Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 223

1343 April 18, Stuttgart

Konrad genannt Panifex, Pfarrer und Chorherr zu Stuttgart, stiftet aus seinem Eigengut eine ewige Messe und Pfründe in der Stiftskirche zu Stuttgart. Die Pfründe soll einem Priester des Stifts und der Kirche zu Stuttgart zugute kommen. Ein Teil dieser Pfründe soll dabei von einem Weingarten zu Lindach und einem Nutzgarten am Kriegsberg kommen, die der Jude Löwe besitzt.

Alle die disen brief an sehent lesen oder hoͤrent lesen soͤllent wiszen, das ich pfaffe Cuͦnrat von Stuͦttgart genant panifex (1) und korherre ze Stuͦttgart (2) durch min[e]r sele wýllen und miner vordern und durch aller gelouͤbiger sele wýllen und zuͦ unserre ewyger huckennutsze mit Gunst und mit wýllen mins herren hern Uͦlrichs (3) probest ze Stuͦttgart und des capitels (2) gemeinlich, han uf geriht, gemachet und gestift mit minem aýgen guͦt und gelte, als hie nach geschriben stat, ein mesze (4), die ewýge sol sin und nieman haben sol denne einer der priester ist, in dem stifte und in der kirchen ze Stuͦttgart; die selben mesze sol lihen swenne siu ledig wirt, swer da zemal probest ist ze Stuͦttgart, und sol sie lihen einem priester. Der selbe priester sol gehorsam sin, einem probest und undertanig sin ze kor ze gande und ze allen dingen, als andern persone, die zuͦ dem stifte hoͤrent, und sol dem stifte ane allen schaden sin und gibe dem probest und sinen nachkomen, an disem brief alliu diu reht, die ein rehter patronus haben sol und mag ze lihenne dise mesze, dis sint diu guͦt da mit ich die mesze gewidemt und gestift han, des ersten git Uͦlriche der Waýyse usser siner schiuren hinder sinem hus drissig schilling Haller geltes, usser der wýsen ze Staýmhus ouch drissig schilling Haller geltes und usser der keltern ein pfunt Haller geltes. So gat usser Johansen des Nýssers saͤligen hus an dem margt zwaý pfunt Haller geltes und vier schilling. So gat us Procken wingart ze Roͤtun gelegen zehen schillinge Haller geltes und usser des Unseniges Sniders hus gat sehs schillinge Haller geltes. So gat us Cuͦnrades des wirtes schiuren us der vordern an Kuͤnrichs hus zwaý pfunt Haller geltes, disin vorgenanten gelte sint kouft mit soͤlichem reht, swenne die die das gelt gebent, andern gelt bewisent oder kouffent, das es erber lûten und den probest der denne zemal probest ist, gewisse duncket. Damit ist dis vorgenante guͦt ledig und rehtz haft, dar us es kouft oder bewýset ist. So gat ouch us Trûhelerin wingarten ze Stoͤckach (5) usser fiunfe morgen driu pfunt Haller geltes. So gat us Heinrich des Snitzers wingart ze Stoͤckach (5) ein pfunt Haller geltes. So gat us Cuͦnrat des Huͦtelers hus ein pfunt Haller geltes. So gat us Lewen des juden (6) wingart ze Lindach (7) und usser dem Bongarten (8) da bi ein pfunt Haller geltes und ist des Bongarters wingart ze Kriesperg (9) das lehen urstat. So gat us Johenselins des Scherres hus bi der metzel ein pfunt Haller geltes. So git Eberlin Rutscher ein pfunt Haller geltes usser der wýsen in dem Saͤlhach (10) und us dem wingart ze Kriesperg (9). So gat us Arnolts wingart ze Afternhalden (11) ein pfunt Haller geltes. So git diu junge Trûhelerin V schilling us dem wingart ze Assenberg (12) und zwen schilling us dem wingart und us dem acker ze Huͦpenloch (13) und ahzehen Haller geltes us dem hus. So gat us Schiecken wingart ze Hasenberg (14) niuntalp schilling Haller geltes. So git Wernher der Helde und das Baýerlin zehen schilling Haller geltes us dem wingart ze Assenberg (12). So gat us des Karchers saͤligen huser us dem alten und us dem niuwen und usser der schiuren zehen schilling Haller geltes. So gat us Eberharts des Waýsen wingart ze Winterhalden (15) zehen schilling Haller geltes. So gat usser Rentzen des protbecken (16) hus und us sinem wingart ze Rainsperg (17) fiunfe schilling Haller geltes. So git der Krͧnne us dem wingart ze Roͤtun (18) sehs schilling Haller gelts. So git Bentze der Boͤnerr zwen schilling Haller geltes us dem acker im Tierbache (19). So gat us Spanraitels muͦlin sibenthalbes soͧmerin kern geltes und drutehalbes sumern rocken geltes Esselinger meszes, und ein halbes huͦne geltes und sol das vorgenante korn gelts halbes geben sant Georien tag und das andertail sant Martins tag iaͤrlichen. Dar zuͦ han ich ouch zuͦ der selben mesze ein mettibuͦche und einen salter geben und ein mesze gewant nach minem tode das allenwegen an derselben mesze ewýclichen beliben sol und fuͦrbas me. Wer aber das die vorgenante mesze ieman bessert mit gelte oder mit goͧt das sol ouch ewýclichen da bi beliben .. und ze einer urkuͦnde dirre vorgeschriben rede aller ist dirre brief geschriben und besigelt mit des vorgenanten probest ze Stuͦttgart und des capitels und mit miner aýgen insigeln, die dar an gehencket sint ze einer ewýger geziugnisze dirre vorgeschriben rede .. Dis geschach und dirre brief wart geben ze Stuͦttgart an dem fritag vor sant Georien tag do man zalt von gottes geburt driutzehenhundert jare und dar nach in dem drie und viertzigoͤsten jar ..

Rückvermerk:

Stuͦttgart; Dominus Cunradus panifex c[horherr] do[natio] für den aldar an s[anc]ti leonhardi Im stifft fritag an Georgii 1343 (14. Jh.); neuzeitliche Rück- und Registraturvermerke

(1) Hierbei könnte es sich um eine Latinisierung von Konrads Familiennamen handeln; vgl. auch den weiter unten genannten protbecken Rentz, womöglich ein Verwandter Konrads.

(2) Kollegiatstift Heiligkreuz.

(3) Vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 458.

(4) Nach dem Rückvermerk handelt es sich um eine Messe für den St. Leonhard-Altar in der Stiftskirche.

(5) Stöckach, heute ein Stadtteil von Stuttgart; vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 455.

(6) Vielleicht der andernorts mit Wohnort Stuttgart genannte Jude Löw (SR01, Nr. 48 und SR01, Nr. 46).

(7) Vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 451, ohne näher erläuternde Informationen. Vermutlich handelt es sich nur um eine topographische Lage im Umfeld von Stuttgart und nicht um den heutigen Stadtteil von Schwäbisch Gmünd.

(8) Ein bongarten ist ein Nutz- oder Obstgarten.

(9) Vermutlich bezeichnet das ein Areal im Gebiet der heutigen Kriegsbergstraße. Dieser Ansicht war vermutlich auch UB der Stadt Stuttgart, Nr. 82, S. 36 f., wo der Begriff als Schreibfehler gekennzeichnet wird. Dies stützt die weitere Einordnung des Belegs bei Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 450.

(10) UB der Stadt Stuttgart, Nr. 82, S. 36 f., formt den Begriff in Seelach um.

(11) Nach Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 441, zwischen Heslach und der Calwer Straße gelegen.

(12) Vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 442 f.; vermutlich im Gebiet der heutigen Azenbergstraße zu Stuttgart.

(13) Vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 448 f.; dürfte identisch mit einer Lage an der heutigen Hoppenlaustraße zu Stuttgart sein.

(14) Ein Berg bei Stuttgart; vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 447.

(15) Vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 456-457.

(16) Hierbei handelt es sich womöglich um einen Verwandten Konrads des panifex.

(17) Vgl. Pfaff, Geschichte 1 (1845), S. 452.

(18) Ebd., S. 452.

(19) Ebd., S. 455.

Überlieferung:

Stuttgart, HStA, Best. A 602, U 12764, Orig. (Digitalisat), dt., Perg.

(Christian Scholl und Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 223, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/CP1-c1-021b.html (Datum des Zugriffs)

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