Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 217

1344 Dezember 28

Der Ritter Werner Rust von Treysa bekennt, vom Frankfurter Juden Falk von Münzenberg 18 Mark guter Währung geliehen zu haben, die am St. Johannestag 1345 (VI 24) mit 22 1/2 Mark zurückgezahlt werden müssen. Zahlt er den Betrag vor dem Johannestag zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Als Bürgen verpflichten sich der Ritter Hermann von Vilbel und die beiden Edelknechte Konrad Rust, Bruder des Ausstellers, und Gerhard von Londorf, Schultheiß zu Münzenberg, und der Frankfurter Bürger Werner Kolnhuser im Bedarfsfall bei Säumigkeit des Schuldners im Haus des Juden Einlager zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden der Juden zu bedienen. Es siegeln der Aussteller und die Bürgen.

Ich Wernher Rust von Treysa rit[ter] bekenen uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmin han uf diesen dinstag, alz dirrer brife gebin ist, um Valcken von Minczenberg, judin zuͦ Frankinford, un sin erbin achtzen marg penninge houbit geldis guͦder weruͦge um drithalb marg und zwenczig marg penninge ouch guͦder weruͦge (1) zuͦ gelden dem Juden uf sant Johanns tag do dem korn worzil brechin nuͦ nehst kuͦmit nach gift diz brif. Wan ich dem Juden gebin in diz zit dit houbit gelt mit dem dritteyl zuͦ nach marzal alz lange ez sich vorgangen hette da mide sol dem Juden wole mit genuͦgen. Und setzen dem Juden zuͦ buͦrgen vor houbit gelt vor schaden unvorscheid[enlich] her Herman von Vylwyl ritt[er] und Cuͦnrad Ruͦst, minen bruͦder, und Gerhard von Londorf schuͦlth[eisze] zuͦ Minczenberg edelknehte (2) und Wernher Kolnhuser buͦrger zuͦ Frankf[ur]t. Die globin ich zuͦ losen an eyde und an alen schaden. Also gebe ich nut dit vorgen[ant] gelt den Juden uf die vorgen[ant] zit werez dan minen buͦrgen gemant werdin von dem judin od von sin guͦdin baden so sullen sie ir itzlicher sendin eyn perd nach dem andern zu leysten in der vorgen[ant] judin hus biz ich vergelden den juden houbit gelt und schaden gantz und gar. Die leysten od nit, so giet duͦch nach der vorg[ena]nt zit uf die drithalb marg und zwenczig gewenlichen gesuche zu ye der wochin. Ginge ouch der burgen ir keyner abe daz got wende so globin ich binen eynen muͦnde eyn andern guͦdin buͦrgen an sin stat zuͦ setzen alz dicke ez nit geschit. Endede ich ez nit so sullen die vorg[e]n[an]t buͦrgen leysten biz ez geschiet. Und globin ouch den Judin gutlichen zuͦ gelden houbit gelt und schaden der von disem geld wazin mag und mich nit zuͦ behelfen gen in mit geystlichem mit werntlichem grichte nach neman von min wegen. Und zuͦ urkuͦnde so han ich min inges[igel] mit min vorg[ena]nt burgen inges[igel] an diesen brife gehangen. Und ich Herman ritter und Cuͦnrad und Gerhard edelle knehte und Wernher Kolnhuser die vorgen[ant] buͦrgen globin guͦde buͦrgen zuͦ sin dez vorg[e]n[an]t ritter her Wernher Ruͦst und gen den Judin in aller der wyse alz vor ist geschriben. Und hengen wir daruͦm unser Inges[igel] mit sin Inges[igel] an disen brife der gebin ist nach Christus geburt druzehenhondirt iar in dem vyer und vyerzigsten iar uf den dinstag in den vyer heylgen tagen von wyhenahten.

Rückvermerk:

הפ׳ וירנהיניר רואשטא מטרייזא חייב לי כ׳ב׳ זקוקים וחצי ליחרן קורוורצִילבריכט [Der Ritter Wernehr Rustin von Treisa ist mir schuldig 22 Mark und 1/2 [Mark] auf Johann Korn Wurzel (VI 24) bricht]

(1) In Frankfurt entsprach zu dieser Zeit die im lateinischen Urkundentext genannte Einheit Mark dem im hebräischen Rückvermerk genannten Gulden; vgl. Nr. #0000# zu 1347 VII 26.

(2) Kracauer gibt in seinem Regest als Bürgen fälschlicherweise drei Ritter und einen Frankfurter Bürger an. Lediglich Hermann von Vilbel ist Ritter, die beiden anderen sind Edelknechte.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkuden 97, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 86, S. 28 (mit falscher Datierung).

Kommentar:

Der hebräische Rückvermerk nennt den vereinbarten Rückzahlungstermin (1345 VI 24).

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 18.06.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 217, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-01kr.html (Datum des Zugriffs)

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