Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 268

1343 Mai 26

Walter von Tübingen, Herr zu Geroldseck, sein Sohn Georg, mehrere Ritter, Edelknechte und weitere Personen sowie (per Transfix) Heinrich von Geroldseck, ebenfalls ein Sohn Walters von Tübingen, bekennen, dem Straßburger Juden Gumprecht 53 Pfund Straßburger Pfennige zu schulden und ihm das Geld gemäß ihrem diesbezüglichen Eid am nächsten Lichtmesstag (2. Februar 1344) bezahlen zu wollen. Georg von Geroldseck verpfändet Gumprecht dafür bei der nächsten Ernte seinen Kornzehnten zu Offenburg, den der Jude, wenn er möchte, acht Tage nach Lichtmess verkaufen kann, wenn Georg die Schuld nicht zuvor bezahlt. Erlöst das Korn einen höheren Preis als der Betrag der Schuld, bekommt Georg die Differenz, bringt der Verkauf weniger ein, soll der Jude innerhalb einer Woche den Rest erhalten, sonst müssen die Schuldner auf Mahnung hin zu Offenburg Einlager leisten. Zahlen Walter und Georg von Geroldseck dem Juden vor Lichtmess einen Teilbetrag ihrer Schuld aus, haben sie Anspruch auf Rückerhalt eines entsprechenden Anteils am Getreide. Die Pflicht zum Einlager bleibt bestehen, wenn der Jude an dem Getreide irgendwelche Einbußen hinsichtlich seiner Außenstände erleidet. Wird die Einlagerpflicht nicht erfüllt, darf seitens des Juden ungestraft gepfändet werden; dabei eventuell erlittene Schäden auf Seiten Gumprechts sind zu kompensieren. Ebenso ist für einen während der Leistung versterbenden Schuldner Ersatz zu stellen.

Wir, Walther von Tuͤwingen, herre zuͦ Geroltzecke, Gerge, sin sun, Walther von der Dicke, Hartman Waltpotte, Iohans von Hovewilre, rittere, Sweipbach, hern Iohans Schultheissen suͦn von Gengenbach, Iohannes Fuͦlkese, edele knechte, Herman Barg, Iohans von Wiler, Herman Springer, Iacob Bierer von Schutter, Iohannes Sifrid, Heinrich Schoͤne, Heintze, Meger in fronhove, Heintze, der Petrin sun von Friesenheim, Heinrich Eicher unde Manegold Eicher von Oberwilre fuͤriehent unde tuͦnt kunt allen den, die disen brief gesehent oder gehoͤrent lesen, daz wir unverscheidenlich schuldig sint rechter schulde Gumbrecht, eime iuden von Strazburg (1), drù unde fuͤnfzig phunde Strazburger phenninge genger und geber, die er uns geluhen het unde in unsern nutz gar unde gantz komen sint. Die phenninge geloben wir ime unverscheidenlich oder sinen erben oder dem, der disen brief inne het, ze geltende uf den eit, den unser ieglicher an den heiligen mit uf gehobenre hant gesworen het, zuͦ geltende uf der liechtmesse tag, der nuͤ zehest [!] kumet. Unde setze unde geibe ich, der egenante Gerge, mit willen unde geheize des vorgenanten mines vatter allez korn, daz mir zuͦ den ernen, die nuͦ ze nehest kument, vellet zuͦ Offenburg von dem zehenden, den ich do habe von miner closterlehen wegen von Strozburg, ez si weize, rocke oder gerste oder haber, daz man ime oder sinem boten, den er dar zuͦ schicket, daz korn sol allezsament entwrten zuͦ Offenburg in die stat, in welez hus er wil, daz er des gewaltig si oder sine erben oder der disen brief inne het unde nieman anders untze uffe die liechtmesse, unfuͤrkoͧfet noch in denheinen weg abe getan, ane geverde. Unde so achte tage nach der liechtmesse fuͤrkoment, fuͤget ez ime oder sinen erben oder dem, der disen brief inne het, denne zuͦ fuͤrkoͧfende, daz sol er uns fuͤrkunden. Fuͤget ez uns denne von ime nùt zuͦ loͤsende, so sol er unde mag dar zuͦ nemen den lútpriester von Offenburg unde zwene andere biderbe man unde mag daz korn fuͤrkoͧfen. Unde waz do blibet, so ime ist von dem korne fuͤrgelten, daz sol uns behalten sin, breste aber ime, daz ime nùt moͤchte do von werden fuͤrgolten, den bresten sùllent wir ime uf den eit, so wir, die egenanten personen, gesworen hant, uf ricͤhten. Teten wir des nút in den nehesten achte tagen dar nach, so wir darumbe von ime, sinen erben oder von dem, der disen brief inne hat, gemanet werden munt wider munt zuͦ huse oder zuͦ hove, mit botten oder mit brieven, so suͦllent wir, die vorgenanten Walther, Gerge, Walther, Hartman, Iohans, Sweipbach und Fuͦlkese, bi dem eide, den wir gesworen hant, selbe oder unser ieglicher einen knecht mit einem pherde an sine stat zuͦ Offenburg in die stat entwrten unde do zuͦ veilme koͧfe leisten nach der stette gewonheit so lange, untze ime, sinen erben oder dem, der disen brief inne het, gar unde gantz von uns ist fuͤrgolten. Unde suͦllent wir, die andern mitteschuldener, uns selbe bi geswornem eide in die egenante stat zuͦ Offenburg entwrten unde do leisten glicher wise, alse die vorgenanten unsere herren ane geverde. Ez ist oͧch beret, wenne wir, die vorgenanten Walther von Geroltzecke unde Gerge, sin suͦn, gebent vor der liechtmesse dem egenanten Gumprechte, sinen erben oder dem, der disen brief inne het, fuͤnf phunde oder zehen phunde oder zweinzig phunde Strazburger phenninge genger und geber oder me oder minre, so sol man uns des kornes geben nach der margzal, alse ez denne uffe deme merkete geltet, umbe die phenninge, die wir ime denne gebent oder sendent bi unserm botten ane alle geverde. Und beschehe ez, dz der egenante Gumprecht, sine erben oder der disen brief inne het, an dem korne bresten gewͤnnent, daz inen do von ire schulde nùt gar unde gantz moͤchte fuͤrgolten werden, den bresten sùllen wir, die egenanten schuldener, unverscheidenlich erfuͤllen dar nach in den nehesten achte tagen, so wir darumbe gemanet werden, oder sùllent uf den eit allez daz tuͦn, dar zuͦ wir uns vor fuͤrbunden hant zuͦ tuͦnde unde zuͦ leistende, ane alle geverde. Beschehe ez, daz got wende, daz unser deheinre fuͤrbreche unde nút enleistete, alse do vorgeschriben stat, des lib unde guͦt sol er ane allen zorn angrifen unde phenden, untz ime gar unde gantz wrt fùrgolten. Neme oͧch er, sine erben oder der disen brief inne het oder sine helfer der phandunge deheinen schaden, den sùllen wir inen ufrichten alse daz hoͧbtguͦt ane geverde. Ginge oͧch unser deheinre abe, e denne ime wrde fuͤrgolten, do vor got si, so sùlhent die andern einen also guͦten an des stat geben in einem manod dar nach, so sù dar umbe gemanet werden oder sùlhent aber uf den eit leisten glicher wise, alse do vor geschriben stat, ane alle geverde. Ez ensol die vorgenanten phandunge gan weder an geistlich noch an weltlich gerichte noch an den lantfriden noch en sol sich unser deheinre des angriffes schirmen noch weren, der angrif beschehe mit gerichte oder ane gerichte, ane geverde. Daz diz allez war si unde stete blibe, so han wir, die egenanten Walther, Gerge, Walther, Hartman, Iohans unde Fuͦlkese, unsere ingesigele zuͦ eime urkùnde an disen brief gehenket. Unde wande wir, die vorgenanten Sweipbach unde die andern schuldener, nùt eigenre ingesigel hant, so fuͤrbinden wir uns under der egenanten herren ingesigele, stete zuͦ hande, waz wir an disem brieve hant gelobet ane geverde. Wande oͧch ich, der egenante Hartman Waltpotte, mich nùt fuͤrbinden getan bi mime gestabeten eide, alse do vor geschriben stat, so geloͧbe ich bi dem eide, den ich mime herren getan habe, stete zehande, waz do vor von mir geschriben stat an disem brieve. Der wart geben an dem nehesten mendage nach sante Urbans tage, do man zalte von gotz gebùrte drùzehenhundert unde drù unde vierzig iar.

[Transfix mit folgendem Wortlaut:]

Ich, Heinrich von Geroltzecke, hern Walthers suͦn von Geroltzecke, dem man sprichet von Tuͤwingen, gelobe mit disen brieve uf den eit, den ich darumbe mit uf gehabenre hant an den heiligen gesworen habe, alle die ding unde alle fùrbùntnisse stete zehande, die an dem brieve geschriben stant, durch den dirre brief zogen ist, in alle wise unde in allen weg, alse der egenante min vatter unde Gerge, min bruͦder, unde die andern schuldener oͧch do geschriben sich gegen Gumbrechte, dem iuden, sinen erben oder gegen dem, der disen brief inne het, fuͤrbunden hant ane geverde. Des zuͦ eime urkùnde, so habe ich min ingesigel an disen brief gehenket. Der wart geben an dem nehesten mendage nach sante Urbans tage, do man zalte von gotz gebùrte drùzehenhundert unde drù unde vierzig iar.

(1) Bei dem Straßburger Juden Gumprecht handelt es sich höchstwahrscheinlich um Gumprecht von Offenburg, der zum 4. Dezember 1338 als einer der deutschen Juden nachgewiesen werden kann, die damals mit Meister und Rat von Straßburg einen Vertrag schlossen (EL01, Nr. 226). An dieser Identifizierung ist um so weniger zu zweifeln, als in dem Schuldbrief ausdrücklich Offenburg als Ort eventueller Erfüllung der darin vereinbarten Einlager-Pflicht bestimmt wurde, was darauf hindeutet, dass Gumprecht auch über das Jahr 1338 hinaus noch Beziehungen nach Offenburg hatte. Allerdings gab es auch im Falle Georgs von Geroldseck eine Verbindung zu Offenburg, insofern er Inhaber eines Lehens eines Straßburger Klosters war, das - vermutlich nur teilweise - aus einem Getreidezehnten in Offenburg bestand.

Überlieferung:

Freiburg, StadtA, A1 XIV von Tübingen 1343 Mai 26, Orig., dt., Perg.

  • Geroldsecker Regesten, Nr. 546.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 05.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 268, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-02d5.html (Datum des Zugriffs)

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