Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 255

1346 Oktober 27

Der Frankfurter Bürger Albrecht zur Scheuer hat vom Frankfurter Juden Falk von Münzenberg 37 Pfund Heller geliehen, die nach Ablauf eines Jahres mit 50 1/2 Pfund Heller zurückzuzahlen sind. Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Als Bürgen verpflichten sich die beiden Frankfurter Bürger Volkwin im Arnsburger Hof und der Schwager des Schuldners, Werner Kolnhuser, im Bedarfsfall Einlager mit jeweils einem Pferd im Haus des Juden zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden des Juden zu bedienen. Es siegeln der Aussteller und seine Bürgen.

Ich Albrecht zuͦ der Schuͦren, buͦrger zuͦ Frankinford, bekenen uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmin han uf disen vrytag alz diser brif gebin ist um Valken von Minzenb[er]g, judin zuͦ Frankf[urt], und um sin erben syben und drizig phond hell[er] houbit geltis ubir eyn gantz iar, zuͦ gelden um fuͦnfzig phond hell[er] und eyn halb phond hell[er] guͦder weruͦge (1). Wan ich den judin gebin diz houbit gelt und daz driteyl zuͦ nach marzal, alz lange ez sich vorgangen hette (2), da mide sal den judin mide genuͦgen. Und setzen den judin zuͦ buͦrgen vor houbit gelt und vor schaden unvorscheid[enlich] Volkwin in der Armsporger hof und Wernher Kolnhuͦser, minen swager, die globin ich zuͦ losen an eyde und an schaden. Also gebe ich nit den judin diz gelt uf die vorgen[an]t zit, wan dane die burgen gemahnit werden von den judin, so sullen sie ir itzlicher senden eyn perd nach dem andern zuͦ leysten in der judin hus biz ich vorgulden den judin houbit gelt und schaden gantz und gar. Sie leysten ader nit, so giet duͦch nach der vorgen[an]t zit uf die fuͦnfzig phond und eyn halb phond gewenlichen gesuͦche zuͦ ye der wochen. Ginge der buͦrgen ir keyner abe, daz got wende, so globin ich bin eynem monde eynin andern guͦden buͦrgen an sin stat zuͦ setzen alz dicke ez nuͦt geschiet. Und globin ouch den judin gutlichen zuͦ gelden diz houbit gelt mit dem schaden und mich nit zuͦ behelfen gen in mit geystlichem mit wertlichem gerichte nach neman von minen wegen. Und zuͦ urkuͦnde so han ich min inges[igel] mit minen buͦrgen inges[igel] an disen brife gehangen. Und globin ich Volkwin und Wernher, die vorgen[an]t buͦrgen, guͦde buͦrgen zuͦ sin dez vorgen[an]t Albrecht in aller der wyse, alz vor ist geschriben und han wir unser inges[igel] mit sinem inges[igel] an disen brife gehangen. Der gebin ist nach Cristus gebuͦrt druͦzenhondird iar in dem sehs und fyerzigensten iare uf den nehsten vritag vor allerheylgen tag vor vyer.

Rückvermerk:

אלברחט שויירין לז׳ ליט קרן עבור שלוש לכל הצלמים ק׳ח׳ל׳ יום ו יא במרחשון [Albrecht Scheuren 37 Lit[ra] (Pfund) Kapital gegen 1/3 zu Allerheiligen 108, Freitag am 11. Marcheschwan]

(1) In vielen Frankfurter Schuldurkunden aus diesem Zeitraum wird bei Überschreiten der Jahresfrist ein jährlicher Zinssatz von 50% auf die Schuldsumme aufgeschlagen, was in diesem Fall 55 1/2 Pfund entsprechen würde.

(2) Dies entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 113, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 107, S. 37.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 143.

Kommentar:

Der hier als Bürge genannte Werner Kolnhuser wird auch in anderen Darlehen des Juden Falk von Münzenberg als Bürge genannt (vgl. FW01, Nr. 217) und erscheint auch bei dem Juden Heilmann von Gießen (Nr. #0000# zu 1348 IX 5 = UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 135, S. 49 = Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 133). Er ist eventuell verwandt mit Wigand von Kolnhuser, dem die Judengemiende 1316 einen Zins auf ihren Gemeindegebäude verkauft, vgl. hierzu FW01, Nr. 80.

Der hebräische Rückvermerk gibt als vereinbartes Rückzahlungsdatum "Allerheiligen 108" an (1347 XI 1); "Freitag am 11. Marcheschwan" bezeichnet den Ausstellungstermin der Urkunde. Allerdings hat sich der Schreiber in der Datierung um einen Tag vertan, da der in der Urkunde genannte Termin 27. Oktober 1346, ein Freitag, dem 10. Marcheschwan entspricht.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 255, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-0198.html (Datum des Zugriffs)

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