Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 241

1346 März 17, Frankfurt a. M.

Kaiser Ludwig und Graf Gerlach von Nassau bekunden, dass sie auf Bitte beider Parteien einen Schiedsspruch zwischen den Bürgern von Mainz einerseits und den Bürgern von Frankfurt andererseits gefällt haben. Zwischen mehreren anderen Streitpunkten - darunter die beigelegte Auseinandersetzung über einen Brief der Frankfurter Zunft der Handwerker an jene von Mainz und das von den Mainzern erlassene Verbot der Teilnahme ihrer Bürger und Einwohner an den Frankfurter Messen - wurde entschieden, dass im Streitfall zwischen dem Mainzer Juden und der Ehefrau des Frankfurter Bürgers Sterkelin beide Parteien einen Schiedsmann stellen. Sollten diese sich nicht einigen, soll Graf Walram von Sponheim bis zum nächsten Jörgentag (23. April) mit diesen beiden klären, ob der Streitfall vor dem Frankfurter Rat entschieden worden ist. Wird darüber keine Einigung erzielt, soll die gerichtliche Entscheidung vor dem Frankfurter Rat innerhalb von zwei Monaten erfolgen.

Wir Ludowig, von gotes genaden roͤmischer keiser, ze allen zeiten merer des reichs, und wir Gerlach, graf ze Nazzauͦ, bekennen offenlichen mit disem brief, daz wir umb solich zwayung und misshelunge, die gewesen sind zwischen den wisen luͦten, den burgern und der stat ze Mentze uf ein seitten, und den burgeren und der stat ze Ffranchenfurt uf die andern seitten, und der si von beiden teilen zuͦ uns gangen sind und uns dar umb gelaubt haben, sprechen und scheiden als her nach geschriben stat: Zuͦ dem ersten sprechen wir, daz sie umb die selben zwayunge und misshelunge ze beider seitten guͦt friuͦnde und gentzlichen versuͤnt suͤllen sein. Dar nach sprechen wir als die von Mentze die von Ffranchenfurt beschuldigt hetten, daz zuͦ den eren traf von der brief wegen, die der zuͤnft der hantwerck ze Ffranchenfurt hetten gesant den zuͤnften der hantwerck ze Mentze, daz hand die von Franchenfurt verantwurt bei irem ayde, daz si daz onͤ geverde und argelist taͤten und dar umb suͤllen die von Mentze ir brief schreiben und senden an alle die stet, da hin si vor geschriben und von den von Ffranchenfurt gechlagt hand, daz sie mit den von Ffranchenfurt gentzlich versuͤnt sein und seit die von Ffranchenfurt sich des also entslagen hand, daz die von Mentze si dann gar fuͦr unschuldig haben wallen und suͤllen den daz schreiben und verkuͦnden zischen hie und sand Jorgen tag, der scherst chumt. Mer schreiben wir umb die messe und den margt ze Ffranckenfurt, die die von Franckenfurt habent von unsern und des reichs genaden haben, die von Mentze dhein gebot getan, biz uf disen huͦtigen tag, daz si odir ir burger und mitwoner in die messe und margt niht varen suͤllen, die selben gebot suͤllen ab sein und suͤllen die von Mentze die von Franckenfurt fuͦrbaz eren und fuͦrdern und daz selb suͤllen die von Ffranckenfurt den von Mentze her wider tun als guͦt friunde. Wir sprechen auch umb den juden zu Mentze und umb Sterklins husfrauͦen zu Ffranckenfurt, daz die von Mentze einen man kiesen seͧllen von des juden wegen und die von Ffranckenfurt auch einen von der frauͦn wegen und die suͤllen versuͦchen, ob sie die sachen guͦtlich und fruͦntlichen verrichten und verscheiden muͦgen. Wuͦrden sich aber die zwayent, so haben wir graf Walram von Sponheim zuͦ in geben, daz sich der mit in eruaren sol zwischen hie und dem nehsten sand Joͤrgen tag, ob der selb jud und die vorgenante ffrauͦ irer sachen gangen sind eynmuͤtilichen uf den rat ze Ffranckenfurt. Vindet man daz also, so sol alle gericht absein und sol noch der rat ze Ffranchenfurt dar uͦber sprechen darnach in den neihsten zweyn monaͤden, ob ez uf den rat gedeicht und kumt. Sind si aber vor gericht gevertigt uf den rat, also ob sie uf dem rat nicht gericht wuͤrden, daz sie wider an gericht komen suͤllen. Ist danne die selb ffrawͤ wider an gericht komen und hat mit gericht icht erchlagt und ervolget, so sol dat gericht seinen ganch haben und bei seinen rechten beliben. Auch sprechen wir, ist daz die burger von Mentze den von Franchenfurt icht schuldig sind ze zins von iren husern, den sie in gelobt und geheizzen habent, muͤgen si sich dar umb nicht guͦtlichen verichten mit ein ander, so suͤllen die von Franckenfurt dar umb ein recht ze Mentze nemen vor irem rat und sol man in des rechten unverzogenlichen beholffen sein. Mer sprechen wir umb die schaͦf, die den burgern ze Mentze aberchlagt wurden umb die selben schaͦf und swaz schadens sie der genomen hetten, suͤllen die von Mentze ir burger unchlaghaft machen, den kappos [?] und die schif, die die von Franchenfurt verloren hand, die wollen wir den burgern mit sampt dem schaden selb gelten und abrichten und sie dar umb unchlaghaft machen. Und dar uͤber ze einem urchuͤnde geben wir mit unsern ingesigeln versigelten disen brief, der geben ist zu Ffranchenfurt an sand Gerdruden tag, nach kristus geburde, druitzehen hundert iar, dar nach in dem sechs und viertzigstem iar, in dem zwai und dreizzigstem iar unsers reichs, und in dem niuͦntzehenden des keysertuͦms.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Urkunden, Weltlicher Schrank L. 62/2, 1346, Orig., dt., Perg.

  • Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 5, Nr. 547, S. 335 f.

Kommentar:

Vgl. hierzu die Urkunde FW01, Nr. 173, in der die Stadt Mainz in einem Brief an die Stadt Frankfurt letztere bittet, ihrem Bürger, dem Judenbischof Josef von Aschaffenburg, bei der Eintreibung von Schulden gegenüber der Witwe des verstorbenen Frankfurter Bürgers Sterkelin behilflich zu sein.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 05.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 241, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-01h5.html (Datum des Zugriffs)

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