Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 312

1347 Oktober 30, [Hagenau]

Werner Spitze (Wernher Spitze) und Klaus Meier (Clauwes Meyger), Schöffen zu Hagenau, bekunden, dass folgende [acht] Juden von Hagenau (Hagen[owe]): Meierlin, Sohn des alten Dyrel; Lasond; Isaak, Dyrels Sohn; Dyhemann; Isaak, Moses Sohn; Jakob, Senderlins Sohn; Michel, Viden Schwiegersohn, sowie Dyrel, Seckelins Bruder, vor ihnen erschienen sind und zusammen gelobt haben, dass die Juden von Hagenau gemeinsam alle Schulden der Stadt Hagenau bei Juden zu Straßburg gemäß den darüber ausgestellten Briefen zur Gänze bezahlen (gelten su̇llent und wellent gar und gentzlich) und damit die Schuldbriefe auslösen werden, alzo daz der hinderste brief geloͤset sie uf unserr frowen tag der iungern messe, der nu̇ nehest komet. Bis zu diesem Datum (8. September 1348) sollen und wollen die Juden die Schuldbriefe der Stadt Hagenau überantworten. Wegen derselben bzw. der Schulden soll der Stadt kein Schade entstehen in Bezug auf geliehenes Kapital oder Zinsen (umbe huͦbet guͦt noch umbe wuͦcher). Die Stadt hat diesbezüglich folgende Schöffen und Bürger (erbere scheffen und burgere) als Bürgen und [Mit-]Schuldner eingesetzt: die Schöffen Diemar Bogener den Alten, Diemar Bogener den Jungen, Peter Schott und Kunze Rosebaum sowie die Bürger Johann Harrer und Hermann Tuchmann (Duͦchman). Diesen haben die Juden Leib und Gut, ihre Schulden, ihre Häuser und ihre Höfe, ihr Hausgeschirr (husgeschirre) und alles, was sie an liegenden und mobilen Gütern besitzen, als Garantie dafür verpfändet, dass sie bis zum genannten Termin die Schulden bezahlen und die Schuldbriefe aushändigen, ohne dass die Stadt Hagenau einen Schaden nimmt. Tun die Juden dies nicht, dürfen die eingesetzten Bürgen die Juden persönlich und alles, was sie besitzen, angreifen und pfänden zuͦ eime gerihten dinge. Mit diesen Pfändungen soll sich kein weltliches oder geistliches Gericht befassen noch Landfrieden[skommissionen]. Wenn die Bürgen bei diesen Aktionen irgendeinen Schaden erleiden und diesen mündlich geltend machen, müssen die Juden unverzüglich völlige Wiedergutmachung leisten. Die erwähnten acht Juden geloben an Eides Statt (an eide stat), auf keinem rechtlichen Wege in irgendeiner Weise unter Berufung etwa auf ihre Freiheiten und ihr Recht gegen die von ihnen in vorliegender Urkunde anerkannten Verpflichtungen anzugehen, und hant sich verzigen usgenomenliche, dz sù niemer wellent gesprechen, dz su zuͦ disen vorgeschriben dingen benoͤtet wu̇rdent wider iren willen, und hant sich verzigen sunderlich dez rehtes, daz da sprichet, gemeine verzihunge uffe allu̇ reht sie niemanne schade.

Ankündigung der Siegel der Schöffen Werner Spitze und Klaus Meier.

[…] geben […] an dem nehesten zinstage vor aller heilgen tage, do men zalte von gottes geburte drizehenhundert iar unde in dem sibenden und vierzigesten iare.

Überlieferung:

Haguenau, AM, GG 63/6, Orig., dt., Perg.

  • Lempfrid, Beiträge (1912/13), Nr. 12, S. 125-127;
  • Scheid, Histoire (1881), Nr. 3, S. 87 (ungenau und unvollständig).
  • Mentgen, Studien (1995), S. 362;
  • Weil, Sens (1992), S. 32;
  • GJ 2, 1, S. 314;
  • Gunzert, Kirchenleben (1936), S. 84;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 67, Anm. 149;
  • Lempfrid, Beiträge (1912/13), S. 115 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 13.03.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 312, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01jo.html (Datum des Zugriffs)

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