Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 265

1347 Mai 1

Graf Johann von Nassau, Herr von Merenberg, bekundet, dass er von den Gebrüdern Gumprecht, Levi und Meir zum Storch (Juden zu Frankfurt), dem Meister Süßelin von Nürnberg, Mosemann von Wetzlar und Simon zum Affen Geld geliehen hat, das er ihnen am Martinstag mit 600 Pfund Hellern zurückzuzahlen habe. Die Bürgschaft übernehmen zu gleichen Teilen Herr Walter von Kronberg mit seinen beiden Söhnen Frank und Johann, der Ritter Merkelin von Rödelheim, der Edelknecht Heidenreich von Elkershausen, der Friedberger Bürger Hartmut Großjohann und der Frankfurter Bürger Ulin, früherer Truchseß zu Idstein. Die Bürgen verpflichten sich, im Bedarfsfall bei Säumigkeit des Schuldners auf Mahnung der Juden hin mit jeweils einem Knecht und Pferd Einlager in den Häusern der Juden oder in einer offenen Herberge zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden der Juden zu bedienen. Auf den Gebrauch von Privilegien soll zudem verzichtet werden, verletzte Siegel den Gläubigern nicht schaden. Nach Martini werden die 600 Pfund Heller mit jeweils zwei Heller pro Pfund wöchentlich verzinst. Es siegeln der Aussteller und sechs Bürgen.

Wir grave Johan von Nassauwe herr zuͦ Merinberg bekennen uffinbar an disem briefe allen den die in sehen ader horen lesen, daz wir uͦnd unser erben schuldig sin und globin mit waren worten zu geldene uff sante Martinstag nuͦ nehst kuͦmmet nach gift dissez brifes Gumprahte zuͦ dem Storke Levy und Meiger gebruͦdere meister Suͦseline von Nuͦrinberg Muͦsemanne von Wetflar und Simon zuͦ dem affen juden und iren erben ses huͦndirt phuͦnd hall[er] houbit geltis guder weruͦge und setzen zuͦ buͦrgen den vorgen[an]t judin fur houbit gelt und fuͦr schaden unvorscheid[enlich] hern Waltern von Croninb[er]g hern Frankin und hern Johanne von Croninb[er]g gebrudere myn Waltere suͦne und hern Merkelinen von Redelnheym ritter, Heidenreich von Elkerhusin edelkneht, Hartmuͦden Grozjohan buͦrger zuͦ Frideb[er]g und Ulynen etzwanne Drozze zuͦ Idichstein eyne b[u]gere zuͦ Frankinford die wir grave Johan globin zuͦ losen an eit und an schaden. Also bescheidinliche wer daz diz gelt niht bezahlt wuͦrde uf daz zil alz vor stet geschriben so globin wir Walter von Croninb[er]g Franke Johann von Croninb[er]g gebrudere Merkelin von Redelnheim ritter, Heidinreich von Elkinhusin edelknehte, Hartmud Grozjohan und Ulin Drozze die vorgen[an]t buͦrge wan wir gemahnt werden von den vorgen[an]t judin von sin baden mit waren worten zu leysten uns itzlich mit eyme knehte und mit eyme perde in der vorgen[an]t judin hus eynes, welcher sie wollen ader in eyn uffen herberge wo sie von den juden in gewiset werden eyn perd nach dem andern alz dicke ez not gesche und alz lange biz houbit gelt leistuͦnge gesuch und ouch schaden gentzliche wirt vergoldin. Ginge die keiner abe der vorgen[an]t unser buͦrgen daz got wende e houbit gelt und schade gentzliche vergoldin wurde, so globin wir dar nach binnen eyme monde eynen andern alz guͦden an sin stat zu sezen alz dicke alz ez not gesche. Unse burgen leisten ader niht so sal doch nach dem vorgen[an]t zil uff ie daz phund zwene hall[er] gen zuͦ gesuche zuͦ ie der wochin alz lange alz ez stet unvergoldin. Wer auch daz diser Ingesigele die an disem brife hangen die keynez breche ader brechen die wile in die juden inne hant daz ensal den judin nithe schaden ader uns mit nithe vruͦmen. Ouch globin wir mit guͦden trwuen uns nimmer gein dise vorgen[an]t judin zuͦ behelfen um gesuch noch um schaden disses vorgen[an]t geldis mit geistlichme noch mit wertliche gerichte noch mit gebaden des bapstes noch des keisers noch mit die keyner vrieheit die wir itzunt han oder ummer hernach gewinnen muͦgen oder mit die keynen dingen dez menschen hertze mag erdenken noch nummer neman von unser wegen daz sie mit ichte betruͦben muge dan in ir houbit gelt und den gesuche gutliche zuͦ geltene. Zuͦ urkuͦnde dirrer vorgen[an]t dinge so han wir grave Johan und wir Waltere von Croninb[er]g, Franke und Johan von Croninb[er]g gebruͦdere und Merkelin von Redelnheim ritter Heidenrich von Elkinhusin edelknehte und Hartmuͦd Gruzjohan die vorgen[an]t globin mit waren worten gude burgen zuͦ sine des vorgen[an]t unsers heren grave Johanns gein die vorgen[an]t juden in aller der wise alz in disem briefe stet geschribin und han dar umme unser ingesigele mit sinem graven Johanns Inges[igel] an disen brief gehangen. Wont ich Ulin inges[igel] niht enhan, so verbi[n]den ich mich guͦd buͦrge zuͦ sine des vorgen[an]t min heren grave Johanns gein die vorgen[an]t judin und den ingesigeln die an disem briefe hangen in aller der wise alz an disem brife stet geschriben. Datuͦm anno dmi. MᵒCCCᵒXLVIIᵒ feria tertia proxima post dominicam Cantate.

(1) Vermutlich betrug das eigentliche Darlehen 400 Pfd. Heller, da bezüglich des Zinses die Hälfte des geliehenen Kapitals aufgeschlagen wurde.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 116, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 112, S. 40;
  • Ronner, Herren von Kronberg, Nr. 147, S. 56.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 145;
  • Watz, Geschichte (1966), S. 68-70;
  • Kracauer, Aus der inneren Geschichte (1914), S. 43.

Kommentar:

Hierbei handelt es sich um das mit sechs Personen größte namentlich bekannte jüdische Konsortium im Frankfurt der 1340er Jahre. Auch der Kredit ist mit 600 Pfd. H. (bzw. 400 Pfd. H ohne Zins) mit deutlichem Abstand der höchste aus diesem Schuldbriefcorpus, der überliefert ist.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 265, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-0182.html (Datum des Zugriffs)

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