Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 121

1322

Der Lindauer Franziskaner Johannes von Winterthur schreibt in den vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts: Die Herzöge von Österreich (1) sollen, wie es heißt (ut fertur), des Geldes wegen häufig als Schutzherren der Juden (patroni iudeorum) in Erscheinung getreten sein, weshalb ihr Ansehen in der Bevölkerung abgenommen habe. Erstmals war dies im Jahre 1322 der Fall, als sie die Juden in Engen (in oppido dicto Engen), die einen Ritualmord an einem christlichen Knaben der Stadt verübt hatten, wie öffentlich bezeugt worden war (sicut protestatum fuerat), verteidigten. Den Herzögen erging es daraufhin schlecht, da sie bereits früh verstarben.

(1) Im Jahre 1322 waren Friedrich I. (1308-1330) und sein Bruder Leopold I. (1308-1326) Herzöge von Österreich.

Überlieferung:

Zürich, Zentralbib., Ms. C 114 d, S. 68, Orig. (Mitte 14. Jh.; Autograph des Verfassers), lat., Papier; zur weiteren handschriftlichen Überlieferung vgl. Chronica Iohannis Vitodurani, S. XXXI-XXXVII.

Kommentar:

Zu Johannes von Winterthur und seiner Chronik vgl. ###CP1-c1-007s###. Im Jahre 1495 erhielt das mutmaßliche Grab des Knaben in der Engener Pfarrkirche einen (mittlerweile verlorenen) Grabstein, wonach dort ein nach Ausweis alter Schriften 200 Jahre zuvor von Juden gemarteter und ermordeter fünfjähriger Junge begraben liege, den man ohne Verwesungsspuren am 7. November 1495 im Beisein Graf Heinrichs von Lupfen und zahlreicher ehrbarer Leute aufgefunden habe; vgl. GJ 2, 2, S. 210 f. Die zur Zeit der Auffindung bereits nicht mehr gut lesbare Grabinschrift lautete: Anno domini MCCCCLXXXXV, am 7. Tag Novembris, ist hier liegend kind, so bi 5 iaren alt gewesen und vor 200 iaren alhie von den Juden gemartert, und die gibain unversen funden (Fürstenbergisches UB 5, Nr. 269, S. 231; Kraus, Kunstdenkmäler (1887), S. 21 [zu 1492]; Martin, Zeiten (1878), S. 90 [zu 1442]).

(Jörg R. Müller) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 121, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/CP1-c1-00d9.html (Datum des Zugriffs)

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