Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 240

1346 März 5

Der Frankfurter Schöffe Gipel von Holzhausen bekundet in Vertretung des Frankfurter Schultheißen, dass die beiden Brüder Hermann und Wiker Wunderlich dem Frankfurter Juden Minman zum Spessart (Mynnemanne zuͦ dem Spechtharthe) 16 1/2 Pfund und 7 1/2 Pfund drei Schilling schuldig sind. Ersterer Betrag wurde am Tag der Ausstellung der Urkunde verliehen (von dem irstem sunntage an in der fastin, alz dirre drif gegebin wart), letzerer soll Sonntag nach Ostern folgen (von dem nehisten santage an noch dem ostirtage). Es werden bei Rückzahlung innerhalb eines Jahres die gewöhnlichen Zinsen fällig (um gewonlichen gesuch zu ie der wochen als lange, als iz stunde unvorguldin noch dem zille). Sollten die Schuldner allerdings säumig werden und der Jude oder seine Erben nicht länger auf die Rückzahlung warten wollen (der jude oder sine erbin nit langer frist wolden geben noch ie dez geldiz vorg[ena]nt jarizfrist), so soll der Schultheiß einen Richter bestimmen, der dem Juden unverzüglich zu seinem Recht verhelfen soll (so sal der schultheise, odir wer dan an siner stad sitzet, heisin einen richther). Sollte einer der beiden Schuldner sterben, so geht die Schuld des Toten auf den anderen über (waz an yr eime abe get, daz sal an dem andirn zu gen). Es folgt die Bestimmung, kein geistliches oder weltliches Gericht zum Schaden des Juden anzurufen. Auf Bitte der Beteiligten siegelt Gipel von Holzhausen.

Datum anno domini MᵒCCCᵒXLVIᵒ in dominico die Invocavit.

Rückvermerk:

[…] ויקיר וונדרליך […] יו ליט וחצי מעינוי ו ז ליט ויג דינ׳ [Wiker Wunderlich, […] 16,5 Lit[ra] (Pfund) von Fasten 7 Lit[ra] (Pfund) und 13 Din[arim] [Schilling]]

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 106, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 96, S. 33.

Kommentar:

Die beiden im hebräischen Rückvermerk mit "[…]" gekennzeichneten Stellen scheinen im Original bewusst getilgt worden zu sein und sind nicht mehr lesbar. Zudem wurde der Zeitpunkt der Kreditaufnahme vermerkt ("von Fasten"). Die beiden Darlehen werden auch in der hebräischen Notiz getrennt voneinander behandelt. Zudem liegt hiermit ein Beleg dafür vor, dass der hebr. Ausdruck "Dinarim" korrekterweise mit Schilling wiederzugeben ist: 7 lit[ra] und 13 din[arim] entsprechen also 7 Pfund und 13 Schillinge, welche wiederum mit den im Urkundentext genannten 7 1/2 Pfund 3 Schilling übereinstimmen.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 240, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-01my.html (Datum des Zugriffs)

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