Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 269

1343 November 3

Peter von Bollweiler, Landrichter im oberen Elsass, beurkundet eine gütliche Einigung zwischen dem Colmarer Juden Josef von Kaysersberg und Johanna von Montbéliard, Gräfin zu Katzenelnbogen, wegen der auf sie und ihren verstorbenen Gemahl Rudolf, gen. Hesse, Markgraf von Baden, lautenden Altschulden bei dem Juden in Höhe von 900 kleinen Florentiner Gulden. Zu deren Abtrag wird eine Rückzahlung zu je 300 Gulden an drei Terminen vereinbart. Im Säumnisfall müssen vier namentlich benannte Amtleute der Gräfin nach Sennheim ins Einlager ziehen. Erfolgt in diesem Zeitraum immer noch keine Tilgung der Beträge, fallen danach wöchentliche Verzugszinsen an. Kommt es jedoch zur Rückzahlung, soll der Jude der Gräfin über jede Rate eine Urkunde ausstellen lassen. Ein 'Rechenbrief' (1) und eine Schuld-Urkunde über die Gesamtsumme von 900 Gulden plus Zinsen sollen im Kloster Unterlinden in Colmar deponiert werden und sind der Schuldnerin im Tilgungsfalle oder aber dem Juden bei Zahlungsrückstand auf Verlangen auszuhändigen. Dann jedoch hat die Gräfin ihrerseits Anspruch auf Ausstellung neuer Urkunden über die genaue Restschuldsumme. Fällt einer der Bürgen aus, muss sie für adäquaten Ersatz sorgen.

Vor uns, hern Peter von Bolwilr, lantrichter in obern Elsaz am lantag am Schiltperg (1) an dem mentag nah aller heiligen tag, stuͦnt in gerichte Ioseph von Keysersperg, ein iude von Kolmer, und veriah das du [!] hoche edel, unser gnedige vroͧwe vro Iohanne von Motbligart, grefin ze Katzenelnboͤge, mit im lieblich und guͦtlich gerichtet unde uberein komen ist umbe alle sachen unde schulden, so si unde der edel herre markgraf Ruͦdolf selige genant Hesse von Baden, ir elich man, im schuldig waren untz an disen hùttigen tag. Also daz si im mit rechter rechnunge schuldig ist nùnhundert kleiner guldin von Florentze guter unde geber, die si im oder sinen erben, ob er nicht enwere, gelobt hat fur sich und fur ir erben ze geltende unde ze gebende, drù hundert ze den nehsten ostern, so nu koment, unde darnah ze dem nehsten sant Gallen tag, so darnah kumet, drù hundert guldin unde aber darnah ze den nehsten ostern, so darnah koment, die uberigen drù hundert guldin. Unde daruber ze einer meren sicherheit hat si im ze burgen unde ze gelten geben unverscheidenlich Johansen, irn schaffener ze Bethfort, Johansen, irn schaffener ze Rotenberg, Gerhart den Wespatten, irn pheleger [!] ze Hericort, unde Heinrichen, irn meier von Troͧbach. Also were, das si oder ir erben nicht gulten dem egenanten Ioseph oder sinen erben die vorgeschribenen schulde ze den vorgenanten zilen, so sullent sich die vorgenanten ir búrgen antwrten ze Senhein in recht giselschaft in den nehsten achte tagen nah des vorgenanten iuden oder siner erben oder irs gewizsen botten manunge unde sollent niemer von der giselschaft komen, want mit der [!] vorgenanten iuden willen. Unde wenne die vorgenanten ir búrgen zwen manode geleistent, so sol darnah uf die drù hundert guldin alle ẃchen ein klein guldin von Florentze ze gesuͧch alle die wile, so die selben drù hundert guldin unvergolten sint, die vorgenanten ir búrgen leisten oder nùt, so sol doch uf die selben drù hundert gan nah den zwein maneden nah der [!] iuden manunge alle ẃchen ein guldin ze gesùch alle die wile, so si unvergolten weren. Man sol och wissen, wenne si oder ir erben dem egenanten iuden oder sinen erben geben unde geltent drù hundert guldin, so sol er ir geben briefe under der stette ingesigel von Kolmer oder vor dem lantgerichte, das si im so vil guldin vergelten hat oder anderswa, wa si es wil, ane des selben iuden schaden, unde sol das tùn ze iekelichem der vorgeschribenen driu zilen. Es ist òch ze wissende, das der selb iude hat von ir ein rechen brief unde ein schulde brief, die sol er antwirten ze Underlinden in daz kloster von ir beider wegen mit solichem gedinge, wenne si oder ir erben dem egenanten iuden oder sinen erben die vorgenanten nun hundert guldin unde den gesuͧch, ob dekeiner daruf gangen were, gentzelich vergeltent, so sollent si ir die vorgeschribenen ir briefe alle wider gelten (2) ane allen furzog unde ane alle geverde. Si sol im och die selben guldin ze iekelichem zile richten unde gelten ze Kolmer in die stat ane sinen schaden. Es ist oͧch ze wissende, were das si oder ir erben der vorgenanten zile einen versessen, welre das were, unde dem egenanten iuden oder sinen erben nút gulten, wolte dan der iude oder sin erben nút enpern, so sol man im nah den zwein manoden die briefe wider geben, die ze Underlinden ligent, doch mit solicher gewarsam, das er oder sin erben ir oder ir erben gûte briefe geben sol, under der stette ingesigel von Kolmer oder vor dem lantgerichte, ein iuden brief, oder vor dem officium von Basel, welen si wil under den vier briefen, da mit si unde ir erben wol sicher sin, daz im die briefe nut me standen dan so vil, so si im von den nùnhundert guldin denne schuldig blibet. Man sol oͧch wizsen, were daz der vorgenante ametlùten einer oder me sturbe oder abgesetzet wr̀de, ee das du vorgenante schulde genczlich vergolten wr̀de, so sol si oder ir erben den ametman, den si an des stat setzende wirt, so da abgegangen were, solich haben, das er es oͧch gelobe unde swer ze tuͦnde als es die andern ametlùte gelobet unde gesworn hant. Unde alle dise vorgeschribenen ding gelobet si bi gúten truwen ze tuͦnde unde stetezehabende, als da vor mit worten bescheiden ist, ane fúrzog unde ane alle geverde. Und ze eim urkunde unde bette des egenanten iuden ist dirre brief geben besigelt mit des lantgerichtz ingesigel in obern Elsaz. Der wart geben an dem vorgenanten mentag, do man zalte von gotz gebùrte drùzehen hundert unde drù unde viercig iar.

Rückvermerk:

Ain lantgericht brief, wie fraw Johann. von Muͤmpelgart Josephen dem Juden von Kolmarn nicht mer schuldig was denn CCC guldem[!] (15 Jh.?), darunter von anderer Hand (irrig:) 1341

(1) Das Deutsche Rechtswörterbuch definiert 'Rechenbrief' wie folgt: 'schriftlicher Nachweis über Geldschulden, Forderungen, Zahlungen usw.' (http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/e/re/chen/brie/rechenbrief.htm).(1) Gelegen im Gebiet von Rixheim im Oberelsass; vgl. Jordan, Landgericht (2002), S. 229.

(2) An Stelle des t eine kleine Rasur.

Überlieferung:

Innsbruck, Tiroler LA, II, Nr. 831, Orig., dt., Perg.

  • Briefe der Feste Baden, Nr. 1067, S. 141, Anm. (zu 1341 XI 5).
  • Mentgen, Studien (1995), S. 473;
  • GJ 2, 1, S. 394 und 417.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 03.09.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 269, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01d0.html (Datum des Zugriffs)

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