Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 214

1338 Mai

Fritsche Closener berichtet in seiner 1362 abgeschlossenen Chronik zum Jahr 1337 (1) von der Belagerung Colmars durch ein Heer von michel volke unter der Führung eines Edelmanns zu Dorlisheim (Doroltzheim), der Unbehouwen genannt (2), und einem weiteren aus Andlau (zu Andelahe) namens Zimberlin (3): Die beiden ausdrücklich als 'Armleder' bezeichneten Hauptleute forderten die Herausgabe der Juden, um diese zu töten. Die Straßburger beschlossen sogleich (des wurdent die von Strosburg zu rote), den Colmarern zu Hilfe zu kommen. Als die Belagerer dies erfuhren, zogen sie unverrichteter Dinge ab. Dis beschach in dem meyen.

(1) Die erste Belagerung Colmars fand zwischen Januar und März 1338 statt; vgl. EL01, Nr. 204.

(2) Schwinden, Judenverfolgungen (1976), S. 37, identifiziert mit guten Gründen den Unbehouwen genannten Edelmann von Dorlisheim mit dem zwischen 1341 und 1359 urkundlich bezeugten Burggrafen Johannes von Dorlisheim, genannt Unbehouwen; vgl. auch Mentgen, Studien (1995), S. 357 f.

(3) Aus der Textstelle geht nicht klar hervor, ob es sich bei Zimberlin ebenfalls um einen Adligen gehandelt haben soll. Zuweilen wird Zimberlin mit dem nicht namentlich genannten Bauern und Schankwirt (caupo) identifiziert, der nach Johannes von Winterthur die Judenschläger im Elsass (auch bei der Belagerung Colmars) angeführt haben soll; vgl. EL01, Nr. 204. Dazu auch Mentgen, Studien (1995), S. 357. Am 28. August 1339 schwor Ritter Rudolf von Andlau als Gerichtsherr Johann Zimberlins, dass sich dieser in den nächsten zehn Jahren ruhig verhalten werde; vgl. EL01, Nr. 246. Nach Matthias von Neuenburg hießen die beiden Anführer der Armlederbewegung im Elsass Emich und Zimberlin; vgl. EL01, Nr. 203.

Überlieferung:

Paris, BNF, Ms. all. 91, S. 82, Orig., dt., Perg.

  • Fritsche Closeners Chronik, S. 103;
  • Code historique 1, 1, S. 126.
  • Arnold, Arnold (2004), S. 6;
  • Mentgen, Studien (1995), S. 357 f.;
  • Arnold, Armledererhebung (1974), S. 39

Kommentar:

Zu Fritsche Closener vgl. EL01, Nr. 199. Jakob Twinger von Königshofen übernahm in seiner zwischen 1382 und 1415 verfassten Straßburger Chronik die Textpassage Closeners wörtlich (Chronik des Jakob Twinger, S. 759). Ebenfalls fast wörtlich findet sich die Passage in einer in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s auszugsweise angefertigten Abschrift einer von 1227 bis 1454 reichenden Chronik des Colmarer Franziskanerklosters durch Conrad Scheerer; vgl. 'Aus einer untergegangenen elsässischen Chronik', S. 460 f. Im Wesentlichen beruhen die dort wiedergegebenen Informationen auf einer Colmarer Dominikanerchronik; vgl. 'Älteste deutsche Chronik von Colmar'.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 214, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01s4.html (Datum des Zugriffs)

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