Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 286

1345 März 3, Schlettstadt

Berthold [II.], Bischof zu Straßburg, Heinrich, Abt [der stift von] von Murbach, Johanna von Montbéliard (Montepiligarte), Gräfin zu Katzenelnbogen, Ulrich Diebald (Diebalt) von Hasenburg, Pfleger und Amtmann der Herzogin von Österreich im Sundgau, Peter von Bollweiler (Bolwilr), Landrichter des Landgerichts im Oberelsass (in obern Elsasze) anstatt der Herzoge von Österreich, der Edelknecht Hannemann vom Hus (Hanneman vom Huse), Vogt zu Ensisheim anstatt der Herzöge von Österreich, Ludwig [VIII.] und Friedrich [II.], Grafen von Oettingen, Landgrafen und Landvögte im Elsass, Heinrich von Rappoltstein, Herr zu Hohenack (Hohennacke), Johann von Rappoltstein (Rapoltzstein) d. Ä., die Vettern (gevettern) Ulrich und Johann zu Hoh-Rappoltstein (zuͦ der hohen Rapoltzstein) sowie die Bürgermeister, Räte und Bürger der Städte Straßburg, Basel, Freiburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Colmar, Breisach, Neuenburg, Mülhausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster bekunden, dass sie sich zu ihrem und des Landes gemeinem Nutzen (gemeinlichen nutz unde notdurft) einhellig zur Einhaltung folgender Regelungen eidlich verpflichtet haben: 1. Entsteht künftig ein Aufruhr im Lande gegen Ordensangehörige oder Weltgeistliche, andere Christen oder Juden von Armleders oder eines ähnlichen [Anführers] oder deren Helfer wegen, sollen die Bündnismitglieder, die am unmittelbarsten davon betroffen sind, denselben sobald wie möglich bekämpfen (were, das dehein uflouf hinnant hin in dem lande geschehe, der uflouf gienge ùber phaffen, sù werent geistlich oder weltlich, oder ùber ander cristan lùte oder ùber iuden, von wem die ufloͤuffe geschehen, es were von Aremleders wegen oder dem das gelich ist oder von iren helfern, welem .. herren oder weler .. stat das geschehe, die an disem briefe geschriben stant, welen es denne aller nechiste under ùns were, die soͤnt es weren mit der hende unde mit aller macht bi dem eyde, so verre sù múgent, ane geverde, als balde sù es befindent). Drohen sie dabei zu unterliegen, sollen sie die übrigen Herren und Städte zur Hilfe ermahnen, die diese gemäß ihrem Eid unverzüglich zu leisten haben. [2.] Kommt es in einer [Bundes-]Stadt oder einer Burg bzw. im Herrschaftsbereich eines Herrn, der zum Bündnis gehört, zu einem gegen Kleriker, [andere] Christen oder Juden gerichteten Streit (missehelle) oder Aufruhr (der uflouf gienge ùber phaffen, cristan lùte oder iuden), soll dort gelten, was der merreteil des rates in der stat oder der .. herre und sin rat, da soliche ufloͤuffe geschehen, ùberein kement. Wer wegen seiner Taten von einer Stadt oder einem Herrn des Bündnisses ausgewiesen wurde, darf von keinem anderen Bündnismitglied als Bürger aufgenommen werden. Sollten sich [besagte] Mehrheiten der Stadträte oder der Herren und ihrer Räte dort, wo der Aufruhr geschieht, nicht durchsetzen können, sind die Bündnispartner eidlich verpflichtet, die [zu unterliegen drohenden] Mehrheiten, als balde sie es befindent, gegen die Opposition zu unterstützen. [3.] Entsteht Aufruhr der beschriebenen Art, durch wen auch immer angezettelt, im [Herrschaftsbereich] von Herren oder Städten [im Lande] ohne, dass man dort dagegen einschreiten will, sollen die nächstliegenden Bündnismitglieder an jene Herren oder Städte eine Botschaft mit der Aufforderung senden, die Anstfiter der Unruhen unverzüglich anzugreifen und weiteres Unheil zu verhindern (so sol der .. herre oder die stat, die inen denne aller nechist gesessen sind, inen verbottescheften, das sù die unverzogenlich angriffent, die under inen solich ufloͤuf machent, unde soͤnt es inen also weren, das man von inen solicher gebresten ane sorge mùge sin). Weigert sich ein Herr oder eine Stadt, dieser Aufforderung nachzukommen, und werden die Anstifter nicht verbannt, werden die Bündnismitglieder beschließen, sie an Leib und Gut genauso zu schädigen, als wären sie die Anstifter der Unruhen. [4.] Sollte ein Bündnismitglied herausfinden, dass irgendein neuer Hintersasse durch seine Taten oder Reden an einem solchen Aufruhr [Mit-]Schuld getragen hat, darf dieser durch das Bündnismitglied vor Gericht gestellt werden, wie es sich geziemt, was niemandes Rechte verletzt (als iren eren wol anstat ze tuͤnde, unde tuͤnd dar an gegen niemanne dehein unrecht). [5.] Falls irgendein ein Bündnismitglied oder seine Boten jemanden zusammen richten und deshalb angegriffen und an Leib und Gut geschädigt werden sollten, sind die Bündnispartner durch ihren Eid verpflichtet, [den Angegriffenen] unverzüglich zu Hilfe zu kommen und zu beraten, wie sie Leib und Gut der Täter [am besten] schädigen so verre und so vaste, untze das wirt widertan. [6.] Möchten Herren, Städte oder andere Interessenten auch dem Bündnis angehören, mögen sie nach Gutdünken aufgenomen werden. [7.] Besiegelt eines der in der Urkunde aufgeführten Bündnismitglieder die letztere nicht, gehört es der Allianz nicht an, wohl jedoch gelten die Vereinbarungen für die anderen, die aufgeführt sind und gesiegelt haben, sowie für alle, die sich har zuͦ verbindent. [8.] Die Herren und Städte des Bündnisses haben dessen Gültigkeit beschworen für die Zeit vom Datum der Urkunde bis zum nächsten Georgstag (23. April 1345) und von da an für die nächsten fünf Jahre. [9.] Der Eid der Bündnispartner beinhaltet auch die Pflicht, sich im Falle von Aufruhr der beschriebenen Art während der Geltungsdauer des Abkommens gegenseitig mit Rat und Tat zu helfen, bis ein Rechtsverfahren den Aufstand beendet hat (untz es uszgetragen und verrichtet wirt). [10.] Die genannten Herren und Städte des Bündnisses haben den Inhalt der Urkunde und die Einhaltung ihres Inhalts in Wort und Tat mit einem gestabten Eid zu den Heiligen beschworen.

Siegelankündigung der einzelnen Bundesmitglieder.

[…] geben zuͦ Sletzstat, an dem nehisten dunrestag vor mitterfasten in dem iare, do man zalte von gotz gebúrte drútzehen hundert iar unde fúnf unde viertzig iar.

Überlieferung:

Strasbourg, AM, CH 1196, Orig., dt., Perg.

  • UB Straßburg 5, Nr. 130, S. 132-134;
  • Rappoltsteinisches Urkundenbuch 1, Nr. 568, S. 441-443.
  • Jordan, Landgericht (2002), Nr. 37, S. 240;
  • Oberrheinische Stadtrechte 3, 3, Nr. 86, S. 102 (Auszug);
  • Cartulaire de Mulhouse 1, Nr. 216, S. 188 f.;
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 179, S. 50;
  • Monuments de Bâle 3, S. 829;
  • RI (alt) 1314-1347, Nr. 124, S. 246;
  • Alsatia diplomatica 2, Nr. 1007, S. 180;
  • Regesta chronologico-diplomatica 2, Nr. 7, Sp. 488.
  • Fahrner, Landfrieden (2007), S. 215;
  • Haverkamp, Tod (1977), S. 82;
  • Ginsburger, Juifs à Munster (1939), S. 7;
  • Ephraim, Histoire (1925), S. 13 und 44;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 67;
  • Müller, Landstände (1907), S. 20;
  • Weiss, Geschichte (1896), S. 8 f.;
  • Scheid, Histoire (1887), S. 29 f.;
  • Leupold, Berthold (1882), S. 126.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 24.06.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 286, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01g2.html (Datum des Zugriffs)

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