Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 145

1336 Juli 19, Frankfurt a. M.

Kaiser Ludwig der Bayer erlässt seinem lieben Getreuen, dem Edelmann Ulrich II. von Hanau (dem edlen mann Ulrichen von Hanaw, unserm lieben getrewen), 1000 Pfund Heller seiner Schuld bei den Frankfurter Juden (Sagen in ouch ledig und los mit diesem gagenwurttigen brief tusent pfund halle hincz den iuden ze Franchenforde, unsern lieben kamerknechten). Ludwig gebietet den Juden zu Frankfurt, Ulrich von den genannten 1000 Pfund Heller ledig und los zu sagen (Und wellen und gebieten den iuden gemeinlichen zu Franchenford, daz sie in und sin erben der vorgeschriben tusent pfund haller ledig und los sagen, gar und gentzlichen). Ludwig weist die Juden darauf hin, dass sie von seiner Huld und Gnade abhängig sind (als lib in unser huld und genad sin, des wellen wir nicht enbern). Der Aussteller siegelt.

Ze urchund diss briefs, der geben ist ze Franchenforde, des fritags nach sand Margareten tag, nach Christus geburt driuzehenhundert iar und in dem sechsten und dreizzigstem iar, in dem dreiundzweinigsten iar unsers richs und in dem zehenden des keysertums.

Überlieferung:

Marburg, StA, O I f Hanau, Finanzen und Zölle 1336 Juli 19, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Herren von Hanau 2, Nr. 471, S. 440 f.;
  • UB Frankfurt 2, Nr. 578, S. 443.
  • Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg 1, Nr. 37, S. 10;
  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 57, S. 16;
  • Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern zu 1336 VII 19.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 142, Anm. 206;
  • GJ 2, 1, S. 240;
  • Rosenthal, Geschichte der Juden (1963), S. 24;
  • Kracauer, Politische Geschichte (1911), S. 28.

Kommentar:

Vgl. hierzu auch die Urkunde FW01, Nr. 166, in der Kaiser Ludwig die Frankfurter Juden auffordert, ein Jahr auf die Zinsen von Ulrich II. von Hanau zu verzichten und sich mit der Rückzahlung des Hauptkapitals zu begnügen.

Der im Urkundentext genannte Passus bezüglich der Abhängigkeit von der kaiserlichen Huld und Gnade kann zudem als Drohung verstanden werden. Falls nämlich die Frankfurter Juden die kaiserliche Tilgung der Schulden Ulrichs nicht zu akzeptieren bereit sind, müssen sie damit rechnen, beim Kaiser in Ungade zu fallen. Vor dem zeithistorischen Hintergrund der so genannten Armlederverfolgungen gewinnt dieser kurze Passus weiter an Brisanz.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 08.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 145, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-017c.html (Datum des Zugriffs)

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