Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 298

1346 Juni 23

Walter von Tübingen, Herr zu Geroldseck, seine Söhne Heinrich und Georg sowie mehrere Ritter, Edelknechte und 'Dorfleute' bekunden, dass sie dem Straßburger Juden Gumprecht von Offenburg 52 Pfund Straßburger Pfennige schulden, die sie ihm spätestens an Martini [11. November 1346] bezahlen wollen. Bleiben sie säumig, werden pro Woche zwei Pfennige je Pfund an Zinsen ('Schaden') fällig. Will der Jude nicht länger auf Tilgung und Zinsen verzichten, müssen die Schuldner gemäß ihrem Eid nach Offenburg ins Einlager ziehen oder, im Falle der Adligen, einen Knecht mit Pferd dahin entsenden, bis den Forderungen des Juden Genüge getan ist. Wird gegen die Einlagerverpflichtung verstoßen, darf Gumprecht ungestraft Schuldpfändungen veranlassen. Dabei eventuell von ihm oder seinen Helfern erlittener materieller Schaden ist zu ersetzen. Auch für im Einlager gestorbene Geiseln muß Ersatz gestellt werden. Die Schuldner geloben zudem, den Juden oder seine Erben niemals mit Gewalt nötigen zu wollen, auf Kapital oder Zinsen oder die Einhaltung des vereinbarten Zahlungsziels ganz oder teilweise zu verzichten. Nach erfolgter Mahnung zum Einlager dürfen die Schuldner nur dem Juden, seinen Erben oder dem Inhaber des Schuldbriefes glauben, wenn sie davon hören, ihnen sei ein Aufschub gewährt worden.

Wir, Walther von Duwingen, herre zu Geroltzsecke, Heinrich unde Georgie, sine súne, Walther von der Digke, Hartman Waltbotte, Iohans von Hovewilr, rittere, Sweipach, hern Iohans Schultheissen seligen sun von Gengenbach, unde Iohans Fulkese, edelknehte, Herman Barg, Iohans von Wiler, Iacob Bierer von Schutter, Iohans Sifrit, Heinrich Schoͤne, Heintze, Meyger im fronehove, Heintze, der Petrin sun von Friesenheim, Iohans Stotzheim, Heinrich Eichorn, Manegolt Eychorn, Iohans, Meyger von Friesenheim, Iohans Meyger im fronhove von Schopfheim, Walther der muller von Schopfheim, Ortliep, Meyger von Lùtkirche, Albreht von Steinbrucke unde Iohans Kuche von Friesenheim, dorflùte, túnt kunt allen den, die disen brief sehent oder hoͤrent lesen, daz wir unverscheidenliche rehter schulde schuldig sint, Gumprehte, eime iudin [!] von Offenburg, gesessen zuͦ Strazburg, zwey unde fùnfzig pfunt Strazburger pfenninge genger unde geber, die er uns geluhen het unde wir von ime empfangen hant unde in unsern nutz kommen sint gantz unde gar. Die selben pfenninge globen wir (1) unverscheidenliche, dem selben iuden oder sinen erben zuͦ geltende unde wider zegebende bitz zuͦ sancte Martins tag, so nu neheste kommet, ane geverde. Deten wir dez nit, so gat gewoͤnlich schade druf, uf ie daz pfunt ze ie der wochen zwene Strazburger pfenninge. Den schaden globen wir ime oder sin erben ufzerihtende mit dem hoͧbzguͦte. Und umb den schaden sullen wir dez selben iuden oder siner erben einvaltigen worten gloͧben nach zimlichen dingen. Wanne oͧch der selbe iude oder sin erben dez vorgenanten geltz unde schaden der druf gegangen ist, nit lenger enbern wellent, wanne wir danne von iren wegen zuͦ huse oder zuͦ hove munt wider munt oder under (2) mit botten oder briefen gemant werdent, welre also gemant wirt, der sol in den nehesten ahte tagen nach der manungen under den herren rittern unde edelknehten, fùr sich [!] der selbe nit leisten wil, ein kneht unde ein pfert legen unde antwirten zuͦ Offenburg in die stat in rehte giselschaft. Die vorgenanten dorflùte sùllent sich mit irre selbes libe oͧch in die selbe stat entwirten. Unde sol men die leistunge unde die giselschaft halten unde tuͦn an offen wirten unde zuͦ veilem koͧffe bi dem eyde, den wir, die vorgenanten herren, rittere unde edelknehte unde oͧch die dorflùte, ane alleine ich, der vorgenante Hartman, han globet, die vorgenanten leistunge zuͦ haltende bi dem eyde, den ich mime herren getan habe, [und] wir, die andern schuldener, alle mit ufgehebeter hant getan hant zuͦ den heilgen, niemer us der giselschaft unde us der leistunge ze kommende, dem vorgenanten iuden si danne e (3) sin volle (4) getan von hoͧbzguͦt unde schaden, der uf daz selbe hoͧbzguͦt were gegangen, oder aber mit sinem ader sine erben willen vorbehebet. Welre under uns die vorgenante giselschafte in die wise, als da vor bescheiden ist, nit enhilte oder breche, da vor got si, den mag der vorgenante iude oder sine erben oder ire helfere, wer die sint, unde och dez lúet unde guͦt angrifen mit geistlichem unde weltlich gerihte oder pfenden ane gerihte an allen stetten, wie unde wo ez in aller baste fuͤget. Und sol daz nit gan an denhein lantfriden, friheit, gewonheit, frireht, gesetzede der stette, doͤrfere oder dez landes, der wir uns unverscheydenlichen verzihent gentzlich unde gar in dirre sache mit diseme briefe. Waz schaden oder kosten der iude oder sine erben unde ire helfere von der angrifung, pfendunge oder gerihtes wegen nemment, ane dotslag, den globen wir in aͧch unverscheydenliche ufzerihtendende [!] unde oͧch irn worten drumbe zegloͧbende nach múgelichen dingen. Wir globent oͧch bi dem vorgenanten eyde, were daz under uns, den vorgenanten schuldenern, denheinre abegienge, da vor got si, e daz vorgenante guͦt vergolten wúrde, daz wir in eime manotte, wanne wir sin ermanet werdent von dem egenanten iuden oder sinen erben oder irre botten, als da vor geschriben stat, ein als guͦten an des stat geben sùllent, der da abegegangen ist, der alles dez gebunden si, als der selbe waz, ane alle geverde. Und deten wir dez nit, so sùllen wir leisten glicher wis als umb daz vorgenante hoͧbzguͦt als lange, bitz wir in ein andern gebent an dez stat, der abe gegangen ist. Und sùllent daz gebunden sin ze tuͦnde in die selbe wis uf den vorgenanten eyt, wie dicke ez geschiht. Wo wir da wider detent, so mag men uns, unser guͦt, unser lútt angrifen glicher wis, als umb daz hoͧbzguͦt mit allen den verzignissen, als da vorgeschriben stat. Wir verbindent uns oͧch an disem briefe gegen den, wer der ist, der disen brief von dez vorgenanten iuden oder sinre erben wegen inne hat, in alle wis als wir gegen inen verbunden sint und globent alle ding, die an disem briefe geschriben sint, stete zuͦ habende unde nit da wider zetuͦnde noch schaffen getan in denheinen weg, ane alle geverde. Wir globent oͧch bi dem vorgenanten eide, den vorgenanten iuden oder den, der disen brief inne het von iren wegen, niemer zetrengende noch zenoͤtigen mit denheinre gewaltigen bette umb schaden oder hoͧbzguͦt abezelassende oder zil fùrbaz zegende wanne so verre, als wir frúntlich mit in mùgent ùbertragen. Wir sùllent oͧch niemanne gloͧben, daz wir zil habent, so wir von dez vorgenanten iuden wegen oder sinre erben wegen gemant sint, wir habent es danne von sinem munde gehoͤrt oder der, di dis briefes gewaltig sint, oder aber mit solicher kuntschaft, der wir wol gloͧben mùgent, bi dem vorgenanten eyde. Und daz dis alles war si unde stete blibe, so han wir, die vorgenanten herren von Geroltzecke, Walther von der Dicke und oͧch die vorgenanten rittere unde edelknehte zuͦ urkúnde aller der vorgeschriben dinge unsere ingesigele gehencket an disen brief. Under die selben ingesigele wir, die vorgenanten dorflùte, uns oͧch hant verbunden mit disem briefe. Der geben wart an dem nehesten fritage vor sant Iohannes tage dez doffers zuͦ sùnigihten in dem iare, da men zalte von gotz gebùrte dritzehenhundert iar unde sehse unde viertzig iar.

Rückvermerk:

נב ליט' עד חרטין ק'ו'ל (52 Lit[ra] [Pfund] bis Hartin [Martin] 106 nach der [kleinen] Zählung)

(1) Die letzten beiden Worte doppelt, zuerst mit Punkten darunter.

(2) Unter den letzten beiden Worten befinden sich Punkte.

(3) Vor und nach dem e steht ein Punkt.

(4) Wohl volle versehentlich statt 'wille'.

Überlieferung:

Freiburg, StadtA, A1 XIV von Tübingen 1346 Juni 23, Orig., dt., Perg.

  • Geroldsecker Regesten, Nr. 562.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 08.03.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 298, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-02d6.html (Datum des Zugriffs)

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