Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 304

1347 Januar 12, [Hagenau]

Meister und Rat zu Hagenau (Hagen[owe]) bekunden, dass die [Hagenauer] Juden Meyerli, Lasond, Dyheman, Ysack, Dyrels sùn, Iacob, Senderlins sun, Ysack, Moyses sun, Symelman, ver (1) Rychelin dohterman, Dyrel, Seckelins bruͦder, und Michel, Viden dohterman, namens der jüdischen Gemeinde einen Jahreszins von 10 Pfund Pfenningen auf drei im Eigentum der Gemeinde stehende Immobilien (erstens Herrn Ottelins Haus und Keller, zweitens das Haus, in dem die Fronwaage hängt, gelegen zwischen Wolfram dem Kotter einerseits und andererseits neben Moyses an dem schuͦlhofe, drittens des von Osterholtz Haus und Keller, gelegen einerseits neben Moyses hus an dem schuͦlhofe und andererseits neben Herrn Ottelins Haus) für 100 Pfund Straßburger Pfennige an den Hagenau Bürger Klaus Mundelin und seinen Erben verkauft, diese Summe erhalten und sie dem gemeinen Nutzen aller Hagenauer Juden zugeführt haben. Die Juden müssen den Zins in Hagenau jährlich zuͦ dem ahten tage zuͦ wihennahten ausbezahlen und haben sich eidlich vor Meister und Rat dazu verpflichtet. Falls die Juden gegen diese Verpflichtung mehrere Jahre verstoßen, dürfen Klaus Mundelin oder seine Erben sie vor dem Schultheißengericht zu Hagenau verklagen. Die Juden verzichten für sich und ihre Erben auf Rechtsmittel jeglicher Art gegen die vorgenommene Transaktion und hant sich verzigen sùnderlich dez rehtes, daz da sprichet gemeine verzihungen uffe allù reht sie niemanne schade. Allerdings haben die Juden sich das bis Lichtmess (2. Februar) befristete Recht vorbehalten, den Zins von 10 Pfund Pfennigen gegen Erstattung der 100 Pfund Pfennige wieder zurückzukaufen. Verlangen sie dies jedoch erst nach besagtem Termin, müssen sie für das fragliche Jahr Klaus Mundelin oder seinen Erben den Zins entrichten.

Besiegelt auf Bitten der Juden und Klaus Mundelins mit dem großen Stadtsiegel von Hagenau.

[…] geben […] an dem ersten fritage vor sante Anthonien tag, do men zalte von gottes geburte drizehenhundert iar und in dem sibenden und vierzigesten iare.

Rückvermerk:

wie die Juden uf Juden husern zuͦ kouffende geben hant Claus Mundel .x. lib. geltes zuͦ widerkouffe (14. Jh., auf angefügtem Zettel)

(1) Zwischen Symelman und Bychelin (so fälschlich statt Rychelin) steht ein v mit er-Kürzel, das Lempfrid, Beiträge (1912/13), S. 125, als Abkürzung für 'vorgenant' gedeutet hat, was jedoch keinen Sinn ergibt. Gemeint ist vielmehr ver = vrouwe; vgl. Lexer, Taschenwörterbuch (1992), s.v. vrouwe, S. 300.

Überlieferung:

Haguenau, AM, GG 63/5, Orig., dt., Perg.

  • Scheid, Histoire (1881), Nr. 5, S. 88 f. (dort in Z. 17 zu korrigieren: statt "koffet hant" verkoͧffet hant sowie die falsche Signatur GG 64/5).
  • Lempfrid, Beiträge (1912/13), Nr. 11, S. 125
  • GJ 2, 1, S. 314;
  • Gunzert, Kirchenleben (1936), S. 84;
  • Lempfrid, Beiträge (1912/13), S. 115.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 304, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01il.html (Datum des Zugriffs)

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