Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 254

1346 September 1

Der Bäcker Emmerich aus Rödelheim bekennt vor dem Ritter Merkelin aus Rödelheim, Vertreter des Schultheißen zu Frankfurt, dass er dem Frankfurter Juden Minman zum Spessart am Johannestag in der Alten Herbstmesse zu Frankfurt (1347 VIII 29) sechs Pfund Heller neun Schilling zu entrichten habe. Das Darlehen betrug ursprünglich vier Pfund Heller sechs Schilling (1). Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Die Bürgschaft übernehmen zu gleichen Teilen die beiden Rödelheimer Bürger Cule Welgelin und Hermann Schefer, die im Bedarfsfall in einer offenen Herberge in Frankfurt Einlager leisten sollen. Entziehen sie sich dem Einlager, so sollen sie für die Kreditsumme und die Zinsen gepfändet werden, als sei es vor Gericht erklagt worden. Es folgt die Bestimmung, kein geistliches oder weltliches Gericht zum Schaden der Juden anzurufen. Es siegelt der Ritter Merkelin von Rödelheim.

Vor mir Merkelin von Redelnheim ritter, der da sitzet an eynes scholtheizen stat zuͦ Frankinford, bekante sich Emmiche becker von Redelnheym, daz he un sin erben schuldig sin zuͦ geldene uf sante Johannes tag, als er enthaubit ward in Frankinforter alden messe nuͦ nehst kuͦmet nach gift disses brifes, Mynnemanne zu dem Spesharte, juden zu Frankinford, und sinen erben ses phuͦnd nuͦhin schil[ling] hall[er] guder weruge. Also gebe man vier phund und ses schill[ing] hall[er] in diser nehsten jarsfrist und daz dritteil zuͦ nach marzal als lange als ez sich vergangen hette (1), da mide sal den juden gnuͦgen. Ouch bekanten sich guͦde burgen zu sine fur houbit gelt und fur schaden unvorscheid[enlich] Cule Welgelin und Herman Schefer von Redelnheym, die Emmiche globit hat zuͦ losen an eit und an schaden zu leistene zu Frankinford in einer uffen h[er]b[er]ge, wan sie gemant werden von den juden ader von iren erben. Wo sie niht endede, so sal man sie alle pende fuͦr houbit gelt und fuͦr schaden, als ez vor scholt[eiß] und vor scheffin an geriche erclaget were. Si geben pand ader niht, so sal doch nach nuͦ dem vorgen[ant] zil uf sehs phund und nuͦne schill[ing] hall[er] gewenlich gesuch gen, als lange alz ez stet unvergulden. Die han sich ouch gen die juͦden geistliches uͦnd werntliches geriches und numer nyman von iren wegen. Zu urkunde dirrer vorgenant dinge so han ich Merkelin vorgenant min inges[igel] durch bede der vorgenant gemeinliche an disen brif gehangen. Datum anno domini MᵒCCCᵒXLVIᵒ in die beati Egidii.

Rückvermerk:

עמריך אופה על ארנולט מברטלוך ד ליט ו דינ [Emrich, der Bäcker für Arnwalt aus Bertloch, 4 Lit[ra] (Pfund) 6 Din[arim] (Schiling)]

(1) Dies entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.
(2) Dies geht nicht nur aus dem hebräischen Rückvermerk hervor, sondern wird so auch im Text der Urkunde genannt.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 112, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 106, S. 37.

Kommentar:

Der hebräische Rückvermerk gibt die ursprüngliche Darlehenshöhe an. Unklar bleibt die Rolle des ebenfalls dort genannten "Arnwalt aus Bertloch", für den das Darlehens durch Bäcker Emmerich aufgenommen wurde.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 254, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-019d.html (Datum des Zugriffs)

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