Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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279 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 216.

Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 219

1345 Februar 3

Konrad von Rückingen, Komtur des Johanniterordens zu Frankfurt, und der Konvent der Johanniter bekennen, von den beiden Frankfurter Juden Süßkind von Köln und dessen Sohn Anselm 50 Pfd. Heller auf ein Jahr geliehen zu haben, die nach Ablauf dieser Frist mit 75 Pfd. Heller zurückzuzahlen sind. Zahlen sie den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Culman Scheffer von Ursel, Henchin Schlosser an dem Johanniterordenshaus und der Frankfurter Bürger Conze Brimel, bei Säumigkeit des Schuldners in einer offenen Herberge in Frankfurt Einlager zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden der Juden zu bedienen. Der Aussteller und der Konvent siegeln.

Wir Bruder Cunr[ad] von Ruckingen comentur dez husis sante Johans orden zuͦ Frank[enfurt] dez heylgen spitahl zuͦ Frank[enfurt] und der convent des selbin huses zuͦ Frank[enfurt] bekenen uffinbar an disem brife, daz wir von unseres vorge[na[nt husis wegen schuldig sint und entnuͦmin han um Suͦszkuͦnden von Cuͦlne und um Anshelmen sinen suͦne judin zuͦ Frank[enfurt] und um iren erbin uf disen donerstag, alz direr brife gebin ist, fuͦnfzig phond hell[er] houbit geldis guͦder weruͦge ubir eyn ganz iar zuͦ geldin um fuͦnf und seybenzig phond hell[er] ouch guͦder weruͦge. Wan wir den juden gebin diz houbit gelt in diss iarisfrist und daz driteyl zuͦ nach marzal alz lange ez sich vorgangen hette (1) da mide sal den judin wolle mide gnuͦgen. Und setzen den judin zuͦ buͦrgen vor houbit gelt und schaden unvorscheid[enlich] Cuͦlman scheffer von Ursele Henchin slozzer an unserm huse zu frank[enfurt] und Conze Brimele buͦrger zuͦ Frank[enfurt]. Die globin wir zuͦ losen an eyde und an alen schaden. Also gebin wir diz vorgen[an]t. gelt nit den Judin uf dit vorgen[ant] iarsfrist wan dan unser buͦrgen gemahnit werd[e]n von den judin oder von irem guͦdin baden so sullen si leysten in eyn uffin herbgin zuͦ Frank[enfurt] alz guͦde buͦrgen reht ist biz wir vorgoldin den judin houbit gelt und schaden ganz und gar. Sie leysten oder nit so giet duͦch nach dirrer vorgen[ant] zit uf die vorgen. fuͦnf und sybenzig phond gewenlichen gesuͦche zuͦ ye der wochen. Ginge der buͦrgen ir keyner abe daz got wende so globin wir bin eynem muͦnde eyn andern guͦdin buͦrgen an sin stat zuͦ setzen alz dicke ez nuͦt geschit. Endede wir ez nit so sullen die andern leysten biz ez geschit. Und globin ouch im guͦdin trwuͦen und bie unserm ordin gutliche zuͦ gelden den Judin houbit gelt und den schaden, der von disem gelde wazin mag und umb nit zuͦ behelfen gen in mit geystlichem mit werntlichem gerichte nach neman von unsern wegen daz den Juden icht schaden mag an houbit gelt und an schaden. Und zuͦ urkuͦnde dirrer vorgen[ant] dinge so hengin wir bruͦder Cuͦnrad und der convent unser inges[igel] an disen brife und vor unser vorgen[an]t buͦrgen. Dar umbe irkenen wir uns Cuͦlman, Henchin, Conze die vorgen[an]t buͦrgen und globin guͦde buͦrge zuͦ sin der vorgen[an]t herrin und gen den judin in aller der wyse alz vor ist geschriben an disem brife, und wir nit itzuͦnden eygen inges[igel] han. Dirrer brife ist geben nach Cristus geburt Druͦzenhoundirt iar in dem fuͦnf und vyerzigstem iare uf den donerstage an sant Blasius tag.

Rückvermerk:

קומנדור מיחרן נ ליט׳ [Kumendur von Johan[niterorden] 50 Lit[ra] (Pfund)]

(1) Dies entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 98, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 87, S. 28.

Kommentar:

Vgl. auch Nr. #0000# zu 1348 II 16 (UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 123, S. 45), in der Ritter Rudolf von Rückingen von Süßkind von Köln 30 Pfd. H. leiht. Bei Ritter Rudolf und Bruder Konrad von Rückingen handelt es sich um Brüder. Auch der Frankfurter Bürger Kunze Brimel erscheint bei beiden Krediten als Bürge. Beide Parteien erscheinen in Verbindung mit dem Frankfurter Juden Süßkind von Köln.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 219, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-01hi.html (Datum des Zugriffs)

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