Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 268

1347 Juni 24

Frau Hellenberg und ihr Sohn Edelknecht Heinrich von Heusenstamm haben vom Frankfurter Juden Falk von Münzenberg 37 Pfund Heller auf ein ganzes Jahr geliehen. Nach einem Jahr sollen 55 1/2 Pfund Heller an den Juden zurückgezahlt werden. Zahlen sie den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Ritter Johann von Kleen, wohnhaft zu Dorfelden, und die Frankfurter Bürger Reinhard zum Storch und Heilmann Stoß im Bedarfsfall Einlager mit jeweils einem Pferd im Hause des Juden oder einer offenen Herberge in Frankfurt zu leisten, in die sie vom Juden angewiesen werden. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden der Juden zu bedienen. Es siegeln Heinrich und Heusenstamm und die Bürgen.

Ich Hellenberg von Husinstam und Heinrich von Husinstam edelknehte, min Hellinburge suͦn, bekennen uns uffinbar an disem briefe allen den disin sehen ader horen lesen, daz wir unvorscheid[enlich] entnuͦmen han uf den dag, alz diser brief gegeben ist, um Falken von Minzenb[er]g juden und um sin erben sybenunddryzig phund hall[er] houbit geldis guder weruͦge ubir eyn ganzis jar zuͦ geldene um sestehalb phuͦnd unf fuͦnfizig phuͦnd hall[er] ouch guder weruͦge. Also geben wir dem juden diz houbit gelt in diser nehsten jarisfrist und daz driteil zuͦ nach marzal alz lange alz ez sich vergangen hette (1), da mide sal in begnugen. Und setzen zu burgen den vorgen[an]t juden fur houbit gelt und fur schaden unverscheid[enlich] hern Johanne von Klen, der wonit zuͦ Dorfelde[n], ritter, Reinharden zu dem Storkelin und Heilen Stoz, burgere zu Frankinford, die ich globin zuͦ losen an eit und an schaden. Also stuͦde diz gelt ein ganzis jar unvergoldin, wan dan dar nach die vorgen[an]t wise burgen gemant werden, so sal ir itzlicher leisten mit eime perde in der vorgen[an]t judin hus ader zuͦ Frank[enfur]t in eyner uffen herberge, wo sie die juden in wisen eyn perd nach dem andern, alz dicke ez not gesche und alz lange biz houbit gelt und schade genztliche wirt vergoldin. Ginge die keiner abe der vorgen[an]t unsir burgen, daz got wende, e houbit gelt und schade gentzliche vergoldin wer, so globin wir dar nach binnen eime monde eynen andern alz gudin an sin stat zuͦ setzen, alz dicke alz ez not gesche und gemanit werde. Wo wir des niht endeden, so sullen die andern leisten alz vore alz lange biz ez gesche. Unse burgen leisten ader nit, so sal doch nach diser nehsten jarsfrist uf sestehalb phuͦnde und fuͦnfzig phund hall[er] gewenlich gesuch gen zuͦ der wochen, alz lange alz ez stet unvergoldin. Wir globin mit guten trwuen uns numer gein dise vorgen[an]t juden zu behelfen um gesuch nach um schaden disses vorgen[an]t geldis mit geistlichme nach mit wertlichme gerichte nach nuͦmer nyeman von unsern wegen, daz sie mit ichte betruben muͦge dan in ir houbit gelt mit dem gesuche gutliche zuͦ geldene. Zuͦ urkuͦnde diser vorgen[an]t dinge so han ich Henn[rich] min inges[igel] fur yrme vrauwen Hellenb[er]ge, mine muter, und fur mich an disen brif gehangen. Und han dar zuͦ gebeden die vorgen[an]t unser burgen daz sie ire ingesigele mit mine an disen brif gehangen. Und wir Johan von Kle[n], ritter, Reinh[ard] und Heilo Stoz die vorgen[an]t globin gude burgen zu sine der vorgen[an]t vrauwen Hellinb[er]ge und Henn[rich] irs suͦnes gein die vorgen[an]t judin in aller der wise alz vor stet geschriben, und han daruͦme unsir ingesigele mit Heinr[ich] inges[igel] an disen brif gehangen zuͦ eyn zugnisse diser vorgen[an]t dinge. Actum et datum anno domini MᵒCCCᵒXLVIIIᵒ in die nativitatis beati Johannis baptiste.

Rückvermerk:

חייב ויר חלבורק ובנו חיינריך ל׳ז׳ ליט עבור שלוש ליחרן י׳ד׳ […] ק׳ח׳ל׳ [Frau Helburg und ihr Sohn Heinrich 37 Lit[ra] (Pfund) […] um 1/3 zu Johanni, 14. Tamuz 108 (1348 VI 24)]

(1) Dies entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 117, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 113, S. 41.

Kommentar:

Die beiden Schuldner sind seit 1339 Bürger in Frankfurt (Bürgerbücher Reichsstadt Frankfurt, S. 24); Heinrich wird 1347 erneut als Bürger aufgenommen (Bürgerbücher Reichsstadt Frankfurt, S. 47).

Im hebr. Rückvermerk ist sowohl das Ausstellungsdatum der Urkunde (Johannis) angegeben als auch das vereinbarte Rückzahlungsdatum (14. Tamus 108 = 1348 VI 24).

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 268, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-016i.html (Datum des Zugriffs)

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