mark sowie weitere 233 Mark, die von Breisach herrührten: Johannese dem Maltere (1) C marke und dem selben von Jungherren Wernher (2) CC marke. Tegenlen (3) C marke. Suͤskinde CC marke V marke minre und ab[ermals] Suͤskinden CCXXXIII marke, die (4) kamen ze Brisach.

[2.] [Dem Juden] Frumolt 90 Mark, abermals Frumolt 93 Mark: Fromolte LXXXX marke und aber[mals] Fromolte LXXXXIII marke.

[3.] [Dem Juden] Man 40 Mark: Mannen XL marke.

[4.] [Dem Juden] Jakob von Breisach 20 Mark: Jacobe von Brisach XX marke.

[5.] [Der Jüdin Rechlin], Salomos Ehefrau 20 Mark: [Rechelinne] (5) Salmannes wibe XX marke.

[6.] [Dem Juden] Jolieb 10 Mark: Joliebe X marke. (6)

[7.] Meir Spiess' Sohn 20 Mark: Meigers Spiesses sune XX marke. (7)

Der summe ist MCXXI marke. (8)

Disú rechenunge geschach anno domini. MᵒCCCᵒXXᵒVIᵒ, sabbato post Mathie. (9)

(1) Die Malterer waren ein christliches Geschlecht zu Freiburg im Breisgau; vgl. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 3, S. 11-14, ferner KN01, Nr. 137, KN01, Nr. 226 und KN01, Nr. 125.

(2) Möglicherweise handelt es sich um Werner von Tiefenau; vgl. KN01, Nr. 137 sowie Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch 1, S. 221.

(3) Hierbei handelt es sich vermutlich um einen Christen, da sein Name in der Rechnung des Jahres 1327 zwischen Johannes Malterer und Peter von Ambringen aufgeführt wird (KN01, Nr. 137); vgl. auch Lewin, Juden (1890), S. 13. Darüber hinaus tauchen in Freiburger Urkunden öfters Familien mit dem Zunamen Tegelin oder Tegenlin auf.

(4) Die Passage und abermals Suͤskinden CCXXXIII marke, die ist gestrichen. Die weiter unten angegebene Rechnungssumme beinhaltet diesen Posten jedoch. Somit bleibt unklar, ob dieser Eintrag fälschlich eingetragen wurde oder ob die Streichung lediglich eine spätere Tilgung berücksichtigt.

(5) Ihr Name ergibt sich aus einer späteren Urkunde (KN01, Nr. 137).

(6) Schickl, Schutz (1996), S. 531, nimmt diesen Kredit entweder irrtümlich nicht in die Gesamtsumme der jüdischen Kreditgeber auf oder hält Jolieb für einen Christen.

(7) Die religiöse Zugehörigkeit der betreffenden Person ist nicht ganz klar. In der Urkunde vom 6. März 1327 (KN01, Nr. 137) taucht sie nicht auf. Vermutlich dürfte es sich aber um einen Juden gehandelt haben. Die Herleitung bei Lewin, Juden (1890), S. 13, wonach Spiesses sune gleichzusetzen sei mit Pesses Sohn [beziehungsweise Besses oder Besselins], ist fraglich.

(8) Man beachte, dass diese Summe nur dann richtig addiert worden ist, wenn man den gestrichenen Eintrag über 233 Mark des Juden Süßkind miteinberechnet; vgl. UB der Stadt Freiburg 1, Nr. 132, S. 263.

(9) 1326 März 1.

Überlieferung:

Freiburg i. Br., StadtA, B 5 (P) XIIIa, Nr. 1, fol. 1r., Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Zur angegebenen Gesamtsumme von 1.121 Mark leisteten Juden somit 721 Mark als Darlehen, allerdings nur bei Berücksichtigung des gestrichenen Kredits des Juden Süsskind über 233 Mark. Andernfalls handelt es sich um eine Rechnungssumme von insgesamt 888 Mark, von denen 488 Mark jüdischen Kreditgebern zustanden. Unmittelbar auf den Eintrag vom 1. März 1326 folgt in der Archivalie auf den 8. November 1326 datiert (Disü rechenunge geschach anno domini MᵒCCCᵒXXᵒ sexto, sabbato proxima ante Martini) ein weiterer Eintrag der Bürgerschaft über Schulden in Höhe von 1.150 Mark Hauptsumme und Zinsen. Durch diesen recht pauschalen Eintrag (Die burgere sint alles dinges schuldig vuͤr sich selber mit schulde und mit zinsen Dis iares zwelftehalp hundert mark) ist nicht eindeutig, ob er die vorher aufgelistete Schuldensumme auch aufgelaufene Zinsen beinhaltet. Nicht auszuschließen ist, dass es sich um eine neuerliche Schuldenaufnahmen der Stadt handelt.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 132, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-002d.html (Datum des Zugriffs)

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