Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 169

1332 Januar 22, Oberndorf am Neckar

Die Brüder Ludwig [V.] und Friedrich [II.], Herzöge von Teck, bekennen, dass sie dem Juden Jakob, Bürger zu Oberndorf, 26 Pfund Pfennige guter Heller schulden. Falls die Herzöge diese Summe nicht rechtzeitig zurückzahlen, sollen Zinsen nach Oberndorfer Recht fällig werden. Zusätzlich stellen die Herzöge auch mehrere Oberndorfer Bürger als Bürgen. Diese Bürgen sollen sich bei ausbleibender Zahlung ins Einlager begeben. Die dabei entstehenden Kosten werden ebenso wie die angefallenen Verzugszinsen der ursprünglichen Schuldsumme aufgeschlagen.

Vir, Lutzman und Friderich, gebruͦder, herzogen von Thecke vergenhen und tuͦn kunt mit disem brief allen den, die in an senhent oder heͦrent lesen .. daz wir schuldig sin und reht und redelickch gelten sun Jacob dem juden, ainem burger von Oberndorf, und sinen erben sehs und zwainzig pfund pfenninge guͦter Haller, und súllen ime oder sinen erben die selben pfenninge gelten und gen ze Mitervastun der naehstun, so nun kunt, (1) anͧ allen gesuͦch und schaden. Und wa wir ime oder sinen erben die vorgeschribenne pfenning nùt gultin und gaebin zuͦ dem zil, als vorgeschriben staͧt, so sol darnach uffe die pfenning sitlicher und gewonlicher gesuͦch gaͧn, als ze Oberndorf reht ist. Und darumb so haben wir ime unverschaidenlich ze bùrgen gesetzet Cuͦntzen Rihgern, Eberlin von Balging (2), Eberlin Vokken, Walthern, Volmers bruͦder sun, Cúentzlin von Oͤndingen (3), burger von Oberndorf. Also wa wir ime oder sinen erben die vorgenanten pfenning und den gesuͦch nach dem zil nút gelten und gebin, so haͧt er oder sine erben gewalt, die búrgen alle zemaͧl ze manende, ain schleht gewonlich giselschaft in aines offenn wirts hus ze laistende aͧn geverde, und niemer da von ze komend, untz er oder sine erben der vorgenanten pfenning und des gesuͦchs, der dennen dar uffe ist gegangen, gewert wirt gentzlich und gar. Wir, die vorgenanten Cuͦntz Rihger, Eberli von Balgingen (2), Eberli Vokk, Walther, herrn Volmers bruͦder sun, und Cuͤntzerli von Oͤndingen (3), won wir aigenú ingesigel nút enhaben, so vergenhen wir der vorgenantun burgschaft under únserre herren herzog Lutzmans und herzog Friderichs ingesigel in allem dem reht, alz vor geschriben staͧt. Wir, die vorgenanten Lutzman und Friderich gebruͦder, herzogen von Thekke, geloben an disem brief bi guͦten trúwen, daz wir die vorgenanten búrgen leͦsen wen von dirre giselschaft aͧn allen iren schaden. Und daz dis war sige und statte belibe, darumb so haben wir únserú ingesigel gehenket an disen brief, der ze Oberndorf gegeben wart an Sant Vincentius tage, do man zalt von Gottes gebúrt drúzenhenhundert jar drisig jar und dar nach in dem andern jare.

Rückvermerk:

1) Oberndorfe; 2) hebr. Rückvermerk: 'Es schulden mir Herr Herzog Lutzmann [und] sein Bruder 26 Pfund Hallisch, Zeit bis Mittfasten, alle Zinsen gehören mir, 92 nach der kleinen Zählung' (חייב' לי הר הרצוק לוצמון אחיו כ''ו ליטרין הלייש זמן עד ע… חצי ענוי כל לי ריבית צ''ז ל''פ)

(1) 1332 [zwischen März 22 und 29].

(2) Balingen.

(3) Endingen.

Überlieferung:

Stuttgart, HStA, Best. B 203, U 119, Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Der hebräische Rückvermerk der Urkunde lässt vermuten, dass sich diese im Besitz des jüdischen Gläubigers befunden hat. Von hier aus hat die Urkunde später ihren Weg in den Bestand der Reichsstadt Rottweil gefunden.

(Christian Scholl und Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 169, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/CP1-c1-013l.html (Datum des Zugriffs)

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